
"Wir sind schon eine kleine Institution jetzt", sagt Theophil Giebfried nicht ohne Stolz. Der heute 69-Jährige war es, der vor einigen Jahren die Idee hatte, in Hofheim ein Reparaturcafé ins Leben zu rufen. Nicht alle waren gleich überzeugt. Doch das Projekt erwies sich als Publikumsmagnet und hat sich als feste Größe in der Stadt etabliert. Drei bis vier Mal im Jahr öffnet das "Reparaturcafé Hofheimer Allianz" seine Türen. Erstmals war das am 20. Januar 2018 der Fall. Anfang 2025 steht die 20. Auflage an.
"Der Anstoß für das Reparaturcafé war, dass ich auf dem Wertstoffhof immer gesehen habe, was die Leute alles wegschmeißen", erinnert sich Giebfried. "Ich habe mir gedacht, das kann es eigentlich nicht sein, und mir überlegt, was können wir da machen." Als er von einem Reparaturcafé hörte, war die Idee für Hofheim gefunden. Das große Ziel: Nachhaltigkeit. Abfall soll vermieden und Sachen so lange wie möglich genutzt werden. Getreu dem Motto: "Reparieren statt wegwerfen."
"Ich wollte nicht einfach in Rente gehen und mein Wissen mitnehmen"
Doch das war nicht Giebfrieds einziger Antrieb. "Ich wollte nicht einfach in Rente gehen und mein Wissen mitnehmen, sondern es weitergeben", erklärt der Elektromeister. Ähnlich geht es seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern, die gemeinsam mit dem 69-Jährigen das Team aus aktuell 14 Reparateurinnen und Reparateuren bilden. 1490 Gebrauchsgegenstände hatten sie seit Beginn des Reparaturcafés vor sich, 1170 von diesen haben sie wieder auf Vordermann gebracht.

Der Fokus liegt dabei auf dem Reparieren von älteren Sachen wie Video-Recordern, CD-Playern oder Radios. "Für die Leute hängt da auch oft viel Emotionales dran", berichtet Michael Lemmer aus dem Team des Reparaturcafés. Gegenstände, die zur Reparatur gebracht werden, seien etwa mit Erinnerungen verknüpft. Zum Beispiel an das gemeinsame Hören eines Hörspiels mit Vater oder Mutter in den 50ern oder 60ern. "Und dann möchten die Leute halt, dass das Radio wieder geht."
Mitunter ist es jedoch gar nicht die Reparatur selbst, sondern das Finden von passenden Ersatzteilen, das die größere Herausforderung darstellt, wie Lemmer ergänzt. "Wir machen häufig aus zwei eins." Inzwischen kann das Team dabei aus einem großen Fundus an möglichen Ersatzteilen schöpfen. Ein ganzes Auto voller solcher schafft zum Beispiel alleine Theophil Giebfried an den Reparaturcafé-Samstagen zum Haus des Gastes.
Im Schnitt um die 80 Besucher, in der Spitze waren es schon 140
Der Ansturm ist meist groß. Um die 80 Besucherinnen und Besucher zählt das Reparaturcafé an einem Samstag im Schnitt, wie der 69-Jährige berichtet. In der Spitze waren es auch schon einmal 140. Angefahren wird Hofheim dabei nicht nur aus der näheren Umgebung. Auch aus Haßfurt, dem Steigerwald oder den Nachbarlandkreisen und sogar aus Würzburg nehmen Menschen den Weg auf sich, um Gegenstände zur Reparatur zu bringen.

"Es ist einfach ein schönes Gefühl, wenn die Leute zu einem sagen: Mensch, das habt ihr wieder super gemacht", sagt Giebfried. "Sie strahlen dann richtig, wenn man ihnen ihr altes Gerät repariert zurückgibt." Das sei Ansporn für ihn. "Und es hat sich eine wunderschöne Clique gebildet", fügt er mit Blick auf das Team an. "Wir sind alle Handwerker, und jeder weiß, wenn irgendetwas ist, da haben wir eine WhatsApp-Gruppe."
Ein ehrliches Dankeschön und die Freude über die reparierten Gegenstände, nennt auch Michael Lemmer als Antrieb. Sein Kollege Erich Klopf führt die gegenseitige Unterstützung im Team an und erklärt, dass man auch voneinander noch etwas lerne. "Der eine hilft dem anderen", hebt Josef von Gise ebenfalls die gute Gemeinschaft hervor. Der 84-Jährige kam einst als Besucher mit seiner Frau zum Reparaturcafé. Inzwischen sind beide Teil des Teams. Ihr Spezialgebiet: Nähmaschinen.
Ganze 46 Stück wurden von diesen einmal an einem Tag zu den Reparateuren nach Hofheim gebracht, wie Giebfried erzählt. Hier gebe es einen richtigen Hype. Insgesamt ist der Reparaturcafé-Initiator immer auf der Suche nach Ansätzen, das Angebot weiter auszubauen oder zu optimieren. So gibt es inzwischen auch je einen Spezialisten, der sich mit der Software von Handys beziehungsweise Computern auskennt, und ebenso einen E-Bike-Fachmann. Gesucht wird aktuell ein Uhrmacher.
Das Reparaturcafé als Projekt der "Nachhaltigkeit zum Anfassen"
Als Gegenleistung für die Reparaturen sind Spenden willkommen. Diese kommen der Hofheimer Stadtbücherei zugute. Das dortige Team um Giebfrieds Frau Hildegund ist an den Reparatur-Samstagen unter anderem dafür zuständig, dass das Reparaturcafé seinem Namen auch wirklich gerecht wird: Es bereitet Kaffee und Kuchen für die Besucherinnen und Besucher vor, sodass diese sich die Wartezeit vertreiben können.
Aber das Ganze ist so erfolgreich, dass nicht nur die Stadtbücherei von den Erlösen profitiert. So hat das Team des Reparaturcafés unter anderem auch drei Anschlagtafeln in den Durchgängen der Stadttore angebracht oder vier Outdoor-Sportgeräte für Seniorinnen und Senioren am Kinderspielplatz aufgestellt. Eine Erfolgsgeschichte also, die nicht nur für die Besucherinnen und Besucher, die mit ihren Sachen zum Reparieren kommen, einen Mehrwert bietet.
"Wir sind sehr stolz, dass wir das Reparaturcafé haben, und dass sich so viele zur Verfügung stellen, die das ehrenamtlich machen", sagt Hofheims Bürgermeister Alexander Bergmann (CSU). "Es reden immer viele von Nachhaltigkeit, aber das ist Nachhaltigkeit zum Anfassen." Für die Stadt und die Heimat sei das Ganze "wunderbare Werbung". Und so ist das Reparaturcafé, das Einzige im Landkreis Haßberge, nicht nur zu einer Institution geworden, sondern auch zu einem Aushängeschild.