Manchmal sind es nur wenige Euro, die für eine Anschaffung fehlen. Doch woher nehmen, wenn nicht stehlen? Eine Möglichkeit, unkompliziert an Geld zu kommen, bietet seit einem Dreivierteljahr Margarete Rippstein in Haßfurt an. Sie betreibt dort ein privates Pfandleihhaus. Neben Würzburg und Nürnberg ist es das einzige in Nordbayern, wie sie bestätigt.
Eigentlich wollte sie zunächst ein reines Kfz-Pfandhaus aufziehen, sagt die 46-jährige gebürtige Haßfurterin. Doch sie musste erkennen: „Das funktioniert in Großstädten, aber auf dem Land brauchen die Menschen das Auto dringend.“ Also erweiterte sie ihr Pfandleihgeschäft schnell auf alles, auf das sie ruhigen Gewissens Geld verleihen kann – vor allem sind es Elektrogeräte, Werkzeuge, Schmuck und Münzen. Ein Landschaftsgärtner zum Beispiel gab ihr über den Winter seine Geräteausstattung in Pfand.
„Anfang lief es schleppend“, berichtet Rippstein. Pro Woche kam „höchstens ein Kunde“ in das Büro neben dem alten Centralsaal in Haßfurt, gegenüber der Christuskirche Am Ziegelbrunn. Mittlerweile sind es zwei, drei Kunden am Tag, die bei ihr anfragen, vor allem übers Telefon. „Internet läuft hier nicht so“, meint die Haßfurter Pfandleiherin. Eine Terminabsprache mit ihr ist auf jeden Fall notwendig, denn feste Bürozeiten hat sie nicht. Im Vergleich zu Sparkassen und Banken vergeben Pfandleiher Darlehen recht unkompliziert: „Einkommensnachweis, Bonitätsprüfung, Schufa-Auskunft – das gibt es bei mir nicht“, sagt Rippstein. „Bei mir muss sich auch niemand rechtfertigen, was er mit dem Geld machen will. Ich möchte es auch gar nicht wissen.“
Drei Monate Zeit
Der Kunde macht keine Schulden und sein Eigentum geht auch nicht sofort verloren. Das ist der Vorteil der Pfandleihe: Der Kunde verkauft sein Eigentum nicht, sondern gibt es quasi in Kaution. Dafür erhält er einen nummerierten Pfandschein. Nach spätestens drei Monaten – und weiteren vier Wochen zur Abwicklung – muss er sein Pfand wieder auslösen und kann sein Eigentum wieder mit nach Hause nehmen. Bei Gegenständen, die ihren Wert auf Dauer behalten, können auch längere Fristen gesetzt werden.
Neun von zehn Gegenständen, so Rippstein, würden von den Eigentümern wieder abgeholt – „manchmal schon nach wenigen Tagen“. Sie hätte Stammkunden, die regelmäßig zum Monatsende hin klamm sind und zu Beginn des folgenden Monats ihr Pfand wiederholen. „Eigentlich bin ich eine Art Sozialbank“, findet Rippstein, die bei manchen Kunden das Gefühl hat, „dass ich sie wirklich über den Monat rette, oder es ihnen ermögliche, dass sie Weihnachtsgeschenke für ihre Kinder kaufen können“. Dreiviertel ihrer Kunden kommen aus der Umgebung, andere aber beispielsweise auch aus Kronach oder Coburg.
Umsonst kann selbstverständlich auch kein Pfandleiher Geld ausgeben. Laut Pfandleihordnung sind die Gebühren gesetzlich festgelegt und nach der Darlehenshöhe gestaffelt. Zwei Beispiele: Bei einem Darlehen bis 100 Euro sind es 2,50 Euro, bei 300 Euro sind 6,50 Euro fällig – pro angefangenem Monat. Übersteigt der Pfandbetrag 300 Euro, kann der Pfandleiher die Gebühren festlegen.
Verpfändete Gegenstände, die nach vier Monaten nicht ausgelöst worden sind, werden versteigert. Eine Auktion im Centralsaal gab es bereits, die nächste ist am 19. Februar geplant. Der Erlös, abzüglich der Auktionsgebühren, geht an den Besitzer, nicht an den Pfandleiher. „Ich habe da in erster Linie die Arbeit mit der Auktion“, sagt Rippstein.
Quittung vorlegen
Dass die Pfand-Gegenstände allesamt aus ehrlichen Händen und nicht aus irgendwelchen krummen Geschäften stammen, kann Margarete Rippstein nicht garantieren. Ein Restrisiko bleibt immer, obwohl sie sich möglichst den Kaufbeleg zeigen lässt – „schon allein, um den Wert des Gegenstands besser ermitteln zu können“. Außerdem würden die Namen des Besitzers und der Gegenstand dokumentiert – was Hehlern auch nicht schmecken dürfte. „Wenn mir angebotene Pfänder zu kurios erscheinen, dann lehne ich ab“, erklärt Rippstein. Bislang hätte sie jedoch das Gefühl, nur mit ehrlichen Kunden zu tun zu haben.
Terminabsprachen mit Pfandleiherin Margarete Rippstein per Tel. (0 95 21) 9 52 87 98 oder übers Internet unter www.pfandhaus-franken.de