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Haßfurt
Coronavirus: Das Krankenhaus Haßfurt stößt an seine Grenzen
Schon vor Ostern herrschte im Haus Haßfurt der Haßberg-Kliniken Ausnahmezustand wegen Covid-19. Der droht nun wieder. Was passiert, wenn noch mehr Patienten kommen?
Maximal 35 Corona-Patienten können im Haus Haßfurt der Haßberg-Kliniken behandelt werden. Derzeit sind 25 Plätze belegt. Auf der Intensivstation kämpfen auf zwei Dritteln der verfügbaren Plätze Menschen gegen das Virus. 
Foto: René Ruprecht | Maximal 35 Corona-Patienten können im Haus Haßfurt der Haßberg-Kliniken behandelt werden. Derzeit sind 25 Plätze belegt.
Jochen Reitwiesner
Jochen Reitwiesner
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:46 Uhr

Corona hat Deutschland nach wie vor voll im Griff. Die dritte Welle bricht nicht, im Gegenteil, sie gewinnt immer weiter an Kraft. Das Robert-Koch-Institut (Berlin) vermeldete am Donnerstag eine Zahl, die nahe am bisherigen Höchstwert der täglichen Corona-Neuinfektionen kratzt. RKI-Chef Lothar Wieler sprach am Donnerstag in der Bundespressekonferenz von einer sich teilweise zuspitzenden Lage in den Krankenhäusern. 

Die ist im Landkreis Haßberge derzeit  schon "angespannt, aber beherrschbar",  teilt Dr. Vera Antonia Büchner, die Vorstandsvorsitzende der Haßberg-Kliniken, mit.  Stand Donnerstagmorgen würden auf den eigens ausgewiesenen und räumlich getrennten Isolierstationen in der Kreisstadt 25 Corona-Patienten behandelt. Vier von ihnen müssten beatmet werden, sie müssen nach Angaben der Klinikchefin intensiv betreut werden.  Damit sind zwei Drittel der insgesamt sechs Plätze belegt. "Hier kommen wir schon an unsere Grenzen".  Das Landratsamt Haßberge vermeldete dann am Donnerstagnachmittag gar 30 stationäre Patienten, davon fünf auf der Intensivstation.  Sie werden nach Angaben von Pressesprecherin Moni Göhr aber auch in Einrichtungen außerhalb des Landkreises Haßberge behandelt. 

Es ist nicht mehr viel Luft nach oben

Die Zahlen verdeutlichen, dass noch ein bisschen, aber nicht viel Luft nach oben ist. Vor allem, wenn man dazu in Relation setzt, dass in Haßfurt aktuell maximal 35 Betten für Corona-Patienten zur Verfügung stehen, die nicht immer alle tatsächlich genutzt werden können. Vera Antonia Bücher  sagte auf Nachfrage dieser Redaktion, dass diese Zahl nur bei "Kohortenisolation" erreicht werden kann - auf deutsch, wenn  alle Zimmer auf dem betreffenden Flur doppelt belegt werden können. 

Dr. Vera Antonia Büchner, Vorstandsvorsitzende der Haßberg-Kliniken. 
Foto: Dr. Vera Antonia Büchner | Dr. Vera Antonia Büchner, Vorstandsvorsitzende der Haßberg-Kliniken. 

Was passiert, denn die Kapazitäten erschöpft sind? Dann werden die Patienten in benachbarte Krankenhäuser verlegt. Kriterien dafür seien  laut Büchner "die Verfügbarkeit an Plätzen, die Entfernung und der Zustand des Patienten". 

In der Schublade liegt ein Notfallplan

Für noch weiter steigende Fallzahlen in ihrem Haus gebe es einen Notfallplan. Ebbt die Welle nicht ab und es müssen noch mehr Patienten aufgenommen werden, könnte ein zweiter Flur mit einer ähnlichen Bettenanzahl zur Corona-Station werden. 

Im Moment stehen für Corona-Patienten also noch Betten zur Verfügung. Das war nicht immer so. Bereits vor Ostern kam das Haus in Haßfurt "im Bereich der Isolier- und Intensivstation zwischenzeitlich an seine Kapazitätsgrenzen". Dem "drohenden Zusammenbruch der Dienstpläne" sei mit einer "Urlaubssperre für Mitarbeitende des ärztlichen und pflegerischen Dienstes" vorgebeugt worden. Gegenüber dieser Redaktion betont Büchner, dass "nur wenige Mitarbeiter von ihrem Urlaub zurücktreten" mussten. 

"Die Lage in den Haßberg-Kliniken ist angespannt, aber beherrschbar"
Dr. Vera Antonia Büchner

Denn von den Bediensteten fielen laut der Klinikchefin in den vergangenen drei Wochen 27 Mitarbeitende coronabedingt aus - sie hatten sich entweder mit der Lungenkrankheit infiziert oder mussten sich als sogenannte "Kontaktperson" in häusliche Isolation begeben. Angaben, wie viele Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter sich tatsächlich angesteckt haben, machte das Kommunalunternehmen auch auf Nachfrage nicht. Ein Teil der Betroffenen sei mittlerweile wieder im Dienst. 

Haßfurt ist kein Einzelfall

In einer Mitteilung an die Medien heißt es, die Haßberg-Kliniken hätten "den Mitarbeitenden der höchsten und hohen Priorität seit Anfang des Jahres umfassende Impfangebote gemacht".  Inwieweit sich die Bediensteten tatsächlich ein Vakzin injizieren ließen, dazu wollte Vera Antonia Büchner "nicht ins Detail gehen". Sie sprach davon, dass das Angebot "gut angenommen" worden sei.  Weitere Termine seien in jedem Fall geplant. 

Ende März geriet die Akutgeriatrie in die Schlagzeilen, weil es dort zu einem massiven Corona-Ausbruch gekommen war. Inzwischen steht fest, dass für rund 90 Prozent der aufgetretenen Fälle die britische Variante "B.1.1.7" für die Covid-Erkrankungen verantwortlich war. Das erkläre sich damit, so Büchner, damit dass es sich in der Akutgeriatrie  um eine "körpernahe, dem Patienten sehr zugewandte Pflege" handle, die die Verbreitung der höchst ansteckenden britischen Virusmutation begünstige. Das sei aber keine Haßfurter Besonderheit, viele "Ausbruchsgeschehen in Krankenhäusern finden in Akutgeriatrien oder Abteilungen für Innere Medizin statt". Eben weil der Kontakt zum Patienten da sehr eng sei. 

'Stop. Kein Eingang', heißt es derzeit für die Akutgeriatrie im Haus Haßfurt der Haßberg-Kliniken.  
Foto: René Ruprecht | "Stop. Kein Eingang", heißt es derzeit für die Akutgeriatrie im Haus Haßfurt der Haßberg-Kliniken.  

In Haßfurt haben die Haßberg-Kliniken die Möglichkeit, maximal 35 Patienten in der Akutgeriatrie zu betreuen. Nach Bekanntwerden des Infektionsgeschehens wurde ein mindestens bis Sonntag, 18. April, geltender Aufnahmestopp verhängt. Auch hier hält sich die Vorstandsvorsitzende mit absoluten Zahlen zurück, sagt lediglich, dass die Zahl der Patienten "stark gesunken" sei. Ob die zumeist älteren Menschen, die in der Akutgeriatrie behandelt wurden, bereits geimpft waren oder nicht,  dazu gab die Klinik mit dem Hinweis auf Datenschutz und Schweigepflicht ebenfalls keine Auskünfte, genau wie zur Anzahl möglicher Verstorbener.

Die Versorgung der Patienten ist gesichert

Wert legt Dr. Vera Antonia Bücher auf die Feststellung, dass ärztliche und pflegerische Betreuung der dort untergebrachten Patienten "weiterhin gesichert" sei. Gleichwohl sei es in der Vergangenheit dazu gekommen, dass "Bereiche der Intensivstation sowie die chirurgische Versorgung des Hauses Haßfurt auf Grund der hohen Auslastung an einzelnen Tagen abgemeldet" werden mussten. Ihr Haus reduziere geplante Operationen "deutlich", Notfälle würden aber "ohne Einschränkungen" behandelt. 

Eine wichtige Rolle in der täglichen Arbeit spielen Tests. In allen betroffenen Bereichen (es gab nicht nur Infektionen auf der Corona-Station oder in der Akutgeriatrie, sondern vereinzelt auch in anderen Abteilungen) würden die Mitarbeitenden täglich "per Antigen-Schnelltest getestet, zusätzlich erhalten sie zweimal wöchentlich einen PCR-Test. Auch Patientinnen und Patienten der Akutgeriatrie werden regelmäßig abgestrichen", teilt Büchner mit. 

Ohne negatives Ergebnis werde kein Patient aufgenommen, heißt es in einer Pressemittteilung der Haßberg-Kliniken. Grundsätzlich müssen alle Patienten im Vorfeld einen PCR-Test absolvieren, bei jeder Aufnahme und internen Verlegung erfolge ein Antigen-Schnelltest.

 
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