Dass durchaus auch ein Video mit einem ernsten Hintergrund viral gehen kann, hat der Beitrag von Oliver Merkl bewiesen. Der Obermeister der Friseurinnung hat vor einigen Tagen zusammen mit seinem Stellvertreter Volkmar Greb auf die prekäre Situation in seinem Handwerk durch die andauernde Corona-Pandemie aufmerksam gemacht. Bereits am ersten Tag wurde das Video auf Facebook und Instagram fast 1000 Mal geteilt und hatte über 25 000 Aufrufe zu verzeichnen.
Alles dicht seit Mitte Dezember
"Wir wissen nicht mehr, wie es weitergehen soll", sagt Oliver Merkl, der sich zusammen mit Volkmar Greb und Heinz Göhr, dem Geschäftsführer der Landkreisinnung, sowie den Innungsmitgliedern Sandra Korn und Regina Aumüller per Videokonferenz mit unserem Reporter unterhielt. Mitte des vergangenen Jahres schöpften die Friseure noch Hoffnung, nachdem sie zum Ende des ersten großen Lockdowns am 4. Mai ihre Geschäfte wieder hatten öffnen dürfen. Ausgerüstet mit Desinfektionsmittel, Mundschutz, Einmalumhang und Co. klappte es mit Terminvergabe sehr gut, die Hygiene- und Abstandsvorschriften einzuhalten. Der 16. Dezember machte schließlich alles zunichte. Und keiner weiß, wie lange der momentane Lockdown noch andauern wird.
Auch die Kunden stehen auf der Seite "ihres" Friseurs, wie über 150 Kommentare auf der Facebookseite unter dem Video verraten. Oliver Merkl freute sich ganz besonders über eine Stammkundin, die von sich aus vorschlug, zwei Gutscheine zu je 50 Euro zu erwerben und nach dem Lockdown einzulösen.
Dennoch mischen sich Unverständnis, Wut, Verzweiflung und Angst um die eigene Existenz in die Gefühle der Inhaber der etwa 80 Friseurgeschäfte im Landkreis Haßberge. "Die Friseurslaons spielen im Infektionsgeschehen keine Rolle", sagt Merkl, der sich auf Zahlen des Landesinnungsverbandes Bayern beruft. Demnach gab es im Friseurhandwerk in ganz Bayern gerade einmal sechs gemeldete Covid-19-Fälle für das ganze Jahr 2020, von denen keiner anerkannt war.
Ausgeklügeltes Hygienekonzept
Die Friseure seien auch die erste Branche innerhalb der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege gewesen, die einen ausgeklügelten Arbeitsschutzstandard für Pandemie-Bedingungen vorweisen konnte. Am 1. September verkündete Gesundheitsminister Jens Spahn noch, man würde mit dem Wissen von heute, keine Friseure mehr schließen. Wenn Volkmar Greb diese Aussage hört, kocht in ihm die Wut hoch: "Wir haben alles gemacht und auch viel Geld investiert, damit Kunden und Angestellte bei uns sicher sind". Ohne nennenswerten Vorlauf mitten im Weihnachtsgeschäft war dann Schluss.
"Wir wissen nicht, wie wir unser Geschäft über die nächsten Wochen und Monate bringen sollen", sagen auch Sandra Korn aus Obertheres und Regina Aumüller aus Eltmann. Beide betreiben ihren eigenen Salon mit jeweils ein bis zwei Mitarbeiterinnen. "Andere Branchen bekommen 75 Prozent ihres Umsatzes als Unterstützung, aber wir gehen leer aus", sagt Oliver Merkl, der in seinem Salon "Art of Hair" in der Haßfurter Innenstadt sogar acht Angestellte hat. Keineswegs sind die Frisöre gegenüber anderen Geschäften neidisch, die die Förderung bekommen. Nein, sie möchten nur eine gerechtere Verteilung der staatlichen Hilfen.
"Es kann nicht sein, dass zum Beispiel sehr große Fast Food-Unternehmen viel mehr Unterstützung bekommen wie zum Beispiel kleine Friseursalons", so Merkl. Und selbst wenn es eine Förderung gibt, ist das ein Tropfen auf den heißen Stein, denn nur Fixkosten werden damit gedeckt, ergänzt Heinz Göhr, der alleine in seinem Friseurgeschäft in Ebelsbach arbeitet. Versicherungen, Beiträge und was man sonst noch so alles zum Leben braucht, zählen nicht dazu. Volkmar Greb zum Beispiel hat seine Familie mit drei Kindern zu ernähren, was ohne den Zugriff auf das Ersparte zur Zeit nicht möglich wäre. "Wir wollen nichts geschenkt, wir wollen nur überleben und natürlich arbeiten", sagt Sandra Korn dazu.
Finanzielle Notlage
Außerdem hängen noch rund 400 weitere Existenzen von Wohl und Wehe der Frisöre ab. Auf so viele schätzt Innungsobermeister Merkl die Anzahl der Beschäftigten in Landkreis Haßberge. Diese müssen sich momentan mit Kurzarbeitergeld begnügen, das rund ein Drittel weniger ist als der normale Lohn. Zusätzlich fallen auch die Trinkgelder weg, die im Monatsbudget einen nicht unerheblichen Teil ausmachen. Und auch hier werden die Geschäftsinhaber ihrem Schicksal überlassen, sagt Merkl. Das Kurzarbeitergeld wird zwar von der Agentur für Arbeit übernommen, die Abrechnung und somit die Überweisung erfolgt aber ein bis zwei Monate nachträglich. Deshalb müssten die Friseurmeister auch diesen Betrag vorstrecken, damit ihre Angestellten am Monatsersten ihre Miete bezahlen können.
Eine Hiobsbotschaft hat inzwischen den Vorstand der Kreisinnung erreicht. Ein sehr gut gehender Friseursalon im Landkreis Haßberge mit einigen Angestellten werde definitiv nach dem Lockdown nicht mehr öffnen. Der Druck durch die Pandemie und die weiterhin laufenden Kosten, die er nur schwer stemmen kann, veranlassten den Inhaber zu diesem einschneidenden Schritt. Der Landesinnungsverband vermutet laut Merkl, dass von den 80 000 Friseuren in Deutschland um die 20 000 ihre Selbstständigkeit verlieren werden.
Kontakt zu Dorothee Bär und Manuela Rottmann
Wie es sich für eine internetaffine Politikerin gehört, hat auch Dorothee Bär aus Ebelsbach das Video der Landkreis-Friseure gesehen und promt darauf geantwortet. Die Staatsministerin im Bundeskanzleramt und Beauftragte der Bundesregierung für Digitalisierung verspricht Oliver Merkl in einer E-Mail, den Kontakt zu wirtschaftspolitischen Fachpolitikern und zum Bundeswirtschaftsministerium herzustellen. Manuela Rottmann, Bundestagsabgeordnete der Grünen, nahm ebenfalls Kontakt zu Merkl auf und will demnächst in einer Videokonferenz seine Sorgen und Nöte anhören. "Ich hoffe, dass der Kontakt zu den Politikern auch wirklich was bewirkt und nicht nur Wahlwerbung für die kommende Bundestagswahl ist", zeigte sich Oliver Merkl skeptisch.
Darauf hat sie jetzt 15 Jahre hingearbeitet um den Virus zu erfinden.
Über manche Kommentarschreiber können einem schon manchmal die Worte fehlen.
Und dann noch Likes.
Es geht immer wieder nach oben.
Nur die nächsten Jahre keine 2 Kreuzfahrten, keine 2 Skiurlaube usw pro Jahr. War 1970 auch so bei dem größten Teil der Bevölkerung.
Meinen sie die waren unglücklich ?
Ich behaupte mal das Gegenteil.
Es gibt in vielen Bereichen ein Überangebot zb . Bäckerei , Dönerläden und besonders die Bekleidungsgeschäfte. Es wird zuviel produziert und dann weggeworfen.
Jetzt folgt hoffentlich eine Bereinigung des Marktes in allen Bereichen.
Kann für Menschheit nur gut sein.
Das mancher dann sein Streben nach Luxus herunterfahren muss ist normal.
Ich rede hier nicht von armen Menschen sondern die verwöhnten.