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Haßfurt
Haßbergkreis: Deshalb gab es Johnson & Johnson "für alle"
Landkreis reagiert auf Kritik, dass das Vakzin nicht ausschließlich der Prio-Gruppe 3 zur Verfügung gestellt wurde. Diese Gründe macht die Behörde geltend.
 Der Landkreis Haßberge verteidigt es, dass das Sonderkontingent von 800 Dosen mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson an alle interessierten Bürger vergeben wird - und nicht allein an Personen der Prio-Gruppe 3 (hier ein Symbolbild).
Foto: Daniel Karmann, dpa |  Der Landkreis Haßberge verteidigt es, dass das Sonderkontingent von 800 Dosen mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson an alle interessierten Bürger vergeben wird - und nicht allein an Personen der ...
Martin Sage
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:48 Uhr

Spätestens die Betriebsimpfung bei den Fränkischen Rohrwerken in Königsberg hat den Menschen im Haßbergkreis vor Augen geführt, dass Sonderkontingente an Impfstoff gegen das Coronavirus zwar des einen Freud, aber des anderen Verdruss sind. Wer nichts abbekommt, fühlt sich schnell benachteiligt. So ist es auch bei den 800 Impfdosen des US-amerikanischen Pharmakonzerns Johnson & Johnson, die dem Landkreis Anfang der Woche zugeteilt wurden.

Bewerben konnten sich für eine Impfung mit dem Vakzin jede Bürgerin und jeder Bürger, egal ob sich die Person innerhalb einer Priorisierungsgruppe befindet oder nicht. Und die 800 Impfdosen waren, ab Montagnachmittag angeboten, am Dienstagmorgen auch schon vergeben.

Warum haben die Impfzentren Hofheim und Zeil das Sonderkontingent nicht genutzt, um die Priorisierungsgruppe 3 durchzuimpfen, deren Masse die 60- bis 70-Jährigen bilden (daneben zum Beispiel auch medizinisch vorbelastete Personen)? Schließlich hinkt der Kreis hier beim Impftempo im landes- und bundesweiten Vergleich hinterher. "Diese Gruppe rutscht immer weiter nach hinten", beschwerte sich am Dienstag ein Kommentator unter dem Online-Artikel dieser Redaktion. Ein anderer Kritiker stellte die Frage, ob es im Landkreis Haßberge wirklich nötig sei, "wieder den asozialen Weg zu wählen nach dem Motto ,wer zuerst kommt, malt zuerst'"?

Noch keine Termine über das BayIMCO für Johnson & Johnson

Die Redaktion konfrontierte das Landratsamt mit diesem Ungerechtigkeitsempfinden zumindest in Teilen der Bevölkerung. Doch Michael Rahn, Büroleiter des Landrats (in Vertretung von Pressesprecherin Moni Göhr) führte zuvorderst technische Gründe an: "Für den Impfstoff von Johnson & Johnson können noch keine Termine über die Software BayIMCO vereinbart werden, dies soll nach Auskunft der Software erst Anfang Juni möglich sein", erklärte Rahn am Dienstagabend.  Deshalb sei eine Terminierung über das bestehende System derzeit nicht möglich.

Viele Personen der Prio-Gruppe-3 wollen angeblich kein Johnson & Johnson

Zudem machte das Landratsamt auf einen interessanten Aspekt aufmerksam: Offenbar lehnen viele Personen, die sich in der Prio-Gruppe 3 befinden, eine Impfung mit Johnson & Johnson  ab, obwohl das Serum insbesondere für ältere Menschen empfohlen ist. Landrats- bzw. Gesundheitsamt hätten zunächst versucht, die Impftermine über direkte Anrufe an diese Personengruppe zu vergeben. "Aufgrund der vielen Absagen haben wir uns für den Aufruf entschieden."

Und ein drittes Argument machte das Landratsamt geltend: Weil die Priorisierung für diesen Impfstoff aufgehoben wurden, sei es gar nicht möglich, Interessierten diesen Impfstoff zu verweigern.

 
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  • thomasheller53@gmail.com
    Mal sollte sich noch einmal ins Gedächtnis rufen: Eine Priorisierung des Ethikrates und der Politik für die bevorzugte Impfung der Bevölkerungsgruppe der älteren Mitbürger (älter als 60 Jahre) bestand in der deutlich erhöhten Todesgefahr dieser Personen (bis zu 60 fach).
    Nachdem dieses zunächst klaglos hingenommen wurde (viele hatten Großeltern, die geschützt werden sollten) gilt jetzt wieder das Recht des Stärkeren und die Asozialsten suchen ihren Vorteil.
    Ich finde dies abscheulich, aber es ist ein Abbild unserer Gesellschaft. Eine angeblich demokratische Gesellschaft, die so viel auf sich hält.
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Dieser Impstoff wird für Ü60 empfohlen weil in dieser Altersgruppe das Impfrisiko deutlich geringer ist als das Covid19 Sterberisiko. Gilt auch für AstraZeneca.
    Konkret gibt es auf eine Million Impfungen mit diesen klassischen Vektor Impftoffen einen Todesfall durch Gehirnvenenthrombose. Eine Art Schlaganfall halt. Auf etwa 80000 Impfungen einen nicht tödlichen Fall.
    Von einer Million Covid19 Fällen enden etwa 25000 tödlich, Ü60 deutlich mehr.
    Trotzdem, wer aus Ü60 will sich als Impfling zweier Klasse behandeln lassen?
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Das ist eine Erklärung die man verstehen kann aber nicht verstehen muss.

    Spannend wäre jetzt die Frage wie die Stadt und der Lkr. SW ihre 3200 zusätzlich erhaltenen Impfdosen verimpfen? Bis auf anfängliche Vorschläge hat man wenig gehört!

    Schließt man sich dem HAS Modell an von dem man zumindest behaupten kann es wurde kein Schindluder betrieben weil sich jeder selbst um die Impfung bemühen musste.

    Warum das Vakzin von Johnson & Johnson völlig unverständlicherweise noch nicht in die Software BayIMCO implementiert muss aufgeklärt werden. Das Vakzin ist bereits seit Monaten freigegeben, war bisher nur noch nicht erhältlich. Eine Schande.

    Besteht jetzt also beim der Menge die SW bekommen hat die Gefahr das vieles von den Mitarbeitern in SW unter der Hand verteilt wird - nach dem Mott "wer kennt wen" und hat vielleicht noch einen passenden Beruf oder ein passendes Alter? Das wäre noch wesentlich verwerflicher als die Lösung im Lkr. HAS bei der zumindest jeder Bürger die Chance hatte.
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