Ein Jahr im Bundesfreiwilligendienst (BuFDi) ist immer ein Abenteuer für junge Menschen, doch in Zeiten von Corona machten Hannah Baunacher und Jana Schmelzer nochmal ganz eigene Erfahrungen – und haben diese Zeit mit viel Kreativität auch selbst gestaltet. Als „die besten Bufdis aller Zeiten“ bezeichnet Gudrun Greger, Leiterin des Mehrgenerationenhauses (MGH) in Haßfurt, die beiden jungen Frauen. „Wir hatten seit der Gründung ganz tolle junge Menschen, aber die beiden hatten ganz besondere Rahmenbedingungen“, ergänzt sie.
Seit Gründung waren am MGH jedes Jahr zunächst ein Zivildienstleistender, dann drei junge Menschen im Freiwilligen Sozialen Jahr und inzwischen acht Bufdis aktiv. Im Mehrgenerationenhaus bedeutet das ein breit gefächertes Spektrum an Aufgaben und unzählige Begegnungen mit Menschen. Das erlebte auch Hannah noch zu Beginn ihrer zwölf Monate im Herbst 2019. Doch dann kam im Frühjahr 2020 Corona und auch das Mehrgenerationenhaus war erstmal geschlossen.
Digitale Angebote und analoge Nachrichten für die Ehrenamtlichen
Das Team jedoch arbeitete direkt daran, wie man den Kontakt zu den vielen Menschen halten kann, die sonst die Angebote des MGH annehmen und mitgestalten. Schnell wurden digitale Angebote gestrickt, „aber wir haben auch über hundert persönliche Karten geschrieben an die vielen Ehrenamtlichen, die sich hier engagieren“, erinnert sich Hannah. Sie blieb nach ihrem Jahr im Freiwilligendienst im MGH, zunächst als Verwaltungskraft. Im Herbst wird sie ein Duales Studium in Sozialer Arbeit beginnen. Seit Herbst 2020 gehört Jana Schmelzer zum Team und ihre Bufdi-Zeit war ausschließlich begleitet von Corona und den damit verbundenen Auflagen.
Beide waren von den Vorbereitungen auf das Abitur so eingebunden, dass sie anschließend nicht direkt wussten, welchen Weg sie in Sachen Berufswahl einschlagen wollen. „Ein bisschen Pause, aber auch etwas zurückgeben an die Gesellschaft“, das war Hannahs Motivation für den Bundesfreiwilligendienst und Jana nickt dazu. Eine so vielfältige Stelle wie im Mehrgenerationenhaus bekommen zu haben, macht sie beide glücklich, denn „hier gehört man zum Team, hat feste Aufgaben und auch schnell Verantwortung“, beschreibt Jana das vertrauensvolle Miteinander im Haus.
Kontakt mit den Besuchern übersteht die Pandemie
Gerade die beiden jungen Frauen trugen wesentlich dazu bei, dass das MGH auf den Sozialen Medien stark vertreten ist und dass der Kontakt mit den Besuchern des Hauses keineswegs abgebrochen ist. Das zeigte auch der Zuspruch beim kürzlich angebotenen Nachbarschaftsfest und die vielen Anfragen, wann es denn wieder losgeht mit dem Baby- und Kleinkindtreff oder der Rentenschmiede und dem wöchentlichen Frühstücksangebot.
Ganz geschlossen war das MGH aber auch während des zurückliegenden Lockdowns nicht. Es gab 1:1-Angebote, sobald möglich wurde auch der Kleinkindtreff wieder in eng beschränktem Umfang angeboten. Die Seniorenangebote allerdings waren erstmal eingestellt, weil man die Risikopersonen nicht unnötig in Versuchung führen wollte – auch wenn man im MGH weiß, wie manche von ihnen unter der Einsamkeit leiden.
Neustart für den 21. Juni geplant
Jetzt „stehen wir in den Startlöchern“, für den 21. Juni ist der Neustart im MGH geplant und dann hofft auch Jana noch auf ein bisschen „Normalbetrieb“ mit richtig Leben im Haus. Ihr ging es wie vielen: Die verordnete Ruhe war anfangs gar nicht so schlecht – Stichwort Entschleunigung - „aber zu ruhig ist auch nichts“, sagt sie. Für sie waren bisher alle Bufdi-Begleitkurse digital „aber trotzdem haben es die Organisatoren geschafft, dass wir guten Kontakt mit den anderen hatten und sich so etwas wie ein Gemeinschaftsgefühl einstellen konnte“, freut sie sich. Denn bei diesen Treffen ist auch der Austausch wichtig mit Freiwilligen in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, bei Vereinen oder auch kommunalen Einrichtungen.
Bufdi auch in besonderer Zeit, das hat den beiden so gut gefallen, dass sie ein „Werbevideo“ gedreht haben. Und die Kreativität des Haßfurter Mehrgenerationenhauses in dieser Zeit wurde mit dem zweiten Platz beim Bayerischen Bürgerpreis ausgezeichnet. Viel fürs Leben haben sie gelernt, resümieren die zwei jungen Frauen. Jana hat ihre Schüchternheit ein Stück weit abgelegt, Hannah ihren Berufswunsch gefunden und der Kreis der ehemaligen Bufdis, die immer noch mit dem MGH in Kontakt stehen, wird wohl weiter wachsen.