Seit Freitagmorgen ist klar: Im Landkreis Haßberge kommt die 3G-Regel. Am Mittwoch, Donnerstag und Freitag lag die Sieben-Tage-Inzidenz über dem Schwellenwert von 35. Damit gilt ab Sonntag in vielen Einrichtungen: Zutritt gibt es nur noch für Geimpfte, Genesene und Getestete mit entsprechendem Nachweis.
Aktuell liegt die Sieben-Tage-Inzidenz im Haßbergkreis laut Robert-Koch-Institut (RKI) bei 42,7. Das Gesundheitsamt meldet am Freitag vier weitere Neuinfektionen, so dass die Gesamtzahl an nachgewiesenen Fällen im Landkreis seit Beginn der Pandemie auf 4172 steigt. 4038 davon sind wieder genesen, 87 sind im Zusammenhang mit einer Infektion verstorben. 47 Personen sind demnach aktuell nachweislich mit dem Virus infiziert. In Quarantäne befinden sich nach Angaben des Landratsamtes 145 Personen.
3G: geimpft, getestet, genesen
Die 3G-Regel wurde am Montag offiziell eingeführt: Liegt in einem Landkreis oder einer kreisfreien Stadt die Inzidenz an drei aufeinanderfolgenden Tagen über 35, muss nach einem Übergangstag in vielen Innenräumen eine der drei Bedingungen erfüllt sein: Geimpft, genesen oder getestet. Das gilt für die Teilnahme an Veranstaltungen in geschlossenen Räumen, von der Privatfeier bis hin zu Sport- oder Kulturveranstaltungen, für den Zugang zur Innengastronomie, für "körpernahe Dienstleistungen" wie beispielsweise einen Friseurbesuch, für den Zugang zu geschlossenen Räumen in Freizeiteinrichtungen, für Sport in geschlossenen Räumen sowie für die Beherbergungen in Hotels oder anderen Übernachtungsstätten.
Ein Schnelltest darf nicht älter als 24 Stunden sein, ein PCR-Test nicht älter als 48 Stunden. Hotelgäste müssen außerdem alle 72 Stunden einen neuen Test vorlegen. Auch für Besucherinnen und Besucher in Krankenhäusern und Altenheimen gilt eine Testpflicht. "Klar ist: Die Pandemie ist nicht vorüber. Die beginnende vierte Welle zeichnet sich unverkennbar ab. Wir müssen daher weiterhin vorsichtig und umsichtig sein", wird Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) dazu in einer Pressemitteilung seines Ministeriums zitiert.
Sonderimpfaktion in Haßfurt wurde gut angenommen
Laut Gesundheitsamt Haßberge ist der erneute Anstieg der Fallzahlen offenbar vor allem auf die besonders ansteckende Delta-Variante des Virus zurückzuführen. Diese werde mittlerweile bei der überwiegenden Zahl der Neuinfektionen im Landkreis nachgewiesen, heißt es aus dem Landratsamt. Um das Ausbruchsgeschehen einzudämmen, bittet die Behörde darum, "konsequent und diszipliniert alle bekannten Schutz- und Hygienemaßnahmen einzuhalten und auch die kostenlosen Testangebote weiterhin zu nutzen". Weiter verweist die Behörde auf die Impfangebote im Landkreis.
Beispielsweise gab es am Donnerstag eine Sonderimpfaktion in der Rathaushalle in Haßfurt. Das Landratsamt hatte diese in Zusammenarbeit mit dem Impfzentrum Hofheim und der Tafel Haßfurt organisiert. Gerade die Tafel hatte bei ihrer Kundschaft zuvor die Werbetrommel gerührt, das Angebot stand jedoch allen Bürgerinnen und Bürgern des Landkreises offen. Ärztin Dr. Anne Dippel und ihre Mitarbeiterin Margarete Winter, die an diesem Tag die Impfungen durchführten, zeigten sich positiv überrascht, wie viele Menschen das Angebot angenommen haben: In den sechs Stunden, die die Halle geöffnet war, hat Dippel 76 Personen den Impfstoff von Johnson & Johnson gespritzt.
"Der Platz ist halt super", kommentierte Winter die Lage der Rathaushalle am belebten Marktplatz. Da komme es eben doch vor, dass Passanten die Schilder sehen und sich spontan entschließen, sich doch impfen zu lassen. "Ich habe jetzt ganz viele geimpft, die sich spontan entschlossen haben", sagte Anne Dippel am Donnerstagnachmittag. "Leute, die einfach vorbeigelaufen sind und gedacht haben: 'Ach komm, dann mach ich's halt.'" Auch einige ältere Menschen seien an diesem Tag unter den Impflingen gewesen, sagte die Ärztin; Personen, die erst dachten, wenn sich genug andere impfen lassen, könnten sie selbst darum herumkommen. Der erneute Anstieg der Fallzahlen habe diese Menschen nun aber doch zur Impfung motiviert. Und schließlich gebe es noch diejenigen, "die genervt waren von der Testerei", berichtete Dippel.
So ist es auch bei Daniela Leist aus Augsfeld, die sich an diesem Tag in der Rathaushalle impfen ließ. Nicht aus Überzeugung, wie sie sagt, sondern eher, weil sie es als "gewisses Muss" wahrnehme. "Weil ich die momentane Situation als Impfpflicht empfinde", sagt sie. Denn wenn es ab 11. Oktober keine kostenlosen Testangebote mehr gibt, werden viele Aktivitäten für Nichtgeimpfte schwieriger und kostspieliger als bisher.
Höhere Impfbereitschaft dank niedrigschwelligerem Angebot
Dass sie gerade an diesem Tag gekommen ist, habe auch etwas mit dem verwendeten Impfstoff zu tun: Das Vakzin von Johnson & Johnson muss nur einmal verabreicht werden, ohne zweiten Termin und den damit verbundenen Aufwand. Anne Dippel und Margarete Winter sagen, auch das habe bei einigen, die zu den Sonderimpfungen kamen, den Ausschlag gegeben.
Auf Nachfrage dieser Redaktion bestätigt auch das Landratsamt Haßberge, dass gerade ein niedrigschwelliges Angebot noch einige Menschen zur Impfung bewege. So bringe es durchaus etwas, dass mittlerweile Impfungen ohne Termin und Registrierung möglich sind.
3G-Regel: Es gibt wieder Kontrollen am Eingang
Unternehmerinnen und Unternehmer aus dem Landkreis Haßberge müssen sich derweil wieder darauf einstellen, bei ihrer Kundschaft Eingangskontrollen durchzuführen. "Das ist ein riesen Aufwand, aber nichts Neues", sagt Max Göller, Juniorchef der Zeiler Brauerei Göller sowie der dazugehörigen Gaststätte. Dass sie ihren Gästen Plätze zuweisen müssen und – je nach den aktuellen Corona-Auflagen – zuvor erst einmal Dokumente kontrollieren müssen, sind Menschen, die in der Gastronomie arbeiten, mittlerweile gewohnt. "Das ist natürlich nicht schön, aber wenn es hilft, dass nicht nochmal ein Lockdown kommt, machen wir es gern", sagt Göller.
Auch Bernd Eschenbach, der den Sportpark Gymnasion in Hofheim betreibt, muss ab Sonntag bei seinen Kunden am Eingang die 3G-Regel kontrollieren. Immerhin hat er sich für Stammkunden eine Erleichterung einfallen lassen: Wer geimpft oder genesen ist, muss den Impfpass oder den Nachweis über die überstandene Infektion nur beim ersten Besuch dabei haben. "Das scannen wir dann ein. Dann müssen sie's nicht jedes Mal wieder mitbringen."