Das Interesse an der Bürgerversammlung zum Thema Baugebiet "Am Herrenwald" in Ebelsbach überraschte Bürgermeister Walter Ziegler. Rund 250 Bürger waren gekommen: "In meiner ganzen Amtszeit hatte ich noch nie so viele Teilnehmer bei einer Bürgerversammlung", sagte Ziegler. Im Verlauf der Veranstaltung taten sich jedoch Fronten auf.
Während die einen der Meinung waren, dass die Planung "mit zwei Engstellen verkehrstechnisch ein Chaos" sei und "man dies den Menschen nicht zumuten könne, die dort wohnen", konnten die anderen dieses Argument nicht nachvollziehen und meinten, "das kann man ertragen".
Der Bürgersaal konnte die vielen Teilnehmer kaum fassen. Das verdeutlichte, dass dieses Thema den Bürgern auf unterschiedliche Weise auf den Nägeln brennt. In der nächsten Woche muss der Gemeinderat über die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens entscheiden.
Ebelsbach als beliebter Wohnort
"Ebelsbach ist ein beliebter Wohnstandort und hat in den letzten Jahren die im Flächennutzungsplan ausgewiesenen Wohngebiete angesichts der bestehenden Nachfrage konsequent aufgeplant. Diese Baugebiete sind mittlerweile weitestgehend bebaut und auf die noch freien Bauplätze hat die Kommune keinen Zugriff", sagte Ziegler.
Noch 63 Bauplätze seien nicht bebaut, aber im privaten Besitz. Nachdem die Eigentümer keine Bereitschaft signalisierten, ihre Grundstücke zu verkaufen, sehe die Gemeinde keine Möglichkeit, hier weitere Bauflächen zu mobilisieren. Die Nachfrage nach Wohnraum sei aber ungebrochen, so dass die Gemeinde neuen Flächen planen möchte.
Der Bürgermeister erinnerte, dass man schon im April 2017 ein Planungsbüro mit Voruntersuchungen beauftragt hatte, denn das Gebiet "ist nicht ganz ohne". Drei Punkte galt es dabei zu klären: Bei der Wasserversorgung habe man glücklicherweise im Hochbehälter eine Drucksteigerungsanlage, mit der auch die Zone III versorgt werden könne.
Teilvariante mit 45 Bauplätzen
Eine Verlegung der Hochspannungsleitung hätte bei fünf neuen Masten zwei Millionen Euro und bei einer Verkabelung sogar 2,5 Millionen Euro gekostet. Schließlich sei es auch um die Anbindung der neuen Siedlung an die Straße zwischen Steinbach und Ebelsbach gegangen. Die Baukosten würden 1,7 Millionen Euro und mit den Nebenkosten 2,5 Millionen Euro betragen.
Der Gemeinderat sei sich jedoch einig gewesen, von den letzten beiden Punkten aus Kosten- und Naturschutzgründen Abstand zu nehmen, sagte Ziegler. Danach seien verschiedene Varianten diskutiert worden. Ergebnis sei die Variante mit 45 Bauplätzen. Von Bürgern seien keine Einwände gekommen und so habe der Rat im Januar beschlossen, das Verfahren fortzusetzen.
Wolfgang Gerbig stellte die Frage, für wen man die neuen Bauplätze brauche. Es gebe schon viele leerstehende Häuser. Sarah Folger bat dagegen darum, "die Träume von jungen Familien nicht zu zerstören". Bauverwaltungsleiter Mathias Strätz verwies auf die Reservierungen von 30 Interessenten: Die Hälfte seien Ebelsbacher. Auch Auswärtige würden wegen der Nähe zu Bamberg oder Schweinfurt hier bauen wollen.
Zu wenig Alternativen geprüft?
Thomas Wendler kritisierte, dass der Bebauungsplan nicht zukunftsweisend sei und man an erneuerbare Energien denken müsse. Markus Reinwand hatte konkrete Vorschläge und brachte das Schlossareal in Ebelsbach als Alternative für Wohnungen ins Gespräch. Auch die Verlängerung der Weingartenstraße solle noch einmal überdacht werden.
Franz Hertel befürchtete "verkehrstechnisch ein Chaos" und forderte eine Entlastung. Gerald Makowski zitierte ein Schreiben, in dem schon 2017 auf das Nadelöhr hingewiesen wurde. "Das kann man den Menschen, die dort wohnen, nicht zumuten", sagte Katharina Dorsch.
Ralph Wiegner meinte, dass nicht um die Frage ginge, ob man das Baugebiet wolle oder nicht. Er bezeichnete aber die "eindimensionale Lösung" als merkwürdig. Es müssten mehr Optionen geprüft werden, zum Beispiel mit Kreisel. Peter Gerlach sprach mögliche Probleme bei der Vorfahrtsregelung der Schönbergstraße zur Haselnussstraße an und wiederholte seinen Antrag, der Haselnussstraße die Vorfahrtsberechtigung zu nehmen.
Angesichts der Kosten interessierte natürlich auch einige Bürger, wer diese übernehme. Die Antwort des Bürgermeisters war klar: In einer neuen Siedlung würden diese Kosten entsprechend der Satzungen auf die Grundstückseigentümer umgelegt.