Wer bislang indisch essen gehen wollte, der musste nach Schweinfurt oder Bamberg ausweichen. Doch damit ist jetzt Schluss. Seit dem 1. Dezember gibt es auch im Landkreis Haßberge ein indisches Restaurant. Der 30-jährige Suraj Bhan, Spitzname Sanji, hat in der ehemaligen Gastwirtschaft Kram an der Hauptstraße in Wonfurt sein Restaurant "Tandoori" eröffnet.
Das Gasthaus zum Kram dürfte für viele Wonfurterinnen und Wonfurter eine echte Institution gewesen sein. Seit 1898 ist das Haus im Besitz der Familie Kram, seit 2004 bewirtschaftete das Ehepaar Andrea und Josef seine Gäste im urigen Wirtshaus mit typisch fränkischen Spezialitäten. Schluss für die beiden war dann aber am 30. Oktober dieses Jahres – aus gesundheitlichen Gründen, wie der 63-jährige Josef Kram berichtet.
Dass die Krams nun so schnell einen neuen Pächter gefunden haben, grenzt in Zeiten von Fachkräftemangel, explodierenden Energiepreisen und Inflation gelinde gesagt schon fast an ein Wunder. Das Ehepaar gab im September eine Zeitungsannonce auf: Nachfolger gesucht.
Bhan hat Erfahrung beim Göller in Zeil gesammelt
"Dass das nicht einfach wird, war uns klar", berichtet Josef Kram. "Die ganzen Rahmenbedingungen haben sich natürlich nicht zum Guten geändert." Doch die Krams hatten Glück. Suraj Bhan meldete sich Ende September bei ihnen. Bhan stammt ursprünglich aus dem Bundesland Haryana in Nordindien, kam dann nach Regensburg, um Koch zu lernen. Der Liebe wegen hat es ihn nach Wonfurt verschlagen.
Die letzten dreieinhalb Jahre ist er dann als Koch für die Brauerei Göller in Zeil tätig gewesen, selbstständig wollte er sich aber schon länger machen, berichtet Bhan. Ein Risiko in der heutigen Zeit? "Als ich die Zeitungsanzeige gesehen habe, habe ich mir erstmal einige Ratschläge eingeholt", sagt Bhan. "Wie sieht es aktuell aus mit der Selbstständigkeit? Viele Freunde haben mir abgeraten." Doch sein Traum, ein eigenes Restaurant zu führen, habe überwogen.
Die indische Küche ist eine Nische in der Region
Statt eines Risikos sieht Josef Kram viel eher eine große Chance für Bhan und das Tandoori: "Viele Gastwirtschaften schließen oder haben verringerte Öffnungszeiten. Dadurch wird die Auswahl natürlich kleiner." Seine Schlussfolgerung: Die Gaststätten und Restaurants, die es noch gibt, bekommen den Zulauf, den sonst die anderen Lokale bekommen hätten. Und: Gerade die indische Küche sei eine kulinarische Nische im Landkreis Haßberge.
Gekannt hatten sich die Krams und Bhan vorher noch nicht – die Arbeit sei stets dazwischen gekommen. "Suraj war immer beim Göller am Herd und ich in meiner Küche hier", sagt Andrea Kram und schmunzelt. Durch die Pacht haben die Krams und Bhan nun aber zusammengefunden. Und die Chemie zwischen den Gasthausbesitzern und dem neuen Pächter scheint zu passen:
"Seit sich Suraj bei uns gemeldet hat, sind wir eigentlich jeden Tag zusammen", erzählt die 61-Jährige. In den vergangenen vier Wochen gestalteten die Krams zusammen mit Bhan die Lokalität teilweise um. "Man kann hier aber keine Mauer herausnehmen, das Haus ist 300 Jahre alt", berichtet Andrea Kram und lacht.
Herausgekommen ist nun ein Mix aus fränkischer Wirtschaft und indischem Restaurant. Ebenso die Speisekarte: Suraj Bhan bietet seinen Gästen nicht nur eine breite Auswahl an indischen Speisen wie Butter Chicken, Lamm, vegetarische und vegane Gerichte oder Currys an, sondern auch deutsche Klassiker wie Jägerschnitzel, Currywurst oder Pommes. "Rein indisch läuft auf dem Land vielleicht nicht so gut", erklären Josef und Suraj.
Am Sonntag gibt's Schäuferle und Braten
Dank der gemischten Speisekarte soll jeder Gast das passende Gericht für sich finden. Ein besonderes Angebot wird außerdem an den Sonntagen aufgetischt: Denn dann gibt es nicht nur die indischen "Tandoori", Gerichte aus dem Tandur, dem traditionellen indischen Ofen, dessen Speisen dem Restaurant seinen Namen verleihen, sondern auch Klöße, Schäuferle, Sauerbraten oder Rindfleisch mit Kren.
Unterstützung in der Küche erhält Bhan von den zwei indischen Köchen Ravindra und Jayndera Singh. Das Personal der ehemaligen Gastwirtschaft hat er übernommen und in der Anfangszeit wollen ihm die Krams noch beratend zur Seite stehen.
Geöffnet ist das Tandoori von Montag bis Samstag ab 17 Uhr und sonntags ab 11 Uhr. Mittwoch ist Ruhetag. Platz gibt es für rund 60 Gäste, im Sommer sogar noch für einige mehr: Dann will Suraj Bhan mit seinem "Tandoori" auch den Biergartenbetrieb der Gastwirtschaft weiterführen. Apropos Bier: Während bei den Krams noch Kulmbacher aus dem Hahn lief, zapft Bhan nun Göller-Bier aus Zeil.
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