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HAßFURT
Uponor: Mit Rohren gewachsen
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Foto: Uponor
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 27.04.2023 03:38 Uhr

Eigentlich ist das Geschäft von Uponor ein undankbares: Die Produkte des Haßfurter Unternehmens werden in der Erde verbuddelt, in Wänden einzementiert oder verschwinden in Fußböden. Weg, nicht mehr zu sehen und damit irgendwie vergessen.

Dennoch zählt Uponor zu den Großen, wenn es um Rohre geht. Zusammen mit dem Konkurrenten Fränkische Rohrwerke im benachbarten Königsberg macht Uponor den Kreis Haßberge gar zu einer Art Nabel der Welt für Baufirmen, Klempner und Heizungsbauer. Denn diese Vertreter des Handwerks sind die Hauptabnehmer der Uponor-Rohre. Im Baumarkt findet man die Rohre nicht, die Haßfurter liefern nur an Fachfirmen.

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Logistikzentrum ist für halb Europa zuständig

Und das mit Erfolg: Das Unternehmen ist in den vergangenen Jahren gewachsen. So eröffnete Uponor 2015 zwei Straßenzüge von der Firmenzentrale in Haßfurt entfernt ein neues Logistikzentrum, weil das alte aus allen Nähten geplatzt war. Dieser 177 Meter lange, 85 Meter breite und 10 Meter hohe Neubau ist ebenfalls eine Art Nabel der Welt, zumindest der europäischen: Denn von dort aus liefern die Haßfurter Uponor-Produkte in alle Ecken Deutschlands sowie in weite Teile Europas.

„Von Haßfurt in die Welt“

Mit der Eröffnung des Logistikzentrums schloss das Unternehmen zwei ähnliche Lager in Deutschland, so dass Haßfurt zur Uponor-Zentrale geworden ist, was die Auslieferung angeht. Nicht umsonst prangt auf einer Tafel in der Halle der selbstbewusste Schriftzug: „Von Haßfurt in die Welt.“

Lkw-Kilometer werden eingespart

Die Zentralisierung der Logistik auf die Stadt am Main hat nach Unternehmensangaben dazu geführt, dass pro Jahr 1,2 Millionen Lkw-Kilometer und damit 950 Tonnen Abgase vermieden werden. Haßfurt habe eines der modernsten Logistikzentren in Europa, hieß es bei der Eröffnung der Halle vor fast genau zwei Jahren. Im Schnitt 50 Lastwagen fahren pro Tag die 16 Tore des Zentrums an oder von dort weg.

8000 Paletten gehen pro Monat raus

6000 Logistikaufträge werden nach Firmenangaben pro Monat dort abgewickelt, wobei es in dieser Zeit um 8000 Paletten und 2600 Pakete geht. Ein Teil davon kommt von anderen Uponor-Fabriken zum Weitertransport zu Fachbetrieben oder Lagerstätten im Ausland an. Das Tochterunternehmen des finnischen Uponor-Konzerns arbeite bei dieser Logistik mit sechs Speditionen plus deren Subunternehmen zusammen, erklärt Frank Wildenhues.

Von wegen Roboter: Es zählt der Faktor Mensch

Der 48-Jährige ist seit 30 Jahren bei Uponor und leitet das Haßfurter Logistikzentrum. Er setzt auf den Faktor Mensch: Während generell in der Logistik – wie in anderen Wirtschaftsbereichen auch – längst Automatisierung und Roboter üblich sind, arbeiten in der Haßfurter Riesenhalle immerhin 60 Uponor-Beschäftigte. Sie erfassen die eingehenden Lieferungen mit Handscannern, die ihnen dann mitteilen, in welches der Regale die Paletten gebracht werden müssen. 22 Gabelstabler sausen ständig zwischen den langen Fluren hin und her.

Zwei Schichten pro Tag - und es ginge mehr

Fünf Tage die Woche geht das so, in zwei Schichten: 6 bis 14 Uhr und 14 bis 22 Uhr. „Wir haben hier noch Luft nach oben“, ist sich Wildenhues sicher. Will heißen: Uponor kann noch mehr wachsen. Stückgut, das bis 10 Uhr bestellt wird, könne binnen 24 Stunden beim Kunden ausgeliefert werden, sagt der Chef des Logistikzentrums. Bei den Paketen läuft die Bestellfrist bis 13 Uhr, dann seien sie am nächsten Tag um 8 Uhr beim Kunden.

Nur Roboter: Das Risiko ist zu groß

Faktor Mensch heißt für Wildenhues: kein menschenleeres Logistikzentrum, keine Alleinherrschaft von Robotern. Die Investitionen dafür „sind zu hoch“, es lohne sich nicht. Er habe in der Branche eine Kehrtwende weg von der Vollautomatisierung beobachtet. „Es gehen wieder einige zurück.“

Nur Roboter: Unterm Strich sei hier das Risiko zu groß, dass die Server ausfallen, was eine Art Super-GAU für ein Logistikzentrum wäre, ergänzt Guido Scharch, der Uponor-Personalchef für den deutschsprachigen Raum. Zwar ist die Logistikhalle allein wegen ihrer Größe im Gewerbegebiet im Haßfurter Osten ein Blickfang. Doch bei Uponor geht es nicht allein ums Lagern und Transportieren. Am Standort wird auch etwas hergestellt: zum Beispiel 40 Millionen Fittings. Das sind jene Metallteile, die man zum Verbinden von zwei oder mehr Rohr-Enden braucht.

Fitting-Produktion für den Konzern

Auch hier ist Haßfurt ein Nabel der Welt: Die Fitting-Produktion habe der weltweit agierende Uponor-Konzern in Haßfurt zentralisiert, wie Fabrikleiter Stefan Endres erläutert. Auch Rohre für den Trinkwasser-Anschluss von Häusern werden in der Haßberge-Stadt hergestellt.

Stolz auf Prämierung

Stolz ist man dort neuerdings nicht nur auf das Unternehmenswachstum, sondern auch auf eine Hitparade: Uponor landete vor wenigen Tagen bei der Analyse „Die besten Arbeitgeber 2017“ des Nachrichtenmagazins Focus immerhin auf Platz 585 unter 1000 untersuchten Unternehmen in Deutschland – darunter so große Namen wie Bayer, BMW, VW, Adidas oder Bosch. In der Sparte „Werk- und Baustoffe, Metall und Papier“ kam Uponor unter den 57 prämierten Firmen auf Rang 32. Klar, dass Personalchef Guido Scharch die sprichwörtlichen Sektkorken knallen lässt: „Darauf sind wir mächtig stolz.“

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