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Ebern
"Das ist eine riesen Sauerei, was sich Valeo hier leistet": Klare Worte bei Demonstration gegen Stellenabbau in Ebern
650 Personen demonstrierten am Samstag vor dem Eberner Valeo-Werk gegen den geplanten Stellenabbau. Bürgermeister Jürgen Hennemann fand deutliche Worte.
Vor dem Eberner Valeo-Werk bildete sich am Samstag eine Menschenkette.
Foto: Andy Schöneberg | Vor dem Eberner Valeo-Werk bildete sich am Samstag eine Menschenkette.
Christian Licha
 |  aktualisiert: 26.04.2024 02:49 Uhr

Der geplante Abbau von 280 Arbeitsplätzen im Valeo-Werk Ebern macht den Beschäftigten und auch der Bevölkerung große Sorgen. Nach einem Aufruf des Betriebsrates und der Gewerkschaft IG Metall Bamberg versammelten sich am Samstagnachmittag rund 650 Menschen vor den Werkstoren und bildeten eine Menschenkette, um ihrem Protest Ausdruck zu verleihen. Unterstützung kam dabei auch von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Valeo in Fischbach und Bad Rodach, Bosch in Bamberg sowie Schaeffler in Hirschaid und Höchstadt/Aisch, die extra für die Demonstration nach Ebern anreisten.

Die Frauen, Männer und Kinder reihten sich vom Haupttor am Kreisel am Kapellenstegsweg bis zum Betriebsparkplatz in der Georg-Schäfer-Straße auf. Zuvor hatten die Verantwortlichen handliche Plakate verteil, die das Motto der Demonstration kund taten: "Wir stehen für Zukunft".

Die Menschenkette setzte sich in Richtung des Betriebsparkplatzes in der Georg-Schäfer-Straße fort.
Foto: Andy Schöneberg | Die Menschenkette setzte sich in Richtung des Betriebsparkplatzes in der Georg-Schäfer-Straße fort.

"Hier, wo heute das Werk steht, haben wir als Kinder auf der damaligen noch unbebauten Freifläche gespielt", sagte der 67-jährige Richard Barth. Er und seine Frau sind zwar nicht direkt von dem Stellenabbau betroffen, jedoch war es für das Rentnerehepaar keine Frage, seine Solidarität zu zeigen.

Sein Vater sei vor etlichen Jahrzehnten auch in dem Betrieb, der damals noch als Kugelfischer firmierte, beschäftigt gewesen. Als ob es gestern wäre, kann sich der Eberner noch gut an damals erinnern: "Mein Vater musste damals regelmäßig manuell die Stechuhren umstellen und da durfte ich oft dabei sein".

Angst vor der beruflichen Zukunft

Angst vor seiner beruflichen und privaten Zukunft hat auch Alexander Schmitt aus Ebern. Der 41-jährige Maschinenbautechniker ist bereits seit 2002 im Werk beschäftigt, erlernte dort einst seinen Beruf und ist heute als Projektleiter in der Fertigung tätig. Seit dem Valeo die Firma im Jahr 2016 übernommen hat, seien keine nennenswerten großen Aufträge mehr hereingekommen, so der Familienvater.

Der Vertrieb in Ebern wurde aufgelöst und es scheint so, als ob keine proaktive Neukundengewinnung mehr stattfinde. Der Techniker berichtet, dass ein Vertrag für ein großes Hauptprodukt im Jahr 2028 auslaufe und hofft zumindest auf eine im Gespräch befindliche Verlängerung um zwei Jahre.

'Wir stehen für Zukunft' war das Motto der Menschenkette.
Foto: Christian Licha | "Wir stehen für Zukunft" war das Motto der Menschenkette.

"Unsere Zukunft ist völlig offen und die Ungewissheit schürt Ängste in der ganzen Belegschaft", sagte Schmitt, der seinerzeit mit seiner Ehefrau und den zwei Kindern extra wegen des Arbeitsplatzes nach Ebern gezogen ist und dort ein Haus gebaut hat. Auch bei dem Arbeitgeber seine Ehefrau sehe es nicht gerade rosig aus. Sie arbeitet im Haus Ebern der Haßberg-Kliniken, dessen weiteres Bestehen auch fraglich sei, so Schmitt.

Die Hoffnung: Gespräch mit Einigungsstelle könnte Ergebnisse bringen

Viele Fürsprecher unterstützten die Forderung des Betriebsrates und der Gewerkschaft, die Arbeitsplätze zu erhalten beziehungsweise wenigstens den Gesprächsvorschlag von Arbeitnehmerseite anzunehmen, die der Betrieb ablehnt. Betriebsratsvorsitzende Sonja Meister hofft, dass die nun anstehenden Gespräche mit der Einigungsstelle Ergebnisse bringen.

Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD), der vor seiner Wahl zum Stadtoberhaupt selbst über 30 Jahre Betriebsratsvorsitzender im Werk in Ebern war, erklärte, dass er so ein Verhalten des Arbeitgebers noch nie erlebt habe: "Das ist eine riesen Sauerei, was sich Valeo hier leistet."

Auch Martin Feder von der IG Metall Bamberg ist stinksauer: "Valeo hat 900 Millionen Euro investiert und fährt das Werk Ebern Stück für Stück gegen die Wand". Landrat Wilhelm Schneider (CSU) erklärte ebenfalls seine Solidarität. Denn hinter den 280 Stellen stünden nicht nur 280 Menschen – sondern auch ihre Familien. 

Auch viele Politiker nahmen an der Menschenkette teil, wie (von links) Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann mit seiner Ehefrau Simone Bastian, Landtagsabgeordneter Steffen Vogel, zweiter Bürgermeister Harald Pascher und Landrat Wilhelm Schneider.
Foto: Christian Licha | Auch viele Politiker nahmen an der Menschenkette teil, wie (von links) Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann mit seiner Ehefrau Simone Bastian, Landtagsabgeordneter Steffen Vogel, zweiter Bürgermeister Harald Pascher ...

Gleich doppelt betroffen zeigte sich Landtagsabgeordneter Steffen Vogel (CSU), zu dessen Stimmkreis neben dem Haßbergkreis auch Rhön-Grabfeld gehört. Dort in Bad Neustadt befindet sich auch ein Valeo-Werk, bei dem ebenfalls ein Stellenabbau bevorsteht.

 
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  • Hans-Ullrich Völker
    Gruß aus Berlin - oder, wie der Kanzler sagte: es waren zwei erfolgreiche Turnaround-Jahre der Ampel.
    Valeo hat nach eigenen Angaben 30% seiner Kunden in Deutschland und demnach die Mehrheit offenbar woanders. Wenn die 30% weniger Zulieferung brauchen, dann passiert sowas. Aber wenigstens sind wir dann schneller als andere CO2-neutral. Turnaround eben.
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  • Erich Spiegel
    Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) kann sich bei seiner Partei für die verkorkste Ostpolitik Willy Brandts bedanken. Man glaubte Diktaturen wie Russland "einbinden" zu können, glaubte an "Wandel durch Handel." In Wirklichkeit wurde man eingeseift und an der Nase herumgeführt. Das billige Gas aus Russland fehlt jetzt und teures LNG-Gas aus Katar und USA muss herangekarrt werden. Die deutsche Industrie ist nicht mehr wettbewerbsfähig wegen zu hoher Energiepreise. Bis die erneuerbaren Energien ausgebaut sind und wir wieder wettbewerbsfähig sind dauert es nach jetzigem Tempo 10 bis 20 Jahre. Die nächste Generation wird kleinere Brötchen backen müssen. Ich hoffe der Abstieg geht nicht zu tief. Wenn wir auf das Niveau von 1980 fallen und dann pro Familie statt 3 Autos nur noch eines vor der Tür steht geht die Welt auch nicht unter.
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  • Hiltrud Erhard
    Jeder sollte sich fragen wie er handeln würde, wenn das was übrig bleibt, immer weniger wird und gleichzeitig in anderen Ländern die Produktion einfach günstiger ist. Energie Logistik und vor allem die Personalkosten.
    Ich habe das an anderer Stelle schon gesagt. Was kommt von der Gewerkschaft außer immer mehr zu fordern und eine Wohltat nach der anderen?
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  • Dietmar Eberth
    Bei Valeo verhandelt der Betriebsrat und nicht die Gewerkschaft.
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  • Peter Bartosch
    Ihre Platte hängt.
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  • Peter Bartosch
    Frau Erhard, Sie haben bestimmt noch kein einziges Kfz Ersatzteil von Valeo gekauft. Ich schon, und das war doppelt so teuer wie von Bosch. Von dem her wird Valeo sicherlich genug Gewinnspanne haben, aber kein Geld für die Belegschaft. Sie haben absolut keine Ahnung, aber schreiben tun Sie viel.
    Sollte Valeo nicht mehr hier produzieren, kaufe ich auch nichts mehr von denen.
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  • Hiltrud Erhard
    Denen wird das relativ egal sein ob und wo Sie kaufen.
    Ich gebe zu, ich bringe mein Auto in eine Fachwerkstatt.
    Und wenn die Teile so teuer sind und Sie die trotzdem kaufen, dann ist der Edelmut nicht zu überbieten.
    Und ihre Überlegung zum Gewinn stellt leider betriebswirtschaftlich keine fundierte Aussage dar.
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  • Alfred Nowak
    Der Einsatz der Kommunalpolitik ist ehrenwert, aber gerade der Bürgermeister von der ehemaligen Volkspartei SPD kann sich für diese Entwicklung, leider in ganz Deutschland, bei seinen Genossen in Berlin bedanken❗️🥲
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