
Glaubt man dem Wissenschaftsjournalisten Ranga Yogeshwar, dann ist es in einer "Zeit des Wandels" wichtig, dass Firmen "aus einem alten Business-Modell ein neues zu machen". So begründet Yogeshwar, der unter anderem als Moderator von Fernsehsendungen wie "Quarks und Co" oder "W wie Wissen" bekannt wurde, in einem Internet-Video seine Rolle als Mentor beim Innovationspreis "Top 100". Dieser zeichnet – wie der Name schon vermuten lässt – jährlich 100 mittelständische Unternehmen aus, die eine Jury als besonders innovativ bewertet. In diesem Jahr ging eine solche Auszeichnung an eine Firma, die ihren deutschen Hauptsitz in Haßfurt hat: den finnischen Rohrhersteller Uponor.
Über 100 Fragen: Aufwendige Bewerbung um das Top-100-Siegel
Zumindest trug der Konzern diesen Namen noch zum Zeitpunkt der Bewerbung. Mittlerweile wurde Uponor von der Schweizer Georg Fischer AG übernommen und nennt sich seitdem offiziell "GF Building Flow Solutions". In der Liste der Preisträger auf der Website des Top-100-Siegels ist das Unternehmen bereits unter diesem Namen aufgeführt, auch wenn am Firmengebäude in Haßfurt weiterhin groß das Uponor-Logo zu sehen ist.

"Da sitzt man schon eine ganz schöne Zeit", sagt Chief-Innovation-Officer (CIO) Torsten Meier über die Bewerbung für den Innovationspreis. Denn um bei den Top 100 gewinnen zu können, muss ein Unternehmen eine Menge Angaben machen. Wer ist bei der Produktentwicklung mit eingebunden? Wie viel haben die Mitarbeitenden dabei mitzureden? Welche Rolle spielt die Digitalisierung? Wird auch auf Künstliche Intelligenz gesetzt? Über 100 Fragen galt es zu beantworten. "Das war einer der umfangreichsten Fragenkataloge, die ich je gesehen habe", sagt Meier, der in 30 Jahren Berufserfahrung in der Entwicklung oft mit solchen Bewerbungen zu tun hatte.
Feedback: Von der Jury kommen auch zahlreiche Informationen
Und er betont, dass es durchaus eine große Auszeichnung sei, zu den Top 100 zu gehören. Zwar wisse er nicht, wie viele Bewerber es insgesamt gegeben habe, klar sei aber: "Das ist kein leichter Titel. Das ist nichts, wo man sagt: 'Das bekommt jeder mal.'" Umso bemerkenswerter ist es, dass Uponor den Preis in der Vergangenheit schon einmal gewonnen hatte.

Positiv äußert sich Meier auch über das Feedback, dass die teilnehmenden Unternehmen erhalten. "Man kriegt auch was zurück", sagt er über die Informationen, die compamedia als Organisator des Wettbewerbs an die Bewerber gibt. So habe das Unternehmen aufgezeigt bekommen, in welchen Bereichen es gut dastehe und Fortschritte zu beobachten seien, aber auch, wo die Jury noch Potenzial für Verbesserungen sehe.
Mitarbeiterbeteiligung und Energiewende: Die Stärken von Uponor
Dennoch: Auf die Frage, womit Uponor im Wettbewerb besonders gepunktet habe, entgegnet Meier, das lasse sich nicht so genau sagen. Die Stärke des Unternehmens liege wohl auch darin, dass es sehr breit aufgestellt sei. Das müsse man auch sein, um bei den Top 100 zu punkten – "Und das muss man mit Zahlen und Fakten belegen können", so der CIO.

Als eine Stärke seines Unternehmens nennt er unter anderem, dass die Mitarbeitenden in viele Prozesse mit eingebunden würden. "Das ist keine Ein-Mann-Show." Wichtig sei auch das Energiebewusstsein und die Rolle, die eine Firma in Sachen Energiewende spielen kann. "Das betrifft uns alle", sagt Meier über die Auswirkungen des Klimawandels.
Mehr als eine Milliarde Rohrverbindungsstücke in 32 Jahren
Gerade diese Punkte werden auch in der Beschreibung des Unternehmens auf der Top-100-Website hervorgehoben. "Wir ermutigen alle Kollegen, an unserem Innovationsprozess teilzunehmen", wird dort Chief-Technology-Officer Thomas Fuhr zur Einbindung der Mitarbeitenden zitiert. Und zum Umgang mit Umwelt- und Klimathemen: "Unsere Vision ist es, ein anerkannter Marktführer für nachhaltige Gebäudelösungen zu werden."

Seit 1992 produziert Uponor im Landkreis Haßberge. Zunächst hatte die Firma ihren Standort in Westheim, 1995 folgte der Umzug nach Haßfurt. Hier werden vor allem Fittinge hergestellt, also Verbindungsstücke, mit denen sich Rohre zusammensetzen lassen. Mehr als eine Milliarde solcher Fittinge in verschiedenen Formen und Größen sind somit in den letzten 32 Jahren im Haßbergkreis gefertigt worden.
Bürgermeister traut Uponor eine große Rolle in der Wärmewende zu
Die Rohre selbst stammen dagegen aus dem Uponor-Werk im thüringischen Zella-Mehlis. Neben Rohren für den Transport von Trinkwasser stellt das Unternehmen unter anderem auch Heizungssysteme her, beispielsweise für Fußbodenheizungen. Rund 120 Mitarbeitende sind in den drei Produktionshallen tätig, die das Unternehmen in Haßfurt hat – 100 davon tatsächlich in der Produktion, die übrigen in anderen Aufgaben wie der Instandhaltung.

"Ich freue mich natürlich, wenn Firmen, die in Haßfurt ihren Sitz haben, ausgezeichnet werden", sagt Bürgermeister Günther Werner (Wählergemeinschaft) im Gespräch mit dieser Redaktion. Das Stadtoberhaupt war selbst bei der Preisverleihung Ende Juni in Weimar dabei, zu deren Ehrengästen neben Ranga Yogeshwar auch Ex-Bundespräsident Christian Wulff gehörte. "Das war schon eine beeindruckende Veranstaltung", sagt Werner. Er glaube, dass Uponor "im Bezug auf die Wärmewende noch Einiges vor sich hat", so der Bürgermeister. Die Firma werde mit ihren Produkten eine große Rolle spielen.
Auch Torsten Meier von Uponor äußert sich positiv über die Begegnung mit Werner bei der Preisverleihung. So habe er sich mit dem Bürgermeister unter anderem darüber ausgetauscht, was die Stadt in Sachen Digitalisierung unternehme und ihn dabei als sehr aufgeschlossen wahrgenommen.
Auch sonst lobt der Uponor-CIO die Preisverleihung als Veranstaltung, die viel Gelegenheit zum Austausch geboten habe – sei es mit den Vertreterinnen und Vertretern anderer Firmen oder mit Mentor Ranga Yogeshwar, den er schon mehrfach getroffen und mit dem er immer wieder sehr offene Gespräche geführt habe. Yogeshwar war es auch, der Meier sowie Development Manager David Mainka die Auszeichnung überreichte.