Hunderte Mitarbeitende von Valeo haben am Donnerstagmorgen ein Zeichen gegen den geplanten Stellenabbau am Standort Ebern gesetzt. Begleitet von der Musik des Filmklassikers "Spiel mir das Lied vom Tod" – ein Symbol für das von vielen befürchtete Sterben des Standorts, allerdings auf Raten – versammelte sich ein großer Teil der Belegschaft vor dem Werkstor des Unternehmens.
Bei ihrem Protest trugen die Beschäftigten orangefarbene Warnwesten und ein Transparent vor sich her. Es war die erste Aktion dieser Art, seit der französische Mutterkonzern mit Sitz in Paris seine Pläne zum Abbau von bis zu 280 Arbeitsplätzen in Ebern angekündigt hatte. Rund ein Viertel der Belegschaft könnte demnach betroffen sein.
Weitere Verhandlungsgespräche mit Valeo sollen folgen
Initiiert hatte den Protest vor dem Werkstor der Betriebsrat am Standort Ebern. Die Arbeitnehmervertretung befindet sich derzeit in ersten Verhandlungen mit der Geschäftsführung, wie die Betriebsratsvorsitzende Sonja Meister am Rande des Protests bestätigte.
Das erste Gespräch habe sie bislang nicht optimistischer gestimmt, dafür sei zu viel noch im Unklaren. "Im Moment sind wir noch beim Sammeln von Informationen", so Meister. "Wir hinterfragen außerdem die 280 Stellen, die gestrichen werden sollen." Weitere Gesprächsrunden seien bereits terminiert. Laut
Belegschaft erhält Unterstützung aus der Kommunalpolitik
Die Pläne der Konzernspitze beschrieb Meister als "tiefen Einschnitt" mit wohl dramatischen Folgen für das Werk in Ebern. "Wenn man hier weiter scheibchenweise abschneidet, wird der Standort in einer nahen Zukunft komplett geschlossen", so Meisters Befürchtung. Deshalb brauche es eine Perspektive mit entsprechenden Produktneuerungen und Projekten für Ebern. "Wir geben nicht auf, das immer weiter zu fordern", erklärte Sonja Meister.
Auch Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) und Haßberge-Landrat Wilhelm Schneider (CSU) bekundeten am Donnerstagmorgen ihre Solidarität mit der Belegschaft. "Dieser massive Stellenabbau ist für die Familien ein herber Schlag, aber auch für die Wirtschaftsregion insgesamt. Daran gibt es nichts schönzureden", so Schneider in seiner Rede vor dem Werkstor. Die Arbeitsplätze stellten einen wichtigen Faktor für die Sicherung von guten Lebensverhältnissen dar.
Die Stadt Ebern will deshalb nicht untätig bleiben. "Wir haben einen Brief auf den Weg gebracht an die Obersten von Valeo und haben ihnen die Situation in der Region aufgezeigt, verbunden mit Gesprächsangeboten", erklärt Jürgen Hennemann, selber lange Betriebsratsvorsitzender. Die Mitarbeitenden, die sich jahrzehntelang für den Erfolg des Standorts eingebracht haben, hätten eine Zukunftsperspektive verdient, so Hennemann.
Laut Valeo-Deutschland-Sprecher "kein neuer Sachstand"
Valeo selbst möchte die Protestaktion am Standort Ebern auf Nachfrage nicht kommentieren. Auch was die Gespräche mit den Sozialpartnern betreffe, so gebe es "keinen neuen Sachstand", erklärt Deutschland-Sprecher Andreas vom Bruch. "Wir hoffen, dass wir zügig vorankommen", sagt er. Die Informationen um die Pläne des Konzerns am Standort seien kommuniziert.
Valeo begründet die massiven Einschnitte im Landkreis Haßberge unter anderem mit "mangelnder Profitabilität". Man sei am Standort Ebern "nicht mehr in der Lage, eine Wettbewerbsposition zu behaupten", hatte vom Bruch Ende Januar auf Nachfrage dieser Redaktion mitgeteilt.
Auch die wirtschaftlichen Aussichten für die kommenden Jahre seien "nicht vielversprechend". Valeo sehe sich deshalb zum Stellenabbau "gezwungen", um das Werk in Ebern als Produktionsstandort und ein Forschungs- und Entwicklungszentrum erhalten, so der Sprecher. Noch in diesem Jahr möchte das Unternehmen den Stellenabbau auf den Weg bringen.
Ebern ist nicht das einzige Werk, das von den Sparmaßnahmen des Milliardenkonzerns betroffen ist. Der Automobilzulieferer möchte weltweit eigenen Angaben zufolge 1150 Stellen abbauen, davon alleine 430 in Deutschland. Als Begründung führt Valeo auch die Verschmelzung zweier Unternehmensgruppen an. Auch am Standort Bad Neustadt im Landkreis Rhön-Grabfeld streicht der Konzern hunderte Stellen.