
Wer durch das Gewächshaus des Gartenbaubetriebs A&S Knaup auf dem ehemaligen Südzuckergelände in Zeil schlendert, der kann den Blick schweifen lassen. Und zwar sehr lange. Auf einer Fläche von 50.000 Quadratmetern wachsen hier, in dem großen, lichtdurchfluteten Gebäude, die verschiedensten Topfpflanzen. Und das nicht nur umweltfreundlich, sondern auch mithilfe von hochmodernen Anlagen.
Für diese und noch so einige weitere Kriterien ist der Gartenbaubetrieb von Andreas und Sina Knaup im Herbst vergangenen Jahres in Berlin mit dem Taspo-Award ausgezeichnet worden. Der Preis wird jährlich von der gleichnamigen grünen Fachzeitschrift in verschiedenen Kategorien für besondere Leistungen an Unternehmen in der Gartenbaubranche verliehen. Das Vater-Tochter-Gespann aus Röthlein (Landkreis Schweinfurt) sicherte sich mit ihrem Betrieb den Platz auf dem Siegertreppchen als "Pflanzenproduzent des Jahres". Was aber läuft bei ihnen anders als in anderen Betrieben?
Gartenbaubetrieb seit Generationen in Familienhand
Die Familie ist fest im Gartenbau verwurzelt. Gärtnermeister Andreas Knaup hat einen eigenen Betrieb in Röthlein. Gegründet wurde er 1949, der 49-Jährige führt ihn heute in dritter Generation. Um das Pendant am Main kümmert sich vorwiegend die 25-jährige Gartenbauingenieurin Sina Knaup. Im Betrieb in Zeil arbeiten neben den beiden auch noch drei weitere Familienangehörige.

"Als ich gesagt habe, ich möchte mit einsteigen, hat mein Papa gesagt, der Betrieb in Röthlein ist dann schon zu alt, um künftig den Lebensunterhalt zu verdienen", erinnert sich Sina Knaup. Etwas Neues musste her. Während im Stammbetrieb in Röthlein viele einzelne Arbeitsschritte nötig seien, in denen das Personal Mal um Mal die Pflanzen anpacken müsse, sei die Arbeit im neuen Gewächshaus in Zeil wesentlich leichter – und schonender für den Rücken.
"Im Gewächshaus gibt es vier Abteile, in denen alles komplett automatisch abläuft", erklärt Sina Knaup. Auf großen, silbernen Platten – dabei handelt es sich um Tische, die auf einer Art Schienensystem automatisiert in bestimmten Bahnen fahren – stehen Topfpflanzen und können in Ruhe wachsen. "Hier dürfen auch keine Mitarbeiter rein, weil die Maschinen die Arbeitsschritte übernehmen."

Auch um die Rückearbeiten, dabei wird der Abstand zwischen den einzelnen Topfpflanzen angepasst, kümmern sich Roboter. Außerdem gibt es laut Sina Knaup zwei Verpackungsabteile, die halb automatisiert sind. "Die Tische fahren hier zwar automatisch hin, die Mitarbeiter müssen sie aber noch in die Bahnen schieben", führt sie aus. "Effektiv packen wir die Pflanzen hier zweimal an", erklärt die Gartenbauingenieurin. "Einmal zum Topfen und einmal zum Verpacken."
Sieben Wohnungen für Saisonarbeiter eingerichtet
Der Betrieb in Zeil beschäftige je nach Saison zwischen 20 und 25 Personen, meist Rumänen, so Sina Knaup. "Wir haben viele Saisonmitarbeiter, die ungefähr von Februar, März bis Oktober, November hier sind." Für diese hat das Unternehmen auch sieben Wohnungen im Gebäude neben dem Gewächshaus eingerichtet.
Doch auch vor und nach der Hauptsaison gebe es immer etwas zu tun: "Wir haben das ganze Jahr über Pflanzen in unseren Gewächshäusern stehen", berichtet die 25-Jährige. Die Liste ist lang. Je nach Zeitraum wachsen dort laut der gelernten Gärtnerin dann Narzissen, Beet- und Balkonpflanzen, Staudengewächse, Weihnachtssterne oder veredelte Gemüsepflanzen. Auf dem Areal des Gartenbaubetriebs gibt es außerdem noch 35.000 Quadratmeter Freilandfläche.

