Es ist nicht zu übersehen, dass sich im Bereich zwischen Heideloffplatz, Am Ziegelbrunn und Hafen etwas tut. Riesige Bagger und Kräne sind am Werk, unzählige Lkw kommen und fahren wieder fort, um die Reste aus der Haßfurter Vergangenheit wegzuschaffen und zu entsorgen.
Ein Fachfirma ist derzeit dabei, die ehemalige Mälzerei Wörtmann, den ehemaligen Central-Saal, das ehemalige CC-Kino und ein in den Komplex eingebautes Wohnhaus einzureißen. Das weitläufige Gelände stand in den vergangenen Jahren mehr oder weniger leer.
Das geschlossene Kino war immer mal wieder geöffnet
Im wenige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieg erbauten CC-Kino, mit dem viele Haßfurter die eine oder andere Erinnerung an längst vergangene Jugendzeiten verbinden, liefen schon seit vielen Jahrzehnten keine Filme mehr. Lediglich der CVJM hatte das Gebäude in der Amtskellergasse für seine Kinonacht gelegentlich reaktiviert - durchaus mit Erfolg, wenngleich ein dauerhafter Betrieb nicht zur Debatte stand.
Eine wechselvolle Zeit hatte auch der ehemalige Central-Saal hinter sich. Die jungen Haßfurter trafen sich dort zum Tanz, zwischenzeitlich fand - in direkter Nachbarschaft des CC - sogar ein Kino in seinen Mauern eine Heimat. Viele Jahre fungierte der Saal als Getränkehandlung, in der Bier, Wein, Spirituosen oder alkoholfreie Erfrischungen über die Theke gingen. Ein kurzes Intermezzo hatte ein Pfandleihhaus, in der jüngsten Vergangenheit wurde der Central-Saal hauptsächlich als Lager genutzt.
Quasi eingemauert von den beiden Kinos befand sich noch ein Haus, das zum Teil bewohnt war oder Kneipen mit wechselnden Namen und Betreibern beherbergte. Wenige Wochen vor dem Beginn der Abbrucharbeiten lief dort noch der Betrieb einer Art Spielhalle.
Ehemalige Mälzerei hat die größte Fläche
Aus dem ganzen Komplex stach die ehemalige Mälzerei Wörtmann heraus - nicht zuletzt durch ihr hohes Silo, das der benachbarten Christuskirche aber trotzdem nicht das Wasser reichen konnte. Dazu befanden sich auf dem Grundstück noch Lagerhallen sowie ein kleines Wohn- und ein Verwaltungsgebäude. Die Flächen der Mälzerei, die vor gut sechs Jahren durch einen Schwelbrand in die Schlagzeilen geriet, machen den größten Teil der Abrissfläche aus.
Bis Ende des Jahres sollen die Abbrucharbeiten dauern, sagt Haßfurter Bürgermeister Günther Werner (FW) auf Nachfrage dieser Redaktion. Obwohl die Stadt nicht im Besitz des "für uns sehr interessanten" Areals ist, ist sie in den gesamten Prozess eingebunden, berichtet das Stadtoberhaupt. Er könne sich "gut vorstellen, dass das Gelände von der Stadt gekauft wird". Eine entsprechende Vereinbarung für den Bereich zwischen Amtskellergasse und Waldorfschule gebe es mit dem derzeitigen Besitzer. Die Kommune sei finanziell in Vorleistung gegangen, damit der Abbruch für den Besitzer finanzierbar ist und erfolgen kann. Laut Werner werde so ausgeschlossen, dass ein externer Investor dazwischen grätschen kann - dazu wäre zwingend das Einverständnis Haßfurts erforderlich.
Was ab Januar 2021 passiert, ist vollkommen offen. Vor allen anderen Schritten steht, so der Bürgermeister, der Erwerb des Geländes an. Der werde erst über die Bühne gehen, wenn die letzten Spuren von Mälzerei, Central-Saal, Kino und Wohnhaus beseitigt sind. "Weitere Planungen gibt es noch nicht", sagt der Augsfelder, der den Braten noch nicht verteilen mag, ehe er überhaupt in den Ofen kommt. "Vielleicht gibt es ja einen Investor, der eine zündende Idee mitbringt". Es hätten sich beim ihm "sogar schon einige Interessenten gemeldet", Details wollte er noch nicht nennen. Gedankenspiele gebe es hinter verschlossenen Türen bereits, gab er zu, es sei jedoch zu früh, in die Öffentlichkeit zu gehen.
Eine Markthalle wird es wohl nicht geben
Gefragt nach seiner persönlicher Favoritenlösung, sagt Günther Werner, dass ihm "Verschiedenes vorschwebt". Die von einer losen Initiative vorgeschlagene Markthalle hat er mit dem Hinweis, dass eine solche in die Innenstadt gehört, bereits vor über einem Jahr abgelehnt. Weiter hält er sich nach Außen bewusst bedeckt, damit keine Tendenz oder Richtung vorgegeben wirkt: "Ich möchte nicht in die Kreativität anderer eingreifen. Es können ja viel bessere Ideen herauskommen."
Wichtig ist dem Bürgermeister, dass das Stadtbild aus der südlichen Blickrichtung deutlich verbessert wird. "Wenn man von Mariaburghausen auf Haßfurt schaut, sieht das schon jetzt ganz anders aus", zieht er eine erste positive Bilanz, obwohl der Vordergrund vorerst noch von Bauschutt dominiert wird. "Egal was dort passiert, wir werden auf jeden Fall darauf achten, dass es sich harmonisch ins Stadtbild einfügt", schreibt Günther Werner sich selbst, der Verwaltung und dem Stadtrat ins Notizbuch.