
Die Haßberg-Kliniken schreiben erneut rote Zahlen, und dieses Mal recht deutlich: Für das vergangene Jahr steht ein Minus von rund 7,5 Millionen Euro zu Buche. Auch 2023 rechnen die Verantwortlichen mit einem großen Defizit. Interimsvorständin Regina Steenbeek-Schacht und Landrat Wilhelm Schneider (CSU) blicken im Gespräch mit der Redaktion auf die aktuelle finanzielle Lage des Kommunalunternehmens, aber auch darüber hinaus.
Regina Steenbeek-Schacht: Ein Krankenhaus ist grundsätzlich ein Dienstleistungsbetrieb, das heißt, die höchsten Kosten, die wir haben, liegen immer im Bereich des Personals, das ist einfach so. Hier sind zuletzt, wie überall, die Kosten ständig gestiegen. 2023 wird dieser Schub durch tarifliche Lohnsteigerungen noch einmal deutlich höher ausfallen. Außerdem fallen allgemein mehr Sachkosten an. Wir haben zum Beispiel viel höhere Ausgaben im Bereich Hygiene. Die Energiekosten sind ebenfalls deutlich gestiegen. Gleichzeitig hat aber das Aufkommen von stationären Patientinnen und Patienten noch nicht wieder das Vor-Pandemie-Niveau von 2019 erreicht. Auch die Fallpauschalen, die wir über das sogenannte DRG-System für die Behandlungen erhalten, sind nicht im gleichen Maß gestiegen wie unsere Kosten und reichen daher nicht, um diese abzudecken.
Wilhelm Schneider: Die Haßberg-Kliniken sind ein Haus der Grund- und Regelversorgung. Es werden hier also generell einfachere Operationen getätigt. Deren Vergütung fällt jedoch geringer aus als die Vergütung komplexer OPs. Deswegen haben unter den Kliniken auch in erster Linie die Häuser der Grund- und Regelversorgung große finanzielle Probleme.
Steenbeek-Schacht: Ein wichtiger Punkt ist, dass wir ein Mehr an Leistung erbringen wollen, indem wir noch mehr Patientinnen und Patienten für uns gewinnen. Hierfür brauchen wir die Unterstützung der Menschen aus dem Landkreis. Ich glaube, jedem ist es wichtig, dass es das Krankenhaus vor Ort gibt. Aber leider orientieren sich Bürgerinnen und Bürger, wenn sie es sich aussuchen können, dann doch oft in Richtung der größeren Häuser, nach Bamberg oder Schweinfurt. Unsere Aufgabe ist es hier zum Beispiel, einen guten Kontakt zu den Zuweisern zu pflegen. Viele Menschen kommen auf Empfehlung ihrer Hausärztin oder ihres Hausarztes zu uns. Natürlich prüfen wir auch, wo wir Kosten senken und Leistungen günstiger erbringen können.
Schneider: Viele Faktoren können wir von Haus aus gar nicht beeinflussen, da uns ganz einfach die Rahmenbedingungen vorgegeben sind. Wo wir aber etwas machen können, und daran arbeiten wir auch bereits, ist zum Beispiel der Bereich der Organisation. Wenn die OPs gut durchgeplant sind, so dass kein Leerlauf entsteht, können unter dem Strich mit demselben Personal mehr Operationen durchgeführt werden. Irgendwann ist hier aber natürlich auch eine Grenze erreicht.
Schneider: Es ist ein Minus von fünf Millionen Euro eingeplant, das am Ende der Landkreis und die Kommunen – über die Kreisumlage – ausgleichen müssen. Es nützt nichts, wenn wir ein Defizit von zwei Millionen veranschlagen, aber bereits wissen, dass das nicht funktionieren wird. Januar und Februar sind unter Plan verlaufen, der März planmäßig. Aufgrund der Feiertage fällt der April meist etwas schwächer aus, davon darf man sich nicht schrecken lassen. Wir müssen jetzt einfach versuchen, unseren Plan bis Jahresende aufzuholen. Wenn wir die Zielvorgaben nicht ganz erreichen, bricht die Welt nicht zusammen, aber der Wirtschaftsplan ist für uns eine wichtige Orientierung.

Schneider: Als Haus der Grund- und Regelversorgung bieten wir eine entsprechende medizinische Versorgungsstruktur, ohne dass diese aktuell entsprechend vergütet wird. Es braucht daher eine Basisvergütung und aufbauend darauf die Fallpauschalen. Das ist ein positiver Aspekt des Reformvorschlags. Probleme bereiten würde uns aber zum Beispiel, dass für Einrichtungen des Levels 1n – und wir gehen davon aus, dass das Haus Haßfurt diesen Status erreichen würde – nur noch bestimmte Abteilungen vorgesehen sind. Wir könnten dann einzelne Leistungen nicht mehr anbieten. Das wäre zum einen wirtschaftlich schlecht für uns, zum anderen würde es aber vor allem die medizinische Versorgung im Landkreis verschlechtern.
Steenbeek-Schacht: Es braucht zwingend eine pauschalisierte Grundabsicherung der Krankenhäuser. Das ist das, was uns am Reformvorschlag gefällt. Sobald die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte am Freitagnachmittag ihre Türen schließen, herrscht in unserer Notaufnahme Hochbetrieb. Wir halten die Notfallversorgung selbstverständlich vor, obwohl sie uns ohne stationäre Aufnahme aktuell finanziell wenig bringt. Es wäre gut, wenn sich das in Zukunft ändern würde. Einschränkungen der Leistungen, die wir erbringen dürfen, fände ich hingegen sehr unglücklich. Das Implantieren von Hüft- und Kniegelenken ist zum Beispiel für Level 1n nicht mehr vorgesehen. Es handelt sich dabei aber um etwas, was wir aktuell mit großer Expertise und Erfolg anbieten. Warum sollten wir das in Zukunft nicht mehr machen?
Schneider: So wie der Reformvorschlag aktuell gehalten ist, würde Ebern als klassische Level-1i-Einrichtung gelten. Das wäre für das Haus auch genau das Richtige und entspräche dem, wie wir es für die Zukunft aufstellen wollen, nämlich bedarfs- und zukunftsgerecht, sektorenübergreifend und mit dem Angebot der Kurzzeitpflege.
Steenbeek-Schacht: Solange jemand im Haus ist, sind wir auch verpflichtet, im Notfall zu helfen. Für Level 1i ist derzeit vorgesehen, dass diese Häuser nicht rund um die Uhr mit einem Arzt besetzt sein müssen, sondern mit einer leitenden Pflegekraft, die bei Bedarf einen Hintergrunddienst rufen kann, der in einer halben Stunde vor Ort sein muss. Das Ganze ist noch eine relativ theoretische Betrachtung und Zukunftsmusik. Wir könnten dann aber in Ebern zum Beispiel wieder alle Fachabteilungen aufnehmen und Patientinnen und Patienten bei Bedarf dort auch stationär behandeln, was aktuell nicht geht.
Steenbeek-Schacht: Ich kann nur das wiedergeben, was mir entgegengebracht wird. Vorletzte Woche zum Beispiel war ich in Ebern. Dort waren die Rückmeldungen sehr positiv, was das Haus angeht. Es gibt viele Menschen, die sehr zu schätzen wissen, dass wir da sind und sie im Notfall versorgen. Genauso empfinde ich das auch hier in Haßfurt. Es kommt aber immer ein bisschen darauf an, was die Menschen gerade selbst an Erfahrungen mit uns gemacht haben. Ich glaube, dass unser Image an sich gut ist, aber wir sind eben kein Maximalversorger.
Schneider: Wir müssen vor allem daran arbeiten, dass die Bürgerinnen und Bürger nicht nur gut über uns reden, sondern dass sie unser Angebot auch nutzen. Das ist ganz wesentlich, egal ob in Ebern oder in Haßfurt. Wenn die Menschen den Erhalt der Krankenhäuser vor Ort fordern, müssen sie sie auch nutzen. Wir können unsere Belegungszahlen sicher noch steigern. Ich bin guter Dinge, dass das funktioniert. Zumal wir auch den Generationswechsel geschafft haben und in vielen Bereichen junge Chefärztinnen und Chefärzte einstellen konnten.
Steenbeek-Schacht: Oft spielt das Thema Kommunikation eine große Rolle. Das beginnt bei relativ einfachen Dingen: Wann bekommen Sie Bescheid, dass Sie entlassen werden? Wie rechtzeitig erfahren Angehörige, dass eine zu Pflegende oder ein zu Pflegender wieder nach Hause kommt? Wie sieht der Arztbrief aus? Warum werden Patientinnen und Patienten in der Notaufnahme nicht nach der Reihenfolge ihres Eintreffens behandelt? Das hat alles erstmal nichts mit der von uns geleisteten Qualität zu tun, aber es ist für die Patientin oder den Patienten und die Angehörigen wichtig zu wissen, sonst wird das schnell als negativ empfunden. Hier können wir in der Kommunikation besser werden.
(Um-)Baumaßnahmen in Haßfurt und Ebern
Über die geplante Krankenhausreform
Hinweis: Das Gespräch der Redaktion mit Interimsvorständin Regina Steenbeek-Schacht und Landrat Wilhelm Schneider fand in der zweiten Maiwoche statt.