Doch wann genau das Vater-Tochter-Gespann in Zeil mit der Arbeit loslegen kann, war einige Zeit nicht klar. Denn während der Bauphase, los ging es 2021, hatten Sina und Andreas mit zwei Insolvenzen von zuständigen Firmen zu kämpfen. "Die Monteure sind abgereist, haben alles stehen und liegen gelassen", erinnert sie sich. "Das Wasser war beispielsweise nicht komplett fertig angeschlossen – was für unsere Pflanzen aber essenziell wichtig ist."
Es folgte der Stillstand, für drei Monate. Vater Andreas und Onkel Michael Knaup nahmen einige Arbeiten dann selbst in die Hand, stellten beispielsweise die Bewässerung in den Gewächshäusern für die einzelnen Mobiltische fertig, wie Sina Knaup berichtet.

Die Arbeit kam wieder ins Rollen, als eine weitere Firma das insolvente Unternehmen übernommen hatte – und damit auch das Projekt der Knaups auf dem alten Südzuckergelände. "Die Baustelle ist ungefähr ein Jahr später fertig geworden, als es geplant war", berichtet die Gartenbauingenieurin. "Durch die Insolvenz, den Stillstand, aber auch durch Verzögerungen der Materiallieferungen während der Coronapandemie." Die offizielle Eröffnung des Betriebs folgte dann im Sommer vergangenen Jahres.
Die Knaups produzieren Topfpflanzen für Aldi, Edeka und Rewe
Die Produkte, die der Gartenbaubetrieb produziert, gehen Sina Knaup zufolge zu 95 Prozent an den Lebensmitteleinzelhandel – also an Supermärkte wie Edeka, Norma, Rewe, Penny, Aldi. "Die restlichen fünf Prozent gehen an Fachhändler, wie beispielsweise kleinere Gärtnereien." Rund zwölf Millionen Topfpflanzen vertreibt der Betrieb jährlich, so Andreas Knaup.
Doch zurück zur Auszeichnung, die der Betrieb erhalten hat: "Die Veranstalter haben uns tatsächlich angeschrieben und uns gefragt, ob wir mitmachen möchten", erklärt Sina Knaup. Ein Projekt wie das in Zeil, das spreche sich schon herum, ist sie überzeugt. "Eine neue Gärtnerei mit 8,5 Hektar, die auf einmal gebaut wird, das ist dann schon etwas Großes."
Aus der Region: Die Hackschnitzel kommen aus dem Steigerwald
Die Knaups versuchten ihr Glück und reichten ihre Bewerbung ein. "Wir haben nicht damit gerechnet, dass wir gewinnen, weil andere Mitbewerber sehr spezialisiert in ihren Bereichen waren", erinnert sich die Geschäftsführerin. "Wir haben aber unseren ganzen Betrieb dargestellt. Größe, Modernität, Nachhaltigkeit."

Um grüne Energie zu gewinnen, hat der Betrieb Photovoltaik auf der Dachfläche des Bürogebäudes installiert – die Anlage erzeugt laut den Knaups 500.000 Kilowattstunden. Als Heizsystem nutzt der Betrieb eine Hackschnitzelheizung mit zwei Kesseln, die pro Jahr etwa 7.000 bis 10.000 Tonnen Biomasse benötige. Diese beziehe der Betrieb von den bayerischen Staatsforsten, konkret aus dem Steigerwald. Geheizt werde das Gewächshaus übrigens nicht immer – denn ja nach Kultur bleibe die Heizung auch mal aus.
Kein Preisgeld, aber eine Urkunde
Und außerhalb des Gewächshauses gibt es auch noch ein Regenwasserauffangbecken, das laut Sina Knaup bis zu 25 Millionen Liter Wasser hält. "Das Wasser ist relativ neutral, was den pH-Wert angeht und besser für die Pflanzen", berichtet Sina Knaup. "Außerdem benötigen wir dadurch nicht so viel Wasser aus dem Brunnen."
All das scheint die Jury des Taspo-Awards überzeugt zu haben – denn die Knaups setzten sich gegen vier weitere Finalisten durch. "Der Preis ist wie ein Oscar für uns", sagt Andreas Knaup sichtlich stolz. Zwar gab es kein Geld, dafür aber eine Urkunde und eine Trophäe.

Außerdem dürften die Knaups ein Jahr lang auf ihrer Webseite das Logo von Taspo verwenden, das sie als Gewinner kennzeichnet – für Marketingzwecke. "Wir haben aber keine Internetseite", gesteht Sina Knaup und schmunzelt. "Der Award ist einfach etwas für uns."