Neuneinhalb Jahre wird Oskar Ebert als stellvertretender Landrat unterwegs gewesen sein, wenn er dieses Amt Ende Oktober abgibt. Dass der Freie Wähler als Stellvertreter von Wilhelm Schneider (CSU) zurücktritt, das hat die Bevölkerung inzwischen erfahren. Am Montag im Kreisausschuss erklärte der langjährige Kreisrat und Bürgermeister von Rauhenebrach das Warum.
"Alles hat seine Zeit", zitierte er da seinen Lieblingsprediger Salomo aus der Bibel. Und auch wenn es so nicht in der Heiligen Schrift steht, so gibt es wohl auch die Zeit, von politischen Ämtern zu lassen. "Ich werde im Januar 75" verriet Ebert, da spüre er die Belastungen des Amtes mehr und mehr, zumal eben gewisse "altersgerechte Abnutzungserscheinungen" hinzukämen.
Ab dem runden Geburtstag will der Kommunalpolitiker sein Leben "etwas umgestalten", sich mehr Zeit für die Familie nehmen, vor allem für seine elf Enkelkinder. Mehrfach und auch im Gespräch mit der Redaktion am Dienstag machte Ebert deutlich, dass sein Rücktritt nichts mit irgendwelchen Verwerfungen zu tun habe zwischen ihm und Landrat Schneider oder seinem Stellvertreterkollegen Michael Ziegler (CSU, Eltmann). "Wir waren über die ganze Zeit hinweg ein großartiges Team, ich danke dem Landrat und Michael Ziegler für die tolle Zusammenarbeit."
Auch, wie viel ihm die Arbeit für den Landkreis bedeutet hat, wie viel Spaß sie ihm gemacht habe, stellt der einstige Lehrer immer wieder heraus. Aber irgendwann werde es eben doch zu viel. Zuviel? Ab und zu die Gratulation bei einem 90. Geburtstag oder einer Eisernen Hochzeit, und ab und an für den Landrat bei einer Festivität in die Bresche springen? Wer glaubt, dass die Landrat-Vertretung so funktioniert, der täusche sich, klärt Ebert auf.
"Ich habe sehr viele Termine gemacht", sagte Oskar Ebert am Dienstag zur Redaktion. Und sehr viele heißt ohne Weiteres: Jede Woche eine Handvoll und mehr. In der Summe schnell 20 Stunden pro Woche. Im Namen des Landkreises Haßberge war der 74-Jährige zum Beispiel für das Thema VGN zuständig, also für den seit einigen Jahren in den Landkreis übergreifenden Verkehrsverbund Großraum Nürnberg. Ebert hat die Haßberge bei der Suche nach dem Endlager für Atommüll vertreten. Und er war auch erster Ansprechpartner, wenn es um die Planung neuer Stromtrassen geht. Man ahnt, wie viele Konferenzen das bedeutet, die ja auch alle vorbereitet sein wollen.
Ergo war der Mann, der vor knapp 40 Jahren erstmals in den Gemeinderat von Rauhenebrach gewählt wurde, in offizieller Mission keinesfalls nur zwischen Haßbergen, Maintal und Steigerwald unterwegs, sondern im ganzen Freistaat und darüber hinaus. Ehrungen bei der Bundespolizei in Bamberg, eine Schiedsrichtertagung in Eltmann, ein Tourismus-Treffen in Haßfurt, eine Zusammenkunft der Sportjugend irgendwo im Kreisgebiet. Und, und, und: Das sind die Termine der nächsten Tage.
Forderndes Amt: Die letzten drei Sonntage nicht daheim
"Die letzten drei Sonntage war ich nicht daheim", stellt er beim Blick in den Kalender rückwirkend fest. Im Landkreis war er zum Beispiel auch für die Vereine und das ehrenamtliche Engagement zuständig. Aber auch für den Kontakt mit diversen Behörden wie dem Amt für ländliche Entwicklung. "Das sind Aufgaben, von denen die Öffentlichkeit kaum etwas mitbekommt", sagt er.
Im letzten Winter, als er irgendwann einmal bei Schnee und Eis von Würzburg nach Hause in den Steigerwald gefahren sei, sei ihm der Entschluss gereift, aufzuhören, sagte Ebert am Montag im Kreisausschuss.Wobei Aufhören nicht gleich Aufhören ist:
Oskar Ebert bleibt Mitglied des Kreistags
Ebert bleibt Mitglied des Kreistags. Und vielleicht kandidiert er noch einmal 2026 bei der nächsten Kommunalwahl, das werde dann von seinem gesundheitlichen Zustand abhängen. Und es bleiben seine vielen weiteren Ehrenämter, allen voran sein Wirken im Verein "Unser Steigerwald", der sich für den Erhalt des Naturparks stark macht. Zweiter Vorsitzender ist Ebert hier. Und er glaubt, dass hier noch viel Arbeit auf ihn zukommt, weil Naturschutzverbände und die Grünen nicht locker lassen wollen beim Thema Nationalpark. Und es so wohl nichts aus dem Moratorium von vielleicht fünf Jahren wird, das sich Ebert hier gewünscht hätte.
"Aber das ist ja eine ganz andere Geschichte", meinte der Kommunalpolitiker mit jahrzehntelanger Erfahrung. Der verspricht, auch seine designierte Nachfolgerin Birgit Bayer mit all dieser Erfahrung zu unterstützen, wo dies nötig ist.