Und auch am Freitag: Schon wieder liegt die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Haßberge mit rund 250 deutlich über den meisten Nachbarregionen! Was läuft da falsch? Was hat das Gesundheitsamt Haßberge zu verheimlichen? Und warum bohrt die Zeitung nicht nach?
Es gibt Bürger, die davon überzeugt sind, dass es eine einfache Begründung dafür geben muss, warum die Region Haßberge aktuell so stark von der Corona-Pandemie gebeutelt ist. Und dass die Behörden die Bevölkerung verschaukeln, wenn sie nur Erklärungsansätze liefern. Etwa denjenigen, dass derzeit im Landkreis vor allem die hochansteckende britische Variante des Virus grassiert. Oder, dass die Nähe zu den Brennpunkten in Thüringen eine Rolle spielen könnte.
Natürlich stellt sich die Frage, welchen Nutzen das Landrats- oder Gesundheitsamt davon hätte, mit den "wahren Gründen" hinter dem Berg zu halten, welchen Sinn sollte das bei der Bekämpfung der Lungenkrankheit haben? Es dürfte wohl niemand ernsthaft bestreiten wollen, dass der Landkreis ehrliche Anstrengungen unternimmt, die Pandemie in Schach zu halten.
Es wäre verantwortungslos, eine einfache Welt vorzugaukeln
Wenn also heute Dr. Jürgen Reimann, der Leiter des Gesundheitsamtes, von Vermutungen spricht - nämlich zum Beispiel diejenige, dass die ausgeprägte Testtätigkeit im Landkreis für die höheren Fallzahlen mitverantwortlich ist, dann tut er nichts anderes als Landrat Wilhelm Schneider, der in Ermangelung eindeutiger Hotspots auch nicht mit einfachen und eindeutigen Erklärungen aufwarten will: Beide handeln verantwortungsbewusst.
Und zwar, weil man nicht einfach mit Theorien um die Ecke kommen kann, die nicht hinreichend mit Beobachtungen und Analysen abgesichert sind. Das wäre im übrigen auch völlig unwissenschaftlich.
Auch auf großer Ebene gibt es keine eindeutigen Antworten
Wie schwer sich Forschung, Politik und Medien mit der Einordnung des Pandemieverlaufs tun, zeigt sich freilich nicht nur in einem kleinen Landkreis, sondern auf nationaler und globaler Ebene. Warum war Portugal Ende Januar plötzlich der von Corona am meisten betroffene Fleck Europas und warum steht das Land inzwischen wieder so gut da? Weder für das eine noch für das andere gibt es erschöpfende Antworten oder gar die eine unstrittige Erklärung.
Ein Leserbriefschreiber hat dem Landratsamt diese Woche "unsägliche Interpretationen" für "Dumme und Leichtgläubige" vorgeworfen. Etwa, weil die britische Mutation ja keinesfalls nur im Landkreis Haßberge vorkommt, sondern auch in Würzburg, wo die Inzidenzen zuletzt viel niedriger waren. Dem Autor selbst kommt ein ganz anderer Verdacht, nämlich dass die Industriestandorte im Haßbergkreis für die vielen Neuinfektionen ausschlaggebend sein könnten. Aber auch diese Idee kann sich schnell als Holzweg entpuppen: Haben sich seit Ostern rund um die Schweinfurter Schwerindustrie nicht vergleichsweise viel weniger Leute mit Corona angesteckt?
So bleibt es dabei: Solange im Landkreis Haßberge nicht die eindeutigen Hotspots (für die es ja auch oft genug keine unstrittigen Erklärungen gibt) zutage treten, solange das Bild der Neuinfektionen diffus und in stetigem Wandel ist, solange wird es nur Erklärungsansätze geben, deren beschränkte Aussagekraft auch erkennbar sein muss. Da können und dürfen weder die Behörden noch die Medien irgendwelche "wahren Ursachen" herbei recherchieren oder -fantasieren.
Um eines richtig zu stellen: Ich habe nicht behauptet, dass "die Industrie" der Verursacher der hohen Fallzahl im Landkreis ist. Immer wieder hört man aber, dass die Maskenpflicht in einzelnen Betrieben unterschiedlich ernst genommen und/oder interpretiert wird.
Heute hat im Bundestag der Abgeordnete der Linken, Klaus Ernst, sich in der Debatte über die Corona-Notbremse darüber echauffiert, dass die Regierung den Unternehmervereinigung in den Allerwertesten kriecht und nicht einmal eine Testpflicht verlangt.
Die Möglichkeit, dass sich Hotspots in schlecht organisierten "einzelnen" Betrieben befinden, wird nicht einmal angedacht und scheint auch in der Presse Tabu zu sein.
Vielleicht sind die Industriebetriebe in Schweinfurt mustergültig und nur im Landkreis Haßberge gibt es ein oder mehrere schwarze Schafe.
Die Ansteckungen immer in den Familien und privaten Treffen zu vermuten ist banal.
dann ist das extremblanker Unsinn vom Leiter des Gesindheitsamtes. Weil nämlich die Zahl der Schwerkranken und Intensivpflegebedürftigen ebenfalls in die Höhe geschnellt sind und sie das auch hätten tun müssen zu Zeiten, als noch nicht so viel getestet worden ist wie heute. #
Außerdem hätte man schon vor einem Jahr so viel testen müssen, aber erst jetzt fangen die allwissenden Buddha-Poltiker damit an. Das muss in naher Zukunft Konsequenzen haben, nämlich sie müssen zurücktreten. Ich habe es satt, dass einer die Verantwortung auf den anderen schiebt. Und wenn sie nicht freiwillig zurücktreten, dann müsse die Gesetze so geändert werden, dass die Wahlberechtigten Amtsinhaber/innen aller Art auch wieder abwählen können, in der laufenden Legislaturperiode!