"Nein, wir haben keine nassen Füße bekommen", blickte ein Anwohner am Knetzgauer Seeweg am Samstagmittag auf die vergangene Nacht zurück. Noch immer ist der Westheimer Bach so stark angeschwollen, dass sein wild strudelndes Wasser bis an die Unterkanten der Brücken im Altort reicht. Aber er hat sich nicht zum Hochwasser ausgebreitet, kein Keller ist vollgelaufen.
Da konnten sich die Menschen, die in Knetzgau im Umfeld der Brücke wohnen, seit Freitagnachmittag nicht sicher sein: Denn das Hochwasser, das weite Teile Frankens am Freitag heimsuchte, überkam den Westheimer Bach so massiv, dass sein Stauwehr westlich der Autobahn einfach überlief. Das machte die Stauregulierung größtenteils unwirksam, und der Spiegel des Gewässers stieg in Knetzgau bedrohlich an. Die Gemeinde rief die Anwohner dazu auf, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, insbesondere ihre Keller zu räumen.
Ein Glück für die Knetzgauer, dass es am Freitagnachmittag dann aufhörte zu regnen. Was über die Nacht hinweg dann schließlich für Entspannung sorgte. "Die Lage hat sich stabilisiert", sagte am Samstag gegen 14 Uhr ein gegenüber dem Vortag deutlich entspannter Bürgermeister Stefan Paulus.
Der Pegel sinkt, der Pegel steigt
Viele Anwohner und Schaulustige waren sich da nicht sicher, weil der Westheimer Bach auch am Samstagmittag noch sehr viel Wasser führte. "Der Pegel steigt mal ein paar Zentimeter, dann fällt er wieder", wunderte sich eine ältere Frau, die das Geschehen aufmerksam verfolgte. Nachbarn erklärte ihr, dass es daran liege, "dass die da oben immer mal wieder mehr und dann wieder weniger Wasser ablassen."
Mit "die da oben" waren die Mitarbeiter der Gemeinde gemeint, die die Schieber am Stauwehr bedienen. Was die meisten Knetzgauer nicht wissen konnten, weil das Wehr eigentlich unzugänglich ist: Der Wasserstand im Rückhaltebecken neben der Autobahn war am Samstagvormittag schon so weit gefallen, dass kein Wasser mehr über den Damm strömte.
Und warum sinkt dann der Wasserstand des Westheimer Baches im Altort nicht, ehe er in den Main mündet? "Weil wir jetzt versuchen, den Stausee so schnell wie möglich zu entleeren", erklärte Bürgermeister Paulus. Erstens um die Dämme zu entlasten, zweitens, weil niemand weiß, wann das nächste Hochwasser kommt.
Aus dem Steigerwald kommt nach wie vor Wasser
Der Bürgermeister sprach von 130 000 Kubikmetern Wasser im Staubereich. Durch die Schieber im Stauwehr würden nun bis zu zwei Kubikmeter Wasser pro Sekunde abgelassen. Dass es 40 Stunden oder mehr dauern werde, bis der See abgelassen ist, liege daran, "dass ihm aus dem Steigerwald natürlich noch viel Wasser zufließt", sagte Paulus.
In den vom Hochwasser stark betroffenen Knetzgauer Ortsteilen Zell, Oberschwappach, Westheim und Hainert war am Samstag von den Überflutungen so gut wie nichts mehr zu sehen. Hier und da lagen noch Sandsäcke herum, Treibgut und Sediment markierten den Hochwasserhöchststand. Um die Mittagszeit herum hatten viele Anwohner längst vor der eigenen Haustüre gekehrt, um die Spuren des Unwetters zu beseitigen. Und Außenstehende mögen sich über die Gelassenheit gewundert haben, mit der die Bevölkerung in den betroffenen Dörfern die schwierige Situation gemeistert hat.