Die Gesangsgruppe "die Prinzen" gehört eigentlich zum Hofheimer Fasching wie Oti Schmelzer zur Fastnacht in Franken. Doch lange Zeit war es ruhig um sie. Am Samstag stand das Quartett, bestehend aus Arno und Chris Stretz, Sandra Walter und Julia Balschat während der Büttensitzung des Hofheimer Carneval Clubs (HCC) nach acht Jahren erstmals wieder auf der Bühne im Haus des Gastes und kokettierte mit dem eigenen Alter.
"Auferstanden als Ruinen" textete Bandleader Arno Stretz die Nationalhymne der DDR mit einem Augenzwinkern um und erntete damit die Lacher des zahlreich erschienenen Publikums. Alles andere als ruinös waren dann die Gesangseinlagen der Band, die sich traditionell vor allem mit lokalen Themen beschäftigt.
Nach der Melodie von "Atemlos" besangen die Prinzen die Probleme des größten Vereins Hofheim, des Turnvereins. "Vorstandlos, ein Verein, ist wie ein Läufer mit nur einem Bein", sangen sie und betonten, dass nicht nur der TV Hofheim ein Problem hat, einen Vorstand zu finden. "Vorstandslos geht es nicht, sonst ist bald der Laden dicht", fügten sie hinzu.
Auch die Parksituation in der Innenstadt ist Thema
Auch Hofheim als "Weltkulturerbestadt" besangen die Prinzen, nachdem Hofheim den Europäischen Dorferneuerungspreis 2020 errungen hatte. Nach der Melodie der Europahymne (Freude schöner Götterfunken) sangen sie "Vorbild sind wir jetzt für alle".
Ihre Sorge, in Hofheims Innenstadt keinen Parkplatz mehr finden zu können, da der Marktplatz wieder autofrei werden soll, verarbeiteten die Prinzen in dem Song: "Ich dreh' jetzt schon seit Stunden in Hofheim meine Runden". Und den Frank-Sinatra-Song "I did it my way" texteten die Prinzen um auf einen "tollen Bürgermeister" Wolfgang Borst, der nach 18 Dienstjahren Abschied nahm.
Einen Fleisch-Drive-In gegen Wartezeiten
Das Sitzungsmotto lautete in diesem Jahr "Der HCC geht auf die Reise". Danach wurden auch die Kostüme einiger Akteurinnen und Akteure ausgewählt. So machte sich die große Garde des HCC auf eine Reise nach Ägypten, während das Männerballett in einem Flugzeug unterwegs war.
Auch Tanja Michalke widmete sich Themen rund um Hofheim. Sie wusste, dass der Maibaum in Eichelsdorf erst beim dritten Anlauf stand – und dann gestohlen wurde. Probleme habe es bei einem Neubau in Hofheim gegeben. Dort stehe nun der Laternenmast hinter einem Privatzaun auf dem Grundstück das Hausherrn. Um Wartezeiten bei einem ortsansässigen Metzger in der Hauptstraße zu vermeiden, empfahl Michalke einen "Fleisch-Drive-In" nach dem Vorbild eines Schnellrestaurants.
Seitenhieb gegen die Klimakleber
Nach längerer Vakanz war mit Jörg Stein wieder die politische Bütt besetzt. Im Till-Eulenspiegel-Kostüm kritisierte er die Spendierbereitschaft der Ampel, die in Peru einen Fahrradweg für zwei Millionen Euro bauen lasse. "Der Fachkräftemangel ist ein Riesenproblem, das kann man bei der Regierung sehn", dichtete Stein.
"Ist der Scholz noch Kanzler oder hat er das auch schon vergessen?", fragte er und übte auch Kritik an AfD-Politikern. Statt sich mit Künstlicher Intelligenz zu beschäftigen, sollte zunächst die "natürliche Blödheit" bekämpft werden – siehe Pisa-Studie. Einen Seitenhieb gab es auch auf die Klimakleber, die sich im Winter rarmachen, inklusive Greta Thunberg, "der heiligen Mutter Maria der Festgeleimten".
Mit ihren selbst komponierten Liedern konnte Judith Röhner aus Aidhausen das Publikum begeistern. So machte sie in ihrem "Essens-Rap" keinen Hehl daraus, dass sie Süßem und Fettem kaum widerstehen kann. Sie sehe daher aus wie eine Scheinschwangere. Jedoch habe sie "kein Fruchtwasser, sondern Gretelsuppe im Bauch", gab sie zu und beklagte ihre "enge Hose". Zur bekannten Melodie eines Matthias-Reim-Liedes dichtete sie: "Wahnsinn, warum verspür' ich nie eine Völle, Völle, Völle", worauf das Publikum lauthals mit einstimmte.
Die zweite Büttensitzung findet am Samstag, 3. Februar, statt. Karten gibt es noch bei Uhren/Optik Stein in Hofheim.