
Als diese Redaktion im März 2022 über schwer vermittelbare Tiere im Tierheim Haßberge berichtete, sagte Tierheimleiterin Britta Merkel: "Das sind die Klassiker, die jedes Tierheim hat, nur wir sind voll damit." Die Hundezimmer waren damals voll mit Tieren, für die sich niemand interessierte. Das fiel auch den Machern der Fernsehsendung "Die Unvermittelbaren" mit Martin Rütter auf. Damals war gerade erfolgreich die erste Staffel der Doku-Serie gelaufen, die "schwere Fälle" aus Tierheimen in ganz Deutschland auf dem Weg vom Tierheim in ein neues Zuhause begleitet.
Mit dabei war auch "Mäuschen", ein Bernhardiner aus dem Tierheim für den Landkreis Haßberge im Knetzgauer Ortsteil Zell. Als es dann mit der Produktion der zweiten Staffel losging, erinnerten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Produktionsfirma daran, dass es in Zell noch einige andere Hunde gab, deren Geschichte erzählenswert sein könnte. Und so erzählen die neuen Folgen, die derzeit auf RTL ausgestrahlt werden, die Geschichten von gleich drei Haßberge-Hunden.
Drei Jahre im Zwinger, teilweise angekettet
Einer davon ist Bruno, eine Olde English Bulldogge, der am Sonntag in Folge 3 der Serie seinen Auftritt hatte. "Hier, bei Tierheimleiterin Britta, geht es ihm zum ersten Mal besser als in seinem bisherigen Leben", hört man die Erzählerstimme in der Sendung über den Hund sagen, der bis zum Zeitpunkt seiner Vermittlung etwa ein Jahr im Tierheim verbracht hatte. "Er kam zu uns, weil er über drei Jahre im Zwinger gehalten wurde, da teilweise angekettet war", erzählt dann Britta Merkel.

Nach der Aufnahme im Tierheim folgte erst einmal ein großer Gesundheitscheck. "Mit CT, MRT und allem was dazugehört", so die Tierheimleiterin in der Sendung. Das Ergebnis: Kaputte Gelenke, kaputte Halswirbel, kaputte Hüfte und zahlreiche andere Gesundheitsprobleme. Ob diese angezüchtet oder durch Misshandlungen entstanden sind, könne man heute nicht mehr sagen. "Schon krass", kommentiert Martin Rütter kopfschüttelnd den desolaten Gesundheitszustand des Hundes. Der prominente Hundetrainer führt durch die Sendung und kommentiert die gezeigten Schicksale aus der Sicht eines Profis.
Physiotherapie und Schmerzmittel nötig
"Insgesamt ist natürlich die Situation von diesen Flachnasen und Olde English Bulldoggen sowieso eine Katastrophe. Man sieht ja, dass er sauschlecht Luft bekommt", sagt Martin Rütter. "Aber dann ist noch der ganze Bewegungsapparat im Eimer. Wer will so einen Hund?" Von seiner Persönlichkeit her ist Bruno dagegen ein ideales Haustier: "Er ist ein herzensguter Hund, total lieb und wenn er nicht so krank wäre, wäre er bestimmt schon hundertmal vermittelt", sagt Britta Merkel. "Aber bei Bruno muss man ganz klar sagen, dass er viel Geld kosten wird."

Sprich: Das Tier braucht aufgrund seiner Krankheiten teure Behandlungen. Unter anderem muss der Hund zur Physiotherapie und irgendwann wird es auch anfangen, dass er Schmerzmittel benötigt. "Und seine Lebenserwartung wird natürlich auch nicht riesig sein", sagt Merkel weiter, und Martin Rütter ergänzt, dass gerade das oft ein "K.-o.-Kriterium" für die Vermittlung sei.
Die Sendung thematisiert auch den guten Zustand des Tierheims in Zell: "So schicke Zimmer gibt es natürlich auch nicht in jedem Tierheim", sagt die Erzählerstimme. "Aber dieses Leben ist trotzdem kein Ersatz für ein richtiges Zuhause."
Freude und Trauer beim Abschied
Gerade hier liegt die Chance, die die Fernsehsendung "Die Unvermittelbaren" bietet: Die Tierheime können für eine Vermittlung nicht nur über ihre üblichen Kanäle Interessenten erreichen. Promi Martin Rütter erreicht mit seinen Aufrufen Hundefans in ganz Deutschland, und so fand sich auch für Bruno eine neue Familie – im knapp 600 Kilometer entfernten Lübeck.
"Er ist ein klasse Kumpel, er macht Spaß, er ist ein sehr, sehr dankbarer Hund und darum hat er wirklich eine Chance verdient", so Britta Merkel. Auch diesmal freut sich die Tierheim-Chefin einerseits – wie schon bei Mäuschen in Staffel 1 und bei Yvi in früheren Folgen von Staffel 2 – das Tier in ein gutes neues Zuhause vermittelt zu haben. Andererseits sieht man ihr auch diesmal wieder deutlich an, wie schwer ihr der Abschied von einem Hund fällt, der ihr über die Zeit ans Herz gewachsen ist.
"Er wirkt total menschenfreundlich und ich will ihn einfach knuddeln", sagt Sandra, die den Hund zu sich und ihrer Familie holen möchte, bei der Ankunft im Tierheim – obwohl sie Bruno zu diesem Zeitpunkt nur von Bildern kennt. Zusammen mit ihrem Mann Tobias und Tochter Ida ist sie aus Lübeck nach Zell gekommen, um den Hund persönlich kennenzulernen.
Hunde aus dem Tierheim gibt's nicht einfach zum Mitnehmen
Tatsächlich läuft das erste Kennenlernen super. Für die Familie ist es Liebe auf den ersten Blick und auch der Hund scheint die Menschen gleich zu mögen und lässt sich von ihnen knuddeln. Dennoch zeigt die Sendung auch, wie wichtig es ist, sich nicht nur von einem solchen ersten Eindruck verführen zu lassen. Britta Merkel und Martin Rütter erklären noch einmal, wie wichtig es ist, dass Tierheime einen Hund nicht einfach gleich nach dem ersten Kennenlernen herausgeben.

Merkel besteht darauf, dass die Familie sich noch einmal ein paar Tage Zeit für die Entscheidung nimmt, außerdem legt sie Wert darauf, den Hund selbst nach Lübeck zu bringen, um sich auch ansehen zu können, ob der Hund dort ein Zuhause hat, in das sie ihn guten Gewissens vermitteln kann.
"Das ist ganz wichtig und das ist nicht nur bei unseren Unvermittelbaren so", erklärt Martin Rütter. "Du kannst nicht in ein Tierheim gehen und sagen: Hier, denn nehme ich mit und den nehme ich mit." Dieser Prozess, bei dem auch Herrchen und Frauchen auf den Prüfstand gestellt werden, gehöre eben zu einer seriösen Vermittlung dazu.
Physiotherapie kommt auch bei Hunden an
Dennoch: Die Familie hat sich nicht mehr umentschieden. So zeigt die Sendung, wie Britta Merkel mit Bruno nach Lübeck fährt und sich das Zuhause der Familie anschaut, das auch das neue Zuhause des Hundes sein wird. Und mit der Erkenntnis, dass das Tier es dort gut haben wird, reist sie alleine wieder ab – allerdings nicht, ohne vorher noch ein paar nützliche Tipps zu geben, wie Sandra, Tobias und Ida mit den vielen Krankheiten ihres neuen, vierbeinigen Familienmitglieds umgehen sollen.

So ist später in der Sendung zu sehen, wie Sandra mit dem Vierbeiner zur Physiotherapie geht. "Ich freue mich total, dass die Physiotherapie endlich auch bei den Hunden und den Hundemenschen angekommen ist", kommentiert Martin Rütter. "Vor 20 Jahren gab's ja sowas gar nicht. Da wurde das belächelt. Und heute ist das eigentlich total salonfähig. Gott sei Dank."
Ein Hund aus dem Tierheim Haßberge fehlt noch
Weite Strecken zu laufen, ist mit dem Hund jedoch nicht möglich. Dafür setzt seine neue Familie ihn in einen Anhänger. "Bruno ist ja emotional total angekommen. Also, man sieht ja, dass der da eine Bindung aufgebaut hat. Der fühlt sich da wohl, die ersten Trainingseinheiten laufen, also bisher alles sehr vielversprechend", sagt Martin Rütter. Und auch Frauchen Sandra zeigt sich überglücklich: "Ich hätte nie gedacht, dass der Bruno wirklich so ein Lieber ist. Mit dem geht es uns sowas von gut." Und so endet die Folge mit einem weiteren Happy End für einen doch nicht ganz so Unvermittelbaren.
Nun fehlt noch ein Hund aus dem Tierheim Haßberge, dessen Geschichte gedreht, aber noch nicht ausgestrahlt wurde: Der aggressive Holländische Schäferhund Siggi. Was aus ihm geworden ist, dürften die Zuschauerinnen und Zuschauer wohl in den Folgen 4 und 5 der Serie erfahren.
Die Sendung wird auf RTL jeweils Sonntags um 16.45 Uhr ausgestrahlt. Wer eine Folge verpasst hat, kann diese auf www.tvnow.de anschauen.