Die Impfzentren in Zeil und Hofheim schließen am Donnerstag, dafür wird ab Freitag ein neues Impfzentrum für den Landkreis Haßberge in Königsberg öffnen. Das teilte das Landratsamt Haßberge am Dienstag überraschend mit. Bisher war der Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) für den Betrieb der Impfzentren zuständig. Doch der Vertrag zwischen dem Landratsamt und dem BRK läuft zum Monatsende aus, der weitere Betrieb musste neu ausgeschrieben werden. Den Zuschlag erhielt dabei nicht mehr das Rote Kreuz, sondern die Firma Ecolog.
In Zeil war die Schließung schon länger geplant
Alle Impflinge, die bereits einen Termin für eine Erst- oder Zweitimpfung nach dem 1. Oktober haben, erhalten ihre Impfung in Königsberg. Das neue Impfzentrum in der dortigen Stadthalle (Rudolf-Mett-Halle) ist nur noch an fünf Tagen in der Woche, von Mittwoch bis Sonntag, jeweils zwischen 16 und 20 Uhr geöffnet. Vorrangig werden mobile Impfteams eingesetzt.
Das Impfzentrum in Hofheim war zu Beginn der Impfkampagne im Dezember 2020 eingerichtet worden, ein zweites Impfzentrum in Zeil folgte Anfang Februar. In Hofheim nutzte das Rote Kreuz sein eigenes Gebäude, in Zeil war es die Mehrzweckhalle am Tuchanger, die für diesen Zweck umfunktioniert wurde. Dass das Zeiler Impfzentrum Ende September schließen würde, war bereits seit einiger Zeit angekündigt: Mit der rückläufigen Zahl an Corona-Impfungen erschien es nicht mehr nötig, zwei Zentren im Landkreis aufrechtzuerhalten. Neu ist allerdings, dass das BRK nun gar nicht mehr zuständig ist und deshalb in wenigen Tagen beide Standorte schließen wird.
Ecolog war bereits wegen einer Testpanne in der Kritik
Eine Alternative dazu möchte die Ecolog Deutschland GmbH in der Königsberger Stadthalle schaffen. Das Unternehmen, das den Zuschlag erhielt, hat seinen Sitz in Düsseldorf und ist die deutsche Niederlassung eines Militärdienstleisters mit Hauptsitz in Dubai. Seit Beginn der Corona-Pandemie hat das Unternehmen neben seinem eigentlich Tätigkeitsfeld, der Versorgung von Truppen im Einsatz, damit begonnen, Test- und Impfzentren zu betreiben. Im Sommer 2020 war die Firma dabei in die Kritik geraten, nachdem sich infolge einer IT-Panne die Auswertung der Testergebnisse zahlreicher Urlaubsrückkehrer in Bayern massiv verzögert hatte.
"Wir sind dem Bayerischen Roten Kreuz, Kreisverband Haßberge, und seinen hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr dankbar für die großartige Arbeit, die sie in den Impfzentren geleistet haben", wird Landrat Wilhelm Schneider in einer Pressemitteilung aus seiner Behörde zitiert. Von Anfang an habe das BRK den Landkreis bei der Pandemiebewältigung unterstützt. Dass die Behörde die Zusammenarbeit dennoch beenden muss, dürfte vor allem am Vergaberecht liegen, das die Behörde zwingt, dem günstigsten Anbieter den Zuschlag zu geben. Auch das BRK hatte sich an der Ausschreibung beteiligt, konnte sich mit seinem Angebot aber nicht durchsetzen.
Wie das Landratsamt berichtet, sind seit den ersten mobilen Impfungen im Dezember 2020 unter der Regie des Landkreises Haßberge insgesamt 63 297 Impfdosen (Stand: 28. September) verimpft worden. "Wir danken allen, die über neun Monate hinweg an diesem guten Ergebnis mitgewirkt haben", so Landrat Schneider. Die Rückmeldungen aus der Bevölkerung über das Personal, die Organisation und die Betreuung seien von Anfang an durchweg positiv gewesen. In einer Pressemitteilung des Roten Kreuzes wird BRK-Kreisgeschäftsführer Dieter Greger zitiert: "Gerne hätten wir uns mit unserer Expertise weiter mit für den Impffortschritt engagiert."
Betrieb eines Impfzentrums: Die Situation änderte sich ständig
"Der prägende Satz der Impfkampagne war: Es bleibt spannend", blickt Daniel Imhof zurück. Zusammen mit seinem Kollegen Daniel Schirmer leitet der BRK-Mitarbeiter die beiden Impfzentren in Hofheim und Zeil - solange es diese noch gibt. Dabei hätten sie es immer mit einem dynamischen Prozess zu tun gehabt, berichtet Imhof. Wie viel Impfstoff ist verfügbar? Wie viele Impfwillige gibt es? Welche Impfstoffe sind zugelassen, welche Impfstoffe sind für welche Altersgruppen empfohlen? Und wie funktioniert die Software, mit der die Impfungen registriert werden? All das änderte sich ständig und so mussten sich Imhof, Schirmer und ihre Kollegen immer wieder auf neue Situationen einstellen.
In den Impfzentren stand den beiden ein Pool von 135 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Verfügung, die teilweise hauptamtlich, teilweise nach Stundenmodellen mitarbeiten. Diese setzen sich aus einem "breit aufgestellten Spektrum" an Leuten zusammen. Einige haben eine medizinische Ausbildung; unter anderem gibt es dort Medizinische Fachangestellte, die für die Arbeit im Impfzentrum noch einmal aus dem Ruhestand zurückgekehrt sind. Andere sind gleich nach der Ausbildung zum Impfzentrum gegangen, wieder andere arbeiteten dort neben ihrem normalen Job in Krankenhäusern oder Arztpraxen. Doch auch Ungelernte wollten mit anpacken, über den Bundesfreiwilligendienst kamen ebenfalls einige zum Impfzentrum.
Meist konnten die Impfzentren nicht unter Volllast arbeiten
In Hofheim stand ihnen eine Impfstrecke zur Verfügung, in Zeil waren es zwei. Auf einer Impfstrecke können an einem Tag bis zu 120 Personen geimpft werden, das Maximum im Landkreis lag also bei 360 Impfungen am Tag. "Aber die Volllast wurde nur wenige Wochen abgerufen", sagt Imhof, etwa von Ende Mai bis Mitte Juli. Davor war zu wenig Impfstoff da, danach ließ die Impfbereitschaft deutlich nach – "leider", sagt Imhof. Das habe sich auch in der Stimmung in den Impfzentren gezeigt. Am Anfang seien die Menschen sehr dankbar für die Impfungen gewesen, es habe "viele herzliche Worte und Gesten" gegeben. Später sei dann eher eine "Ich mach's halt"-Stimmung gewesen, auch mit dem Ziel, wieder am öffentlichen Leben teilhaben zu können.
Auch die Kontroverse um den Impfstoff Astrazeneca habe nicht nur in der breiten Bevölkerung für Verunsicherung gesorgt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Impfzentren habe sich genauso die Frage gestellt: "Ist das richtig, was wir hier tun?" Letztlich ist Imhof aber der Überzeugung: Der Impfstoff wurde schlechter geredet, als er war. Das zeige sich auch an den Einsätzen der Sanitätskräfte, die im Impfzentrum immer vor Ort waren. Wenn diese Sanitäter Einsätze hatten, sei es vor allem um Leute gegangen, die kollabierten, weil es im Sommer auch im Impfzentrum heiß wurde, weil sie Angst vor Spritzen hatten oder weil sie vor der Impfung zu wenig gegessen hatten. Echte Impfnebenwirkungen habe es nur sehr wenige gegeben, und die seien harmlos gewesen.