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Ebern
Corona-Proteste: Landratsamt Haßberge schränkt "Spaziergang" in Ebern ein
Die Behörde droht bei Nichteinhaltung der Corona-Regelungen mit Versammlungsverbot. Landrat und Bürgermeister fordern: "Lassen Sie Kinder heraus aus der Demonstration."
Der Protestzug in Ebern von vergangenem Mittwoch: Rund 500 Menschen schlossen sich damals an - unter ihnen auch vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte Personen.
Foto: Lukas Reinhardt | Der Protestzug in Ebern von vergangenem Mittwoch: Rund 500 Menschen schlossen sich damals an - unter ihnen auch vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte Personen.
Lukas Reinhardt
 |  aktualisiert: 21.02.2024 16:15 Uhr

Der Landkreis Haßberge reagiert auf die auf verschiedenen Kommunikationsplattformen veröffentlichten Ankündigungen zu weiteren Mittwochs-Protestzügen in der Stadt Ebern. Das geht aus einer Pressemitteilung der Behörde hervor. "Nachdem Erkenntnisse vorliegen, dass in Ebern am 29. Dezember wieder ein Corona-Spaziergang geplant ist, hat das Landratsamt Haßberge eine Allgemeinverfügung zur Regelung dieser nicht angemeldeten Versammlung erlassen", heißt es darin. 

Damit reagiert die Behörde wohl auch auf Äußerungen des Bayerischen Innenministers Joachim Herrmann (CSU), wonach Bayerns Städte und Gemeinden nicht hinnehmen müssten, wenn sich "Querdenker" mit Spaziergängen den Regelungen des Versammlungsrechtes entziehen wollen.

Zuletzt auch rechtsextreme Personen unter den Protestlern

Aufgrund der zuletzt weitestgehend friedlich verlaufenden Versammlung würden die Maßnahmen in Ebern laut Landratsamt vorerst örtlich und zeitlich begrenzt. So werde die Streckenführung nun vorgegeben und auf den Zeitraum von 18.30 bis maximal 20 Uhr beschränkt. Abhängig vom Ablauf des anstehenden Protestzugs behalte sich das Landratsamt "für kommende Märsche Verschärfungen bis hin zu einem Verbot solcher Versammlungen ausdrücklich vor". 

An der jüngsten Versammlung in Ebern am vergangenen Mittwoch hatten rund 500 Personen teilgenommen. Verschleiert als vermeintlicher "Spaziergang" waren sie lautstark mit Bannern, Fackeln und Lichtern durch die Stadt gezogen. Unter den friedlich Demonstranten befanden sich auch Mitglieder verschiedener, als rechtsextremistisch eingestufter Gruppierungen und Parteien, wie der Landesverfassungsschutz dieser Redaktion im Nachgang der Demonstration bestätigte. Personen, die der neonazistischen Gruppierung „Kollektiv - Zukunft schaffen, Heimat schützen“ zuzuordnen sind, hatten den nun für diesen Mittwoch angekündigten Protestzug auf Telegram beworben. 

"Lassen Sie Kinder heraus aus der Demonstration"

"Der Landkreis Haßberge duldet keine Versammlungen mehr, die als Spaziergänge getarnt sind", heißt es auch in einer gemeinsamen Stellungnahme von Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) und Landrat Wilhelm Schneider (CSU). „Wer etwas für Freiheit und Demokratie tun möchte, darf sich nicht in die Gefahr begeben, mit Rechtsextremisten gemeinsame Sache zu machen“, so Schneider. Ein Appell also an die Bevölkerung, sich künftig von solchen Versammlungen fernzuhalten. Mit Blick auf die jüngsten Ausschreitungen in Schweinfurt heißt es in dem Schreiben insbesondere in Richtung teilnehmender Eltern: „Lassen Sie Kinder heraus aus der Demonstration."

Auch die Eberner Stadträtinnen und Stadträte melden sich in einer fraktionsübergreifenden Stellungnahme zu Wort: "Es darf nicht sein, dass einer Minderheit der öffentliche Raum überlassen wird und Eberner Bürger sich vom braunen Mob unterwandern lassen." Sie fordern die Anwohner entlang der nun festgelegten Strecke auf, ein Zeichen gegen Rechts zu setzen: "Stellen Sie am Mittwochabend Ihre braune Mülltonne an die Demonstrationsstrecke, um zu zeigen, wo rechtsextremes und Querdenker-Gedankengut hingehört. Das hat keinen Platz in Ebern." Auch die Kirchenglocken der Stadtpfarrkirche St. Laurentius werden ab 18.30 Uhr läuten - gegen die Spaltung.

Landratsamt pocht auf Einhaltung der Corona-Regeln

Beginnen soll der Protestzug am Bahnhaltepunkt. Er soll weiter führen über die Häfnergasse, Klein-Nürnberg, Gleusdorfer Straße, Gymnasiumstraße, Lützeleberner Straße, Georg-Nadler-Straße. Ende sei wieder der Bahnhaltepunkt. Die benannten Straßen dürfen laut Landratsamt nur halbseitig benutzt werden. Zudem fordert die Behörde die Einhaltung der Regelungen der Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung, insbesondere der Abstandsregelungen. Verboten sei auch das Mitführen von Waffen und sonstigen Gegenständen, die als Waffe gebraucht werden könnten.

 
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  • a.nette
    Zum Impfen muss man eine Einverständniserklärung unterschreiben, mancher der sich das genau anschaut möchte sich dann vielleicht nicht impfen lassen.
    Wenn Politiker endlich differenzieren würden wo und bei wem eine Impfung am besten angebracht ist, dann wäre weltweit eine 40%ige Impfquote erreichbar (WHO).
    Aber scheinbar ist es gewollt die Leute dumm zu halten und die Gesellschaft zu spalten und der Ethikrat macht mit.
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  • kh070656
    Diejenigen, die nocht nicht geimpft sind, müssten sich nur impfen lassen, dann hätten sie mehr Möglichkeiten ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten und müssten sich nicht mit den auf Krawall gebürsteten Personen zum Spazierengehen treffen. Insofern schränken sich Impfgegner und -skeptiker selber in ihrer Freiheit ein. Es ist schon paradox, dass man Schuldige für seine Misere sucht, wofür man eigentlich selbst verantwortlich ist.
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