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Kreis Haßberge
Corona im Haßbergkreis: Über fünf Prozent der Bevölkerung waren nachweislich infiziert
Im März 2020 gab es den ersten Corona-Fall im Landkreis. Seitdem bestimmt die Pandemie, welche Freiheiten die Menschen haben. So ist die aktuelle Lage im Haßbergkreis.
Im Dezember 2020 begannen die Corona-Impfungen im Landkreis Haßberge. Seit mittlerweile eineinhalb Jahren bestimmt die Pandemie den Alltag der Menschen.
Foto: René Ruprecht | Im Dezember 2020 begannen die Corona-Impfungen im Landkreis Haßberge. Seit mittlerweile eineinhalb Jahren bestimmt die Pandemie den Alltag der Menschen.
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:09 Uhr

Gut eineinhalb Jahre ist es jetzt her: Am 10. März 2020 gab es den ersten bestätigten Corona-Fall im Landkreis Haßberge. Seitdem haben sich hier genau 4444 Menschen nachweislich mit dem Erreger infiziert (Stand: Freitag, 11.30 Uhr), das sind rund 5,2 Prozent der Bevölkerung. Allerdings gehen Wissenschaftler von einer hohen Dunkelziffer aus: Eine Studie der Universität Mainz, über die im Juli mehrere Medien berichten, kommt zu dem Schluss, dass auf zehn nachgewiesene Covid-19-Fälle weitere acht unentdeckte Fälle kommen. Sollten diese Zahlen stimmen, dürfte sich im Haßbergkreis bisher fast jeder Zehnte mit dem Virus angesteckt haben.

Am schwersten getroffen hat es Ermershausen: Bei sieben Prozent der dortigen Bevölkerung wurde irgendwann im Laufe der vergangenen eineinhalb Jahre eine Corona-Infektion nachgewiesen. Am anderen Ende der Skala steht Rentweinsdorf, wo gerade einmal 2,4 Prozent der Bevölkerung positiv getestet wurden. Allerdings: Während es in Ermershausen aktuell keine nachweislich infizierten Bürgerinnen und Bürger gibt, hat Rentweinsdorf derzeit zwei "aktive Fälle".

Zwei Todesfälle kurz hintereinander: Gesundheitsamt spricht von Zufall

Ein deutlicher Unterschied, ob es eher die Bevölkerung im ländlichen Teil des Landkreises getroffen hat, oder doch eher die Stadtmenschen, lässt sich im Haßbergkreis nicht ausmachen: In den drei Städten im Maintal, Haßfurt, Zeil und Eltmann war die Gesamtzahl der Corona-Fälle im Verhältnis zur Einwohnerzahl etwas überdurchschnittlich, in Hofheim und Königsberg dagegen lagen sie leicht, in Ebern sogar deutlich unter dem kreisweiten Durchschnitt.

Corona im Haßbergkreis: Über fünf Prozent der Bevölkerung waren nachweislich infiziert

Nachdem es im Landkreis Haßberge seit dem 26. Mai keine Todesfälle mehr gegeben hatte, die auf das Coronavirus zurückzuführen waren, sind in der vergangenen Woche wieder zwei Menschen aus dem Kreis gestorben, die zum Zeitpunkt ihres Todes mit dem Virus infiziert waren. Die Behörden sehen hier aber keinen Zusammenhang: "Nach der Einschätzung des Gesundheitsamtes handelt es sich um einen Zufall, dass zwischen den beiden Todesfällen nur ein so kurzer Zeitraum lag", schreibt Michael Rahn, stellvertretender Pressesprecher des Landratsamtes. 

Haßberg-Kliniken: Keine Corona-Patienten auf der Intensivstation

Aktuell ist die Lage im Landkreis dennoch relativ entspannt: Von den 80 Personen, die derzeit nachweislich infiziert sind, muss nur eine in einem Krankenhaus behandelt werden, und das nicht auf der Intensivstation. Die Person liege aber nicht im Krankenhaus in Haßfurt oder Ebern. "Vielleicht in Bamberg oder Schweinfurt", meint Wilfried Neubauer, Vorstandsmitglied der Haßberg-Kliniken.

Die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis liegt laut Robert-Koch-Institut (RKI) derzeit bei 68,8 (Stand: Freitag, 0 Uhr). Allerdings ist die Inzidenz in Deutschland mittlerweile als wichtigstes Kriterium für Corona-Maßnahmen abgelöst worden. Entscheidend ist vor allem, wie stark das Gesundheitssystem belastet wird, und das nicht mehr in den einzelnen Landkreisen, sondern im gesamten Bundesland.

Es kommt auf Intensivbetten und Beatmungsgeräte an

In Bayern steht die "Krankenhausampel" derzeit auf Grün, was bedeutet, dass nur relativ wenige Corona-Patienten in Kliniken landen und dass von diesen auch nur ein kleiner Teil auf die Intensivstation muss. "Kritisch wird es, wenn es einen kritischen Einfluss auf die Belegung der Intensivbetten hat", sagt Klinik-Vorstand Neubauer. Wenn dagegen Leute mit einer Corona-Erkrankung im Pflegebereich liegen, gehöre das zu den "normalen Aufgaben eines Krankenhauses". Problematisch werde es in dem Moment, in dem so viele Intensivbetten und vielleicht sogar Beatmungsgeräte durch Corona-Patienten belegt sind, dass ernsthaft die Gefahr besteht, andere Notfallpatienten nicht mehr behandeln zu können. Von solchen Zahlen sind aber die Kliniken in Bayern und auch die Haßberg-Kliniken weit entfernt.

Corona im Haßbergkreis: Über fünf Prozent der Bevölkerung waren nachweislich infiziert

In den vergangenen Wochen hatte es auch diverse Veröffentlichungen gegeben, die eine getrennte Sieben-Tage-Inzidenz für Geimpfte und Nichtgeimpfte angab. Diese hatten deutlich gezeigt, dass sich offenbar wesentlich weniger Geimpfte mit dem Erreger infizieren als Menschen, die bisher keine Corona-Impfung erhalten haben. Solche Zahlen auch für den Landkreis Haßberge angeben zu können, schließt das Landratsamt allerdings aus: "Die Inzidenzwerte werden nicht durch uns berechnet", schreibt Michael Rahn. Angaben über die Inzidenzwerte kommen vom Robert-Koch-Institut oder dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL).

Luftfilter an Schulen: Ärzteverein kritisiert das Landratsamt

Derweil äußert der Ärzteverein Haßberge Kritik am Landratsamt und dessen Umgang mit Corona in Schulen und Kindergärten. Dr. Arman Behdjati-Lindner, Vorsitzender des Ärztevereins, geht in einem Schreiben an diese Redaktion auf die Bedeutung von Luftfilteranlagen für Klassenräume ein. "Bereits vor den Sommerferien haben wir mehrfach auf diese immens wichtige Thema hingewiesen. Scheinbar ohne Erfolg für die Gesundheit unserer Kinder! Das finden wir sehr bedauerlich." Der Arzt beklagt, auf der Homepage des Landkreises habe er keine Angaben "zur Umsetzung dieser sehr wichtigen Maßnahme zum Schutz vor Covid-19 bei Kindern" gefunden und auf seine diesbezüglichen Anfragen bei der Behörde keine Antworten erhalten.

Michael Rahn betont: "Die Luftreinigungssysteme stellen nur eine Ergänzung zum Lüften dar und können dieses keinesfalls ersetzen." In den vom Landkreis Haßberge und dem Zweckverband Schulzentrum getragenen Schulen seien bis dato keine mobilen Luftreinigungssysteme im Einsatz. Die kürzlich sanierten Schulgebäude verfügten aber in den innenliegenden Räumen über fest verbaute raumlufttechnische Anlagen.

Landratsamt findet die Kritik "nicht nachvollziehbar"

Außerdem sei die Anschaffung mobiler Luftreinigungssysteme beschlossen. Hierfür werde der Landkreis rund 325 000 Euro für 57 Klassen- und Fachräume ausgeben. Vom Freistaat Bayern sei dafür ein Zuschuss von 99 750 Euro zu erwarten. Am 18. Oktober werde sich der Kreistag mit der Ausstattung der übrigen 126 Klassenzimmer befassen. Der Kritik des Ärztevereins, der sich eine Ausstattung der Schulen bereits zum Schulstart nach den Sommerferien gewünscht hätte, entgegnet Rahn, die zuständigen Stellen im Landratsamt hätten rechtzeitig reagiert, aber die Beschaffung brauche Zeit. "Eine Beschleunigung des Verfahrens aufgrund der Dringlichkeit wurde vom zuständigen Ministerium geprüft und für nicht zulässig erachtet. Daher müssen die üblichen Fristen eingehalten werden." Daher sei die Kritik aus Sicht des Landratsamtes "nicht nachvollziehbar".

 
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