Die BayWa schließt ihren Betrieb in Ebern. Was vor Kurzem bekannt wurde, ist ein herber Schlag für die Stadt und das landwirtschaftliche Umfeld. Zum einen, weil Landwirte künftig längere Wege zu anderen Werkstätten in Kauf nehmen müssen, zum anderen, weil für Ebern zehn Arbeitsplätze verloren gehen. Außerdem stellt sich die Frage, was nun aus den zentral gelegenen Gebäuden in der Eberner Andreas-Humann-Straße wird.
BayWa-Standort in Ebern schließt Ende Juni
An ihrem Standort in Ebern bietet die BayWa bislang ein breites Sortiment, unter anderem im Bereich der Land- und Hoftechnik sowie der Forst- und Gartentechnik. Auch einen Gebrauchtmaschinen-Handel gibt es, außerdem alles für den Milchviehbetrieb. Zehn Personen, sieben in der Werkstatt und drei im Büro, sind in Ebern beschäftigt. Das ist jedoch bald Vergangenheit.
Auf Anfrage teilt die Pressestelle der BayWa-Zentrale in München mit: "Wir können bestätigen, dass der BayWa Technik Standort Ebern zum 30. Juni 2023 geschlossen wird. Mit der Schließung reagiert die BayWa auf den Strukturwandel in der Landwirtschaft. Größere Flächen und landwirtschaftliche Betriebe sowie die zunehmende Technisierung und Spezifizierung führen zu Serviceanforderungen, die sich an dem alten Standort so nicht mehr abbilden lassen."
Die Immobilie könnte verkauft werden
Die Versorgung der Kundinnen und Kunden in der Region bleibe durch die umliegenden Werkstätten in Abersfeld, Bamberg, Coburg und Burgkunstadt weiterhin gewährleistet. Ergänzend zum Standortnetz biete die BayWa zudem einen mobilen Service an, wodurch Reparaturen und Ersatzteillieferungen direkt vor Ort möglich seien. Die Beschäftigten in Ebern hätten alle ein Übernahmeangebot erhalten und könnten ihre Kundinnen und Kunden künftig von den vier umliegenden Standorten aus betreuen, heißt es auf Anfrage weiterhin.
Auf eine weitere Nachfrage der Redaktion heißt es außerdem von Unternehmensseite, dass derzeit darüber nachgedacht werde, die Immobilie zu veräußern. Es hätten sich bereits mehrere Interessenten gemeldet. Zu einem genauen Stand der Verhandlungen sowie den daran beteiligten Parteien wolle sich die BayWa jedoch nicht äußern.
Gesprächstermin zwischen Stadt Ebern und BayWa steht an
Wie fallen vor Ort und in der Umgebung die Reaktionen auf die Standort-Schließung aus? Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) berichtet, dass er erst aus Gerüchten erfahren habe, dass die BayWa ihren Betrieb in Ebern schließen wolle. "Es ist sehr bedauerlich, dass sich ein Traditionsunternehmen aus Ebern zurückzieht." Das seien wieder zehn Arbeitsplätze weniger. Der Rathauschef ergänzt: "Wir haben bereits Kontakt mit der Leitung aufgenommen und demnächst einen Termin, bei dem die Schließung erläutert werden soll."
Er werde fordern, den Standort zu erhalten und weiter zu belegen, erklärt Hennemann. Auch von Ebern aus könne die Region betreut und könnten andere Tätigkeitsfelder bearbeitet werden. "Sollte das nicht möglich sein, werde ich für die Stadt Verhandlungen über das Gelände aufnehmen." Das Grundstück in Stadtlage solle, sofern sich die Schließung nicht verhindern lässt, in Nutzung bleiben und sinnvoll belegt werden. "Es ist ein städtebaulich wichtiges Grundstück, das auf keinen Fall leer stehen darf."
Schließung der BayWa in Ebern ist "ein herber Schlag"
Die Schließung sei ein herber Schlag und eine recht einschneidende Maßnahme, äußert sich Rentweinsdorfs Bürgermeister Steffen Kropp (SPD) auf Anfrage der Redaktion. "Gerade in Treinfeld haben wir viele Landwirte. Die Wege nach Ebern sind kurz." Auch der Wegfall der Arbeitsplätze sei bedauerlich.
Pfarrweisachs Bürgermeister