Bürgermeister Günther Werner staunte nach eigenen Angaben nicht schlecht, als er in dieser Zeitung am Donnerstagmorgen die Vorschläge einer Initiativgruppe zur Steigerung der Attraktivität der Kreisstadt studierte. „Aus meiner Sicht wäre es gescheiter gewesen, sich mit mir über die einzelnen Punkte zu unterhalten“, übt das Stadtoberhaupt im Gespräch mit dieser Redaktion Kritik am Vorgehen der engagierten Bürger.
Investor für Stadtstrand gefunden
Besonders aufgestoßen habe ihm der Vorschlag, den Tränkberg autofrei zu gestalten und stattdessen Parkplätze am Bahnhof zu errichten. Dadurch könne man, so die Initiativgruppe, den Mainuferbereich attraktiver anlegen mit Sitz- und Liegemöglichkeiten sowie gastronomischen und kulturellen Angeboten. „Ein Investor hat mittlerweile bei der Stadt Interesse an einem Stadtstrand im Hafenbreich signalisiert“, so der Bürgermeister. Diese Einrichtung soll ab 2020 von Mai bis Ende September betrieben werden. Errichtet werden soll der Stadtstrand zwischen der Kaimauer in Höhe der künftigen Anlegestelle für Ausflugsschiffe und der derzeitigen Waldorfschule. „Wir sind also mitten in der Ausgestaltung der Freizeitmöglichkeiten am Main. Aber so etwas bedarf umfangreicher Vorarbeiten“, erläutert der Bürgermeister.
Eine klare Absage erteilt Günther Werner der Idee eines autofreien Tränkbergs. „Wir planen ohnehin schon ein Parkdeck am Bahnhof“, so Werner. Dort gebe es derzeit bereits Stellflächen für 197 Autos. Durch das Parkdeck, das Bestandteil der „Ausschreibung Bahnhofsumfeld“ sei, kämen noch einmal 250 dazu. „Dennoch können wir dadurch nicht das gesamte Parkplatzangebot vom Tränkberg auffangen.“
Parkplätze am Tränkberg sind kostenlos
Werner nennt vor allem zwei Gründe, die außer der notwendigen Anzahl an Parkplätzen gegen einen autofreien Tränkberg sprechen. Zum einen werde die Verkehrsbelastung in der Bahnhofstraße übermäßig hoch, wenn die Tränkbergparker hier noch zusätzlich untergebracht würden, zum anderen sind die Parkplätze am Tränkberg kostenlos. Das wäre mit einem Parkdeck nicht machbar. „Man muss auch an die Finanzen denken“, so Günther Werner, „wenn man solche Vorschläge macht.“
Die Idee, die Busse des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) elektrisch oder mit Wasserstoff zu betreiben, findet Bürgermeister Werner zwar grundsätzlich gut, doch der ÖPNV sei Sache des Landkreises. „Wir würden eine solche Entwicklung durch unsere Infrastruktur gerne unterstützen, doch wir können nicht selbst tätig werden“, erklärt Werner.
„Moderne Arbeitsplatz-Infrastrukturen in Leerständen“ hatte die Initiative angeregt. So etwas sieht der Bürgermeister eher in größeren Städten in Zusammenhang mit Startups. Selbst Größenordnungen wie in Schweinfurt oder Bamberg wären dafür noch zu gering. Dennoch sei die Stadt Haßfurt auch in diesem Bereich nicht untätig. „Ich könnte mir vorstellen, Jungunternehmer, die neu ein Geschäft eröffnen, finanziell zu unterstützen.“ Günther Werner rät Neu-Geschäftsleuten, sich an den Stadtmarketingverein zu wenden, dem er vorsteht, und einen Businessplan vorzulegen. Ein Teil der Miete könnte den Geschäftsleuten in den ersten Monaten als eine Art Starthilfe gewährt werden. „Aber wir können keine Mietverträge für Unternehmen abschließen“, so Werner.
Markthalle gehört in die Innenstadt
Eine Markthalle auf dem Gelände der ehemaligen Mälzerei Wörthmann sieht Werner eher nicht. Das wäre ihm doch ein Stück zu weit außerhalb der Innenstadt. Zudem gebe es bestehende Mietverträge, die Gebäude müssten erworben, abgerissen und neugebaut werden. Da stelle sich auch die Frage, wie dann die Miethöhe gestaltet werden müsste.
Für Reparatur-Cafés als Begegnungsstätte von Jung und Alt sieht Bürgermeister Werner keine Notwendigkeit, da die Stadt hier mit dem Mehrgenerationenhaus bestens versorgt sei. „Da hatten wir doch erst kürzlich die Diskussion wegen einer Doppelstruktur mit dem Familienzentrum des Landkreises.“