Bis Jahresende reicht das Geld für den Betrieb des Haßfurter Flugplatzes. Diese gute Nachricht konnte Günther Mendel den Mitgliedern des Kreisausschusses Haßberge in deren Sitzung am Montag überbringen. Er machte aber gleichzeitig deutlich, dass die Pandemie auch am Haßfurter Verkehrslandeplatz nicht spurlos vorübergegangen sei. "Corona hat den Flugplatz mit voller Wucht getroffen." Von Beginn des Shutdown bis Ende Juni sei der Betrieb um rund 54 Prozent des gewohnten Umfangs geschrumpft. Bis Mitte Mai sei der Flugplatz nur eingeschränkt betrieben worden. Allerdings war der Tower in Haßfurt dennoch besetzt, so Mendel, denn das Staatsministerium für Bau, Wohnen und Verkehr habe die Bitte des ADAC an die Gesellschaft herangetragen, die Tankanlage in Betrieb zu halten, damit die Abwicklung der Flüge des Rettungsdienstes und der Polizei gewährleistet seien. Aus diesem Grund habe man die Tankanlage voll befüllt und auch den Tower besetzt.
Mendel ist zwar seit 1. Oktober aus seinem Amt - für dessen Ausübung ihm Landrat Schneider dankte - ausgeschieden, übernahm aber noch einmal für seinen designierten Nachfolger, der in der nächsten Sitzung des Kreistags vorgestellt wird, die Aufgabe, die Mitglieder des Kreisausschusses über Auslastung, Betrieb und wirtschaftliche Situation der Einrichtung zu informieren. Corona war nämlich nicht der einzige Schlag, mit dem der Flugplatz fertigwerden musste. "Viel schlimmer als die Pandemie hat uns getroffen, dass die Stadt Schweinfurt, ohne sich vorher mit uns in Verbindung zu setzen, ihren Status als Gesellschafter gekündigt hat."
Zum einen verdeutlichte Mendel die vertraglich eindeutige Situation. Die Stadt Schweinfurt habe keinen Anspruch auf irgendeine Form von Entschädigung. "Die Zahlungen in Höhe von 1 119 622,8 Euro, die von der Stadt Schweinfurt bisher geleistet wurden, sind für sie somit verloren." Andererseits müsse nun überlegt werden, wie man den Ausfall des bis zum Jahr 2024 fest eingeplanten Betriebskostenzuschusses aus der Kugellagerstadt in Höhe von 50 000 Euro jährlich kompensieren könne.
Unterstützer gesucht
Auf der einen Seite böte sich eventuell eine Lösung an, wenn es gelänge, neue kommunale Unterstützer ins Boot zu holen. Mendel nannte in diesem Zusammenhang die Landkreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Schweinfurt, die ja letztlich vom Haßfurter Flugplatz als wichtige Infrastruktureinrichtung der Region mit profitierten. Landrat Wilhelm Schneider sei in dieser Sache auch bei seinen Amtskollegen und Führungskräften im Regionalen Planungsverband vorstellig geworden. Diese hätten ihm zwar Unterstützung zugesagt, aber keinesfalls in der Nachfolge der Stadt Schweinfurt als Gesellschafter der Verkehrslandeplatz GmbH.
Ein Geschäftsmann zeigt Interesse
Bleibe noch der Weg, einen "neuen nichtkommunalen Unterstützer" zu gewinnen, so Mendel. Landrat Wilhelm Schneider griff diese Überlegung auf und berichtete ergänzend, er sei zusammen mit Günther Werner, dem Bürgermeister der Stadt Haßfurt, in Verhandlungen mit einem privaten Interessenten. Dabei handele es sich um einen Geschäftsmann, der unter Umständen bereit wäre, die bisherigen Anteile der Stadt Schweinfurt - oder nach einem neuen Verteilerschlüssel - zu übernehmen. "Interessanterweise", so der Landrat, "handelt es sich dabei um eine Firma aus Schweinfurt."
"Wir versuchen alles, was wir können", so der Landrat, der andeutete, auch in Sachen Gastronomie könne sich am Flugplatz eine Lösung finden lassen. "Es wäre wichtig, zumindest von Frühjahr bis Herbst am Flugplatz einen Gaststättenbetrieb anbieten zu können." Ein weiterer Punkt, so Mendel, sei die Reduzierung von Aufgaben. Dazu habe es Gespräche am Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bauen und Verkehr gegeben mit dem Ziel, Öffnungszeiten anzupassen und sie vor allem in den Herbst- und Wintermonaten zu verringern. Hierzu habe man bereits eine positive Rückmeldung erhalten. Schließlich teilte er auch noch den positiven Jahresabschluss für das Jahr 2019 mit, für den zwar noch die Prüfung ausstehe, sich bisher aber nur ein kleiner Fehlbetrag von 155 Euro ergebe.
Zuvor hatte Mendel darauf hingewiesen, dass der Flugplatz Haßfurt im Gesamtverkehrsplan Bayern als „Schwerpunktlandeplatz“ ausgewiesen sei und diese Aufgabe auch für die Region 3 Main-Rhön wahrnehme. „Jede Planungsregion soll nämlich einen Verkehrslandeplatz vorhalten. Der Verkehrslandeplatz ist eine wichtige Verkehrsinfrastruktureinrichtung.“ Auch die fränkischen Wirtschafskammern hätten in ihrem aktuellen Zwölf-Punkte-Programm „Verkehr“ die Vorhaltung von Verkehrslandeplätzen mit Instrumentenflugverkehr gefordert..
Weniger Flugbewegungen
Polizei, Rettungsdienste und Streitkräfte flögen Haßfurt regelmäßig, mindestens dreimal im Monat, zum Betanken an, außerdem werde der Platz zur Aufnahme von Einsatzkräften genutzt. Auch ist der Platz Hubschrauberlandeplatz der Haßberg-Klinken, über den immer wieder Organtransporte abgewickelt würden. Im Jahre 2019 habe es laut Mendel "nur" 12 361 Flugzeugbewegungen gegeben, was einer Minderung von 16,8 Prozent gegen über dem Vorjahr entspreche. In diesem von Corona gebeutelten Jahr 2020 seien es bis 31. August nur 6707 Flugbewegungen gewesen, das liege noch einmal 32 Prozent unter dem Vorjahresniveau.
Keine staatliche Förderung
Kreisrat Hennemann brachte in die Diskussion den Umstand ein, dass der Flugplatz Hof-Plauen, der deutlich weniger Flugbewegungen aufweise als der Flugplatz in Haßfurt, vom Staat gefördert werde. Henneman wollte wissen, warum nicht auch der Haßfurter Flugplatz in den Genus einer solchen Förderung komme „wenn unser Flugplatz von der Anzahl der Flüge und der Infrastruktur eine so große Bedeutung hat". Dem Eberner Bürgermeister fehlte auch das Verständnis, dass sich die Stadt Schweinfurt aus der Gesellschaft verabschiede, obwohl sie mit ihrer Großindustrie das größte Interesse an einem funktionierenden Flugplatz haben müsste. Landrat Schneider habe sich in Sachen staatliche Förderung mit dem Beispiel Hof an das zuständige Ministerium gewandt, so Mendel. Die Förderung hänge zusammen mit dem Vorhandensein einer Flugaufsicht, die für den früher durchgeführten Linienflugbetrieb in Hof benötigt worden sei. Deshalb bekomme Haßfurt diese Förderung nicht. Die Aufrechterhaltung der Förderung für Hof stelle wohl eine Art "Besitzstandswahrung" dar, so Landrat Schneider.
Treibstoffverkauf zurückgegangen
Aufgrund weniger Flugzeugbewegungen, so Mendel, sei auch der Treibstoffverkauf um 15 Prozent zurückgegangen, der sich im Jahre 2019 noch auf 84 249 Liter belaufen hatte. Der Verkehrslandeplatz werde aber stark frequentiert durch eindeutig gewerblich genutzte Luftfahrzeuge sowie durch Polizei und Rettungsdienste. Rund 49 Prozent JET-A-1-Treibstoff seien dabei mineralölsteuerfrei abgegeben worden. In diesem Zusammenhang erwähnte Mendel, dass auch der Rettungsdienst des ADAC bis zu fünfmal monatlich hier auftanke, auch die drei „Christoph-Rettungshubschrauber“ von Suhl, Ochsenfurt oder Bayreuth, aber auch Transporte aus dem Raum Nürnberg landeten hier. Wer sich gerade in der Luft oder am nächsten zum Haßfurter Landeplatz befinde, nutze eben in Haßfurt diese Möglichkeit des Auftankens.