Ab 1. Januar 2018 gehört der Landkreis Haßberge vollumfänglich zum Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN). Dann gilt in allen 26 Gemeinden des Kreisgebietes der VGN-Tarif für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) – auch im sogenannten Binnentarif, das sind Fahrten etwa mit dem Omnibus, die die Kreisgrenzen nicht überschreiten.
Diese Integration in das VGN-Gebiet hat das Landratsamt Haßberge am Mittwoch in einer Pressemitteilung offiziell bestätigt. Angekündigt worden war der Schritt in der Vergangenheit bereits mehrfach. Der letzte notwendige Beschluss dazu sei nun in der Sitzung des VGN-Grundvertragsausschusses am 27. April gefallen, heißt es in dem Schreiben vom Herrenhof. Das Papier zitiert Landrat Wilhelm Schneider, der sich über die Chancen freue, die der Haßbergkreis mit dem Beitritt zum VGN für seine künftige Entwicklung erhalte.
Bereits seit 2010 ist der Heimatkreis Mitglied im VGN mit Sitz im Grundvertragsausschuss und im Zweckverband. Zeitgleich mit dem Beitritt von Stadt und Landkreis Bamberg wurde damals die Schienenstrecke Bamberg–Ebern in den VGN integriert, gemeinsam mit den Buslinien in ihrem Einzugsbereich, die durch die Gemeinden Ebern, Oberaurach, Rauhenebrach und Eltmann verlaufen.
Zum Jahreswechsel werde die bisher nur kurze Bahnlinie R15 des VGN von Bamberg nach Oberhaid an der Schienenstrecke nach Schweinfurt über die Bahnhöfe Ebelsbach-Eltmann und Zeil bis Haßfurt verlängert, kündigte das Landratsamt an. Interessant sei dies vor allem für die vielen Pendler, die Richtung Bamberg, Erlangen oder Nürnberg fahren. Aber auch für Fahrgäste im Freizeitverkehr seien damit neue und lohnende Ausflugsziele – insbesondere mit dem „TagesTicket Plus“ erreichbar. „Beim breiten Sortiment an Fahrscheinen findet jeder das passende Angebot“, rührt die Behörde die Werbetrommel. Die Verbesserung seiner Verkehrsinfrastruktur lässt sich der Kreis einiges kosten: Ende März hatte der Landrat den Kreistag informiert, dass der VGN-Beitritt den Kreishaushalt im ersten Jahr um 700 000 Euro und in den Folgejahren jeweils um 150 000 Euro belasten wird.
Lange Jahre stand die Frage im Raum, ob sich der Haßbergkreis verkehrstechnisch gesehen eher Richtung VGN oder in die Gegenrichtung, nach Westen zum Verkehrsverbund Mainfranken (VVM), orientieren sollte. Durch seine Lage zwischen den beiden Verkehrsverbünden hieß die Devise „Sowohl-als-auch“ – auch nach wie vor setzt der Kreis auch auf enge Anbindung in den Schweinfurt-Würzburger Raum. Die Entscheidung, welchem Tarifsystem der Kreis sich angliedern werde, war aber unumgänglich. Sie fiel für den VGN weniger deshalb, weil dieser mit künftig 17 angeschlossenen Landkreisen und 8 kreisfreien Städten flächenmäßig die Nummer 2 der deutschen Verkehrsverbünde ist – und der VVM demgegenüber klein und bescheiden wirkt. Hauptargumente waren erstens die hohe Zahl an Pendlern in den VGN-Raum und auch von dort in den Heimatkreis. Zweitens ist noch nicht einmal der Landkreis Schweinfurt dem VVM beigetreten, der gegenwärtig Stadt und Landkreis Würzburg, Stadt- und Landkreis Kitzingen sowie den Landkreis Main-Spessart umfasst. Die Integration des östlichen Unterfrankens in das VVM-Gebiet hätte also sicher noch Jahre auf sich warten lassen.
So erleichtert und verbessert der VGN-Beitritt schon im kommenden Jahr die Bus- und Bahnfahrten in und aus Richtung Ober- und Mittelfranken. Das größte Plus ist die Kundenfreundlichkeit. Ein einheitliches Tarifsystem garantiert dann, dass Kunden im gesamten VGN nur ein einziges Ticket benötigen, egal ob sie Bus-, Bahn oder U-Bahn fahren und wie oft sie dabei umsteigen müssen.