Mitarbeiter der Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie am Krankenhaus Haßfurt haben sich dieser Tage an die Redaktion gewandt: Das Personal hat mitbekommen, dass die Klinikleitung die Arbeitsverträge des Chefarztes Dr. Raphael Kupietz und seines Stellvertreters Harald Klossek nicht verlängern wird, obwohl beide angeblich weiterarbeiten wollten. Das weckt im Team von "Gyn und Geburtshilfe" die Befürchtung, die Haßberg-Kliniken könnten die Abteilung im Sommer bewusst sterben lassen.
"Nach aktueller Beschlusslage unbedingt weiterzuführen"
Spekulationen dieser Natur tritt die Leitung des Kommunalunternehmens aber entgegen: "Es ist nicht beabsichtigt, die Gyn-Geburtshilfe zu schließen. Sie ist nach der aktuellen Beschlusslage unbedingt weiterzuführen", heißt es auf Anfrage der Redaktion in einer Antwort via E-Mail. Auch Landrat Wilhelm Schneider ließ diese Zeitung in seiner Eigenschaft als Aufsichtsratsvorsitzender der Kliniken wissen: "Wir wollen, dass die Gyn weitergeführt wird."
Nachfolgersuche läuft noch
Der Klinikvorstand bestätigt, dass die Arbeitsverträge von Chefarzt und Leitendem Oberarzt auslaufen und es keine Verlängerung geben wird. Kupietz scheidet demzufolge Ende Juni aus dem Dienst, Klossek Ende Juli. Für beide Posten sei eine Nachbesetzung vorgesehen. Die Suche sei aber noch nicht abgeschlossen. Nach Informationen der Redaktion war erst im September eine designierte Nachfolgerin für Chefarzt Kupietz abgesprungen.
Attraktiver Job für ärztliches Spitzenpersonal?
Zumindest mancher im Pflege- und ärztlichen Personal der Gynäkologie und Geburtshilfe scheint die Sorge zu haben, dass nur noch wenig Zeit bleibt, bis die beiden führende Ärzte in den Ruhestand gehen, sprich gar keine Nachfolger gefunden werden - mit den anfangs erwähnten Konsequenzen. Zumal Haßfurt nicht zu den Top-Adressen für Spitzen-Mediziner gelte. Es gibt aber auch Stimmen, die dem widersprechen. Kliniken auf dem Lande seien durchaus attraktiv, und bei entsprechenden Angeboten sei auch eine kurzfristige Neubesetzung möglich, das hätten die Haßberg-Kliniken ja zuletzt bewiesen. Zitieren lassen wollte sich niemand aus dem Krankenhausbereich. Dr. Kupietz selbst äußerte sich überhaupt nicht zu den Vorgängen.
Das Umfeld der "Gyn" ist sensibel geworden
Das Umfeld der "Gyn" ist stark sensibilisiert für mögliche Rationalisierungsmaßnahmen. Im Mai 2017 hatte der Verwaltungsrat aus Kostengründen das Ende der Abteilung beschlossen. Nach massiven Protesten der Belegschaft, aber auch aus der Bevölkerung, hoben die Haßberg-Kliniken im Dezember desselben Jahres den Beschluss wieder auf. Was nicht zuletzt deswegen möglich war, weil der Haßfurter Widerstand selbst maßgeblichen Anteil daran hatte, dass der Freistaat ein „Zukunftsprogramm" zur Unterstützung der kleinen Krankenhäuser mit defizitären Geburtshilfen auf die Beine stellte. Von dem Programm profitieren die Haßberg-Kliniken nach wie vor.
Vor etwas mehr als einem Jahr hatte die damalige Gesundheitsministerin Melanie Huml dem Kommunalunternehmen für die nächsten zwei Jahre sogar einen deutlich höheren Förderbescheid überreicht als er für die Gyn eigentlich vorgesehen war. Dass unter den Mitarbeitern und in der Bevölkerung eine Skepsis bleibt, hat nicht nur mit dem Wissen zu tun, von Fördertöpfen abzuhängen. Sondern auch damit, dass alle Beteiligten vor bald vier Jahren quasi über Nacht und aus dieser Zeitung erfahren mussten, dass das Schicksal "ihrer" Gyn" eigentlich schon besiegelt war.