
Bürgermeister Martin Horn (SPD) hat an diesem Mittwoch bekräftigt, dass die Planungen zum Baugebiet "Am Herrenwald" in Ebelsbach nicht gestorben sind. Diese Redaktion hat eine E-Mail von einer Person aus dem Ort erhalten, in der Vorwürfe gegen die Gemeinde, den Gemeinderat und den Bürgermeister erhoben werden. Grund für das Schreiben ist das noch vor kurzer Zeit heftig umstrittene "Neubaugebiet" auf dem Schönberg in Ebelsbach, das die Gemeinde seit mehreren Jahren beschäftigt. Derzeit liegt das Projekt auf Grund der wirtschaftlichen Lage auf Eis.
Von der Verschwendung von Steuergeldern in Höhe von 200.000 Euro ist in der E-Mail die Rede und auch von mangelnder Transparenz gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern. "Aus meiner Sicht wurden hier Steuergelder im sechsstelligen Bereich verschwendet, die anderswo dringend gebraucht würden – und die Öffentlichkeit soll es nicht einmal erfahren", schreibt die Person, die anonym bleiben möchte (Anmerkung der Redaktion: Der Name ist der Redaktion bekannt).
Angaben sollen angeblich aus nicht öffentlicher Sitzung stammen
Die Person beruft sich in ihrem Schreiben auf Quellen und auf Angaben, die angeblich in einer nichtöffentlichen Sitzung im Herbst vergangenen Jahres getätigt worden sind. So soll das Baugebiet "Am Herrenwald" Ende vergangenen Jahres darin nicht nur auf Eis gelegt, sondern das gesamte Planungsverfahren komplett eingestellt worden sein. Der Bürgermeister, so schreibt es die Person in der E-Mail, soll damals gesagt haben, dass er das Baugebiet in seiner Amtszeit nicht weiter verfolgen werde.

Was ist dran an den Vorwürfen? Auf Nachfrage dieser Redaktion stellt der Ebelsbacher Bürgermeister Martin Horn (SPD) klar, dass die Pläne für das neue Baugebiet nicht ad acta gelegt worden seien. "Das ist nicht nur falsch. Das ist eine Lüge", sagt Horn mit Nachdruck.
Die Gemeinde habe einen rechtskräftigen Bebauungsplan. Aufgrund der wirtschaftlichen Lage sei es derzeit aber schwierig, Bauplätze zu verkaufen. "Ein noch größeres Problem ist es, dass die Bauherren keine Baufirmen bekommen", erklärt der Bürgermeister. Lange Wartezeiten auf die Gewerke ließen den Traum vom Eigenheim erstmal in weite Ferne rücken.
Auch die Finanzierung, mit den gestiegenen Zinskosten, die sich derzeit auf einer Höhe von rund vier Prozent bewegen, mache vielen Bauwilligen einen Strich durch die Rechnung. "Aufgrund der ganzen Lage sehe ich keinen Zwang, ein Baugebiet mit fast 45 Bauplätzen zu realisieren", sagt Horn.
Der Bürgermeister lässt Vorsicht walten
Zwar hat der Bürgermeister eine Liste mit 91 Interessenten und Interessentinnen für das Baugebiet vorliegen. Ob diese in der aktuellen Situation noch Interesse haben, sei unklar. "Da müsste man die aktuelle Kaufbereitschaft nochmal abfragen." Abwarten, lautet also derzeit die Devise.

Dass der Bürgermeister hier Vorsicht walten lässt, scheint verständlich. Sollte die Gemeinde das Baugebiet in Gänze erschließen, müsse sie mit den Kosten, beispielsweise für Kanalarbeiten, in Vorleistung gehen. "Danach wird das Ganze umgelegt auf den Quadratmeterpreis und die Bauplätze werden verkauft."
Im Idealfall mit leichtem Gewinn, so Horn, in den meisten Fällen sei das jedoch ein Nullsummenspiel. Und im Fall des Gewerbegebiets "An der Lohwiese" mit nicht unerheblichem Verlust. Denn: In der Vergangenheit hat sich die Gemeinde bereits einmal die Finger verbrannt, bei der Erschließung des Gewerbegebiets entlang der B 26, und blieb teilweise auf Kosten sitzen.
Auch die BNL hält weiter am Baugebiet fest
Auch Andreas Hoch, zweiter Bürgermeister und Fraktionsvorsitzender der Bürgernahen Liste Ebelsbach (BNL) im Gemeinderat, will das geplante Baugebiet auf keinen Fall zu den Akten legen. Das Baugebiet sei im Wahlkampf 2020 bereits ein heißes Thema gewesen. "Wir wollen das verwirklichen, das haben wir schon damals gesagt", so Hoch. Dass der Gemeinderat nun etwas langsamer gemacht und die Planungen vorübergehend eingefroren habe, als der wirtschaftliche Druck von außen kam, sei erstmal in Ordnung, findet Hoch.
Zukünftig müsse es mit dem Baugebiet aber weitergehen, gerade weil es in Ebelsbach nur noch Bauplätze in Privathand gebe. Und auch, "um die ganze Mühe, Zeit und auch Geld für die Planungen nicht in die Tonne zu kloppen, sondern um etwas Vernünftiges daraus zu machen", so der zweite Bürgermeister. "Ein Kompromiss wäre, das Baugebiet nicht in voller Größe zu erschließen, sondern vielleicht erstmal zu 25 oder 50 Prozent oder es nach und nach zu erweitern."
Apropos Kosten: Laut dem Bürgermeister belaufen sich die Kosten, die für die Beplanung des Baugebiets entstanden sind, auf eine Höhe von 99.800 Euro – und nicht auf 200.000 Euro an verschwendeten Steuergeldern, wie es in der E-Mail heißt. "Das ist kein verlorenes Geld, das kann man so nicht bezeichnen", macht der Bürgermeister klar. "Das wäre nur dann der Fall, wenn wir den Bebauungsplan 'Am Herrenwald' komplett aufheben. Und das machen wir nicht."
Gutachten behalten ihre Gültigkeit
Es gebe bereits die Vorplanung und die Gutachten, nur die Ausbauplanung habe die Gemeinde noch nicht gemacht. "Die würde dann gemacht werden, wenn es zum Ausbau kommt", erklärt Horn. "Auch die Gutachten behalten ihre Gültigkeit."
Dass die Planung des Baugebiets "Am Herrenwald" derzeit auf Eis liegt, stört Roland Metzner, CSU-Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat, nicht besonders. "Ich finde das Baugebiet nicht gut und will das auch nicht". Eher hätte er sich die Verdichtung des Ortskerns gewünscht.

Trotzdem sagt auch Metzner: "Ich bin nicht der, der da nachtritt. Klugscheißen kann jeder, das hat aber nichts mit der Sachlage zu tun." Die Entscheidung zum Neubaugebiet sei damals demokratisch getroffen worden. "Und alles, was bisher an Planungsarbeiten gemacht wurde, kann man wieder aufleben lassen."
Der Bürgermeister ist zum Gespräch bereit
Horn nennt im Gespräch mit der Redaktion ein Beispiel: 2020 seien im Akazienweg die letzten Grundstücke des alten Bebauungsplans aus der Amtszeit des Altbürgermeisters Emil Däschner bebaut worden. Die Grundlage sei also ein Bebauungsplan, der in den 90er Jahren erstellt wurde. "Das geht also ohne Probleme auch noch Jahre später", so Horn.
Der Bürgermeister ärgert sich über die Anschuldigungen. "Wenn die Person, die die Vorwürfe erhebt, sich bei mir gemeldet hätte, dann hätte ich ihr das auch erklärt", sagt Horn. Derselben Ansicht ist auch Andreas Hoch. "Es ist schade und auch irgendwo feige, dass es Leute gibt, die anonym wieder Öl ins Feuer gießen."
Hoch hätte sich gewünscht, dass die Person auf den Bürgermeister oder den Gemeinderat zugeht. "Man muss ja nicht immer einer Meinung sein", sagt Hoch. "Aber man kann nachfragen, ob Gerüchte stimmen, anstatt Anschuldigungen zu verbreiten."
Auch Metzner ist überzeugt: "Da reimt sich einer was zum anderen dazu." Das sei die Problematik: die Eigendynamik von Gerüchten. Sein Vorschlag: Künftig nicht nur warten, bis Bürgerinnen und Bürger nach Informationen verlangen, sondern mit den Neuigkeiten aus der Gemeinde und der aktuellen Sachlage in die Offensive gehen – damit die Gerüchteküche in Ebelsbach gar nicht erst anfängt zu brodeln.
Bauwillige müssen sich noch gedulden
Klar ist also: Die Bauwilligen, die sich auf dem Schönberg ansiedeln wollen, müssen sich weiterhin gedulden. Wann nimmt die Gemeinde die Pläne wieder auf? "Jetzt sind wir wieder bei der Glaskugel", sagt Horn und gibt dann doch noch eine Einschätzung ab: "Meiner Meinung nach wird das 2023 und 2024 nichts."
das Haßfurter Tagblatt hat noch nie nur aus Haßfurt berichtet. Unser Titel leitet sich von der alten und neuen Kreisstadt ab - aber schon vor vielen Jahrzehnten waren wir zum
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Nach der „Hochzeit“ mit dem Boten vom Haßgau sind wir allerdings in der Tat auf dem Weg, uns zu einer Landkreiszeitung zu entwickeln. Ob Haßberge, Haßgau oder Itz-Baunach-Grund, ob Maintal oder Steigerwald, wir wollen aus allen Teilen des Landkreises Haßberge berichten. Wir sind der Überzeugung, dass wir damit auch dem Wunsch der Mehrheit unserer Leserinnen und Leser entsprechen, über den eigenen gemeindlichen Horizont blicken zu können…
Mit freundlichen Grüßen aus der Redaktion, Martin Sage
das Ebelsbacher Baugebiet "Am Herrenwald" war wohl das am heftigsten umstrittene Wohnbauprojekt der jüngsten Vergangenheit im Landkreis Haßberge. Uns als Redaktion sowie vielen Leserinnen und Lesern war nicht wirklich klar, ob das Baugebiet zuletzt nur "auf Eis lag" oder ganz "gestorben" war. Hier wollten wir uns und unserer Leserschaft ohnehin Klarheit verschaffen. Und die Email war letzter Anstoß dazu. Das ist ganz normale journalistische Vorgehensweise.
Und Baugebiete gehören zu den Themen, die die Leserinnen und Leser am allermeisten interessieren. Mit dabei war bzw. ist in den letzten zwei Jahren zum Beispiel auch das Neubaugebiet Höret II in Knetzgau - da haben wir über manchen Disput im Gemeinderat berichtet.
Wenn Sie Themen haben, von denen Sie glauben, dass sie in die Zeitung müssen, dann geben Sie uns doch einen Tipp. Denn überall dabei sein kann die Redaktion samt ihrer freien Reporterinnen und Reporter leider nicht.
MfG aus der Redaktion, Martin Sage