An diesem Mittwochabend haben sich erneut rund 500 Menschen vor dem Eberner Bahnhof versammelt, um gegen die Corona-Maßnahmen der Politik durch die Stadt zu ziehen. Bis auf einen Zwischenfall auf Höhe des Parkplatzes Schulzentrum blieb die Versammlung weitgehend friedlich. Dort kam es zu einem Gerangel zwischen Polizisten und Demonstranten, die die vom Landratsamt Haßberge vorgegebene Strecke verlassen wollten.
Am Ende löste die Polizei die Versammlung ohne den Einsatz von Gewalt auf. Die Beamten stellten laut Landratsamt 14 Ordnungswidrigkeiten fest. Auch diesmal marschierte die rechtsextreme Szene ganz vorne mit.
Am vergangenen Dienstag hatte das Landratsamt Haßberge eine Allgemeinverfügung erlassen, um die als "Spaziergang" getarnten, nicht angemeldeten Versammlungen künftig einzuschränken. Zu den Auflagen der Behörde für diesen Mittwoch zählte - neben einer zeitlichen Begrenzung von 18.30 bis 20 Uhr - auch die Vorgabe der Streckenführung des Protestzugs. Dieser sollte am Bahnhof enden, wo er zuvor begonnen hatte. Doch nicht alle Demonstranten hielten sich an diese Vorgabe.
Das Landratsamt Haßberge bleibt bei seiner Linie
Sie zogen weiter, wie Polizeieinsatzleiter Detlef Hauck unmittelbar nach Ende der Demonstration konstatierte: "Im Nachgang hat rund ein Drittel der Teilnehmer entgegen der Auflagen den Protestzug fortgesetzt." Sie wurden im Kapellenstegsweg von Polizisten in Kampfmontur gestellt und gestoppt. Dort drohte die Stimmung kurzzeitig zu kippen. Einsatzleiter Hauck löste die Demonstration gegen 19.30 Uhr auf. Die Beamten stellten in der Folge zahlreiche Personalien fest.
Am Tag nach der Versammlung in Ebern zieht nun das Landratsamt Haßberge eine erste Bilanz: "Der überwiegende Teil der Versammlungsteilnehmer hat sich an die Vorgaben der Allgemeinverfügungen gehalten", heißt es auf Nachfrage dieser Redaktion aus der Behörde. Dennoch habe die Polizei 14 Ordnungswidrigkeiten festgestellt wegen des Verstoßes gegen die Auflagen. Das in diesen Fällen zu erwartende Bußgeld soll laut Behörde im dreistelligen Bereich liegen. Möglich ist eine Geldbuße von bis zu 3000 Euro. Ein Verbot, so heißt es aus dem Landratsamt weiter, sei auch am Tag nach der Demonstration in Ebern nicht geplant. "Je nach künftigen Verlauf kann sich dies aber auch ändern", erklärt die Sprecherin der Behörde, gegenüber dieser Redaktion.
Landratsamt will beim Thema Kindeswohl wachsam bleiben
Auch beim Thema Kindeswohl bleibe die Behörde wachsam: "Sollte die Polizei eine Gefährdung feststellen, erfolgt die Einschaltung des Jugendamtes", heißt es aus dem Landratsamt weiter. Konkrete Pläne für künftige Versammlungen gebe es hierzu bislang jedoch nicht. Auch an diesem Mittwochabend waren wieder zahlreiche Familien mit ihren Kindern vor Ort. "Wir glauben nicht, dass es so endet wie in Schweinfurt", sagte eine Mutter am Rande der Demonstration mit Blick auf die gewaltsamen Zusammenstöße von vergangenem Wochenende. Auch ein Kind war dabei verletzt worden.
Rund 80 Menschen versammelten sich am Rande des Protestzugs in Ebern zu einer Gegendemonstration. Unter ihnen die "Omas gegen Rechts". Sie waren auch gekommen, um gegen die Mitglieder der Splitterpartei "Der III. Weg" und der Gruppierung "Kollektiv - Zukunft schaffen, Heimat schützen" (KZSHS) zu protestieren, die sich an diesem Abend erneut unter die Gegner der Corona-Maßnahmen gemischt hatten - den Demonstrationszug teils sogar anführten. Der Verfassungsschutz stuft diese Personen als rechtsextrem ein.
Unmittelbar nach der Demo: Rechte Szene feiert sich im Netz
Im Netz und in den einschlägigen Foren feierte die rechte Szene die Versammlung erneut als Erfolg. Vom Landesverfassungsschutz heißt es hierzu am Tag nach dem Aufmarsch von Ebern: "Auf diese Weise versucht KZSHS über eine Instrumentalisierung des Veranstaltungsgeschehens sich selbst und damit auch die von ihr propagierte verfassungsfeindliche Ideologie als weitestgehend gesellschaftlich akzeptiert und als Teil eines demokratischen Protestgeschehens darzustellen."
Am Dienstag hatten die Eberner Stadträtinnen und Stadträte fraktionsübergreifend die Anwohner des Demonstrationsweges dazu aufgerufen, ihre braunen Tonnen an den Straßenrand zu stellen. Als Protest gegen rechte Mitläufer. Dem waren vereinzelt Anwohner gefolgt.