
Koppenwind ist ein kleiner Ort im Steigerwald, der sich schon immer durch einen großen sozialen Zusammenhalt ausgezeichnet hat. Die 300 Einwohnerinnen und Einwohner halten zusammen, wenn es etwas zu feiern gibt, aber auch wenn es darauf ankommt. Deshalb sind 48 Koppenwinder aktiv in der Feuerwehr – relativ neu sind dabei zwölf Frauen, also eine komplette Damenwehr. Kommandant Thomas Gerstenkorn ist stolz auf die Feuerwehrfrauen, "die total engagiert und top-motiviert sind", wie er bei einem Treffen mit dieser Redaktion erzählt.
Wie kam es zu dieser Neuentwicklung im vergangenen Jahr? "Die Emma war's", grinst Gerstenkorn. Emma Kohlmann war bisher das einzige Mädchen in der Jugendwehr und sie wollte weitermachen, wenn sie aus der Jugendwehr "herauswächst", aber nicht als einzige Frau. Und weil Thomas Gerstenkorn Emma Kohlmann schon damals "angeworben" hatte, setzte er seinen altbewährten Charme erneut ein.
Auf der Kirchweih startete der Anwerbeversuch für die Damenwehr
"Die Kerwa 2021, die war gefährlich", erzählen die frischgebackenen Feuerwehrfrauen grinsend. Zur Kerwa im Herbst sind nämlich auch die Frauen besonders aktiv im Feuerwehrverein. Da gilt es Kränze zu binden und die Feierlichkeiten zu organisieren – und der Feuerwehrkommandant startete sein Rekrutierungsprogramm. Ehefrau Melanie war eine der ersten. "Da kannst ja eigentlich gar nicht anders", sagt sie.
Andere wurden während der Kerwa angesprochen und eingeladen. Ruckzuck war eine WhatsApp-Gruppe gegründet, und zum Schnupper-Übungstag eingeladen. Der Jugendbeauftragte Simon Gräb und Kommandant Gerstenkorn zeigten den interessierten Damen die Ausrüstung, erzählten, wie das mit der Ausbildung funktioniert, und weil die Geselligkeit in Koppenwind natürlich auch in der Feuerwehr groß geschrieben wird, rundete Pizza das Treffen ab.
Ein Motivationsschub für die gesamte Feuerwehr Koppenwind
Alle Frauen hatten bis zur Jahreshauptversammlung zugesagt und sich für die Ausbildung angemeldet. Das habe die gesamte Feuerwehr neu motiviert. In die Jahreshauptversammlung des Vereins war Thomas Gerstenkorn nämlich zunächst mit gemischten Gefühlen gegangen. Denn die Mitglieder des Fördervereins sollten 20.000 Euro Eigenanteil für das neue Fahrzeug genehmigen.
"Ich hatte mit Gegenwind gerechnet, aber der Neueintritt der Damenwehr zeigte vielen kritisch eingestellten Mitgliedern, dass die Feuerwehr Koppenwind Zukunft hat und die Investition in das neue Auto sich lohnt", erinnert sich Gerstenkorn.
Als gute Investition verbuchte auch Bürgermeister Matthias Bäuerlein die Ausrüstung für die Koppenwinder Damenwehr. Er sei von Beginn an begeistert von dieser Initiative gewesen, und auch von Beginn an informiert, denn Melanie Gerstenkorn arbeitet in der Gemeindeverwaltung.
Die Feuerwehrfrauen sind tagsüber schneller für Einsätze verfügbar
Die Koppenwinder Damenwehr kommt aus allen Altersklassen und allen Berufsgruppen: Linda Hader studiert noch in Würzburg, will aber später gerne wieder dauerhaft in Koppenwind leben. Eva Hartenfels ist gerade erst aus Deggendorf zu ihrem Freund Mark nach Koppenwind gezogen. Für andere war es selbstverständlich, weil die Ehemänner wie auch schon die Väter aktive Feuerwehrler sind oder waren. Claudia Baumann beispielsweise ist die Frau des früheren Kommandanten.
Die Damenwehr stärkt nicht nur durch die schiere Mann- beziehungsweise Frauschaftsstärke die Einsatzbereitschaft der Koppenwinder Wehr, sondern auch die Verfügbarkeit während des Tages. Im Verhältnis zu den Männern arbeiten nämlich mehr Frauen direkt in Koppenwind im Homeoffice oder in einem der Nachbarorte.
Ausbildung und erste Einsätze für die Damenwehr
Die Frauen gingen die Ausbildung an, waren fleißig bei den Übungen und meldeten sich für die Truppmann-Ausbildung an. Das zeigte Wirkung. So machen derzeit 22 Aktive der Feuerwehr Koppenwind die Truppmann-Ausbildung und an der Feuerwehrschule in Würzburg büffeln zwei Koppenwinder in der Gruppenführer-Ausbildung. Auch für den Motorsägen-Lehrgang haben sich Damen angemeldet und bei der Leistungsprüfung 2023 wird es erstmals eine reine Frauengruppe geben, die antritt.
Neben den standardmäßigen Übungen haben die Damen auch schon einige Einsätze mitgemacht –natürlich nur entsprechend ihrer Ausbildung. Aber beim Schneebruch im Frühling und bei der Beseitigung einer Ölspur konnten sie Erfahrung sammeln, und beim Gemeindefeuerwehrtag zeigen, was sie bereits können.
Zusammenarbeit der Feuerwehren in Rauhenebrach
Thomas Gerstenkorn und die gesamte Feuerwehrführung sind begeistert, welchen neuen Schwung die Damen in die Wehr gebracht haben. Aber auch insgesamt laufe es enorm gut in den Wehren Rauhenebrachs. Die Flächengemeinde ist angewiesen auf örtliche Wehren, weshalb der federführende Kommandant Benjamin Greweling auch großen Wert auf die Zusammenarbeit legt. Regelmäßig treffen sich die Kommandanten und auch die Ausrüstung wird so zusammengestellt, dass sich die Wehren gegenseitig ergänzen.

Vielleicht setzt die Koppenwinder Damenwehr auch ein Zeichen für die anderen Wehren im Gemeindebereich, den Schritt in die aktive Wehr zu wagen. Denn aktiv für die Feuerwehr, sprich den Feuerwehrverein, waren die meisten Frauen auch schon vorher. Schließlich wird hier auch die Geselligkeit groß geschrieben.
Alle drei Jahre richtet die Feuerwehr im Wechsel mit den anderen Vereinen das Waldfest aus. Die Nikolausfeier, das Adventsfenster, der Kinderfasching, das Dart-Turnier, die Radtour und die Ausflüge zu Adventsmärkten gehören schon immer zum Jahresprogramm des Feuerwehrvereins.
Jetzt freuen sich alle auf den Abschluss der Ausbildung und das nagelneue Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF), das 2023 wohl geliefert wird.