Einen neuen Höchststand vermeldete das Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) am Sonntag für den Landkreis Haßberge. Die Sieben-Tages-Inzidenz lag um Mitternacht bei 320,0. Damit wird der bisherige, traurige Spitzenwert vom Donnerstag (286,6) nochmal getoppt, im Vergleich zum Freitag (251,2) stieg die Zahl um fast 70 Punkte. Es ist der traurige Spitzenwert in Unterfranken, in Bayern lag die Inzidenz bei 185,4, bundesweit weist das RKI 162,3 aus.
Das hat für die Menschen zwischen Haßgau, Maintal und Steigerwald direkte Folgen. "Aufgrund der erneut hohen Inzidenzwerte und der hohen Verbreitung der britischen Mutation berät der Landkreis Haßberge aktuell darüber, welche weiteren Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie ergriffen werden. Der Landkreis wird eine Allgemeinverfügung erlassen und am Montag über die strengeren Regeln informieren, die dann ab Dienstag, 20. April, greifen", schreibt Moni Göhr, Pressesprecherin am Landratsamt Haßberge, in einer Verlautbarung an die Medien.
Am Montag werden die Regelungen festgelegt
Was das genau für die knapp 85 000 hier lebenden Menschen zu bedeuten hat, dazu konnte sie sich auf Nachfrage dieser Redaktion mit Hinweis auf die morgen folgenden Beschlüsse nicht äußern. Verschiedene Quellen berichten, dass das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege aber die Landkreise, die ein Inzidenz von über 300 aufweisen, aufgefordert hat, eine Allgemeinverfügung zu erlassen, in der von "restriktiveren Regelungen" die Rede ist.
Im Gespräch sind nach Informationen dieser Redaktion eine nächtliche Ausgangssperre zwischen 21 und 5 Uhr. Versammlungen unter freiem Himmel oder Gottesdienste dürfen dann maximal 45 Minuten dauern, der Mindestabstand zwischen zwei (haushaltsfremden) Personen müsse mindestens 2,50 Meter betragen. An Beerdigungen dürften maximal 25 Personen teilnehmen. Die Schülerinnen und Schüler, die überhaupt eine Schule besuchen dürfen, müssten täglich einen negativen Test vorweisen, der direkt vor Ort durchgeführt werden soll. Zu vernehmen war weiterhin, dass Spielplätze lediglich mit FFP2-Maske betreten werden dürfen, es sei denn, es handelt sich um Kinder oder Jugendliche unter 15 Jahren. Sport- und Bolzplätze sollen ebenfalls komplett schließen.
Nachgedacht wird zudem darüber, ob an belebten Orten auch unter freiem Himmel eine Maskenpflicht gilt. Außerdem gibt es Spekulationen, dass die Masken- und Testpflicht in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen ausgeweitet werden soll, für Besucher und Personal. Was genau im Haßbergkreis ab Dienstag, 20. April, gelten wird, das gibt das Landratsamt jedoch erst am Montag bekannt.
Am Wochenende 75 Neuinfektionen
Über das Wochenende haben die Tests 75 Neuinfektionen ergeben, berichtet Moni Göhr. In nahezu allen Fällen handle es sich um die hoch ansteckende britische Variante. Die begünstige die rasche Verbreitung über den gesamten Landkreis hinweg, "oft sind ganze Familien betroffen". Es gab schon vor dem Wochenende keine Kommune, die noch corona-frei ist.
In der Summe beläuft sich die Gesamtzahl der bisher bestätigten Fälle laut Behördenangaben auf 3363. Aktuell seien 470 Frauen, Männer und Heranwachsende infiziert. In Krankenhäusern der Region werden wegen Corona aktuell 28 Patienten behandelt, schreibt Pressesprecherin Göhr weiter. Die Zahl der Intensivpatienten (5) hat sich über das Wochenende nicht erhöht, was besonders die Lage im Haus Haßfurt der Haßberg-Kliniken nicht noch weiter verschärft hat. Das Krankenhaus der Kreisstadt stieß schon vor Ostern an seine Kapazitätsgrenzen, Vorstandsvorsitzende Dr. Vera Antonia Büchner sprach vergangenen Donnerstag ebenfalls von einer aktuell "angespannten" Situation.
Immerhin haben 2815 Menschen im Landkreis Haßberge eine Infektion mit Covid-19 überstanden, ließ Landratsamts-Pressesprecherin Moni Göhr wissen. Die Zahl der Todesfälle in Zusammenhang mit der Atemwegserkrankung (78) erhöhte sich nicht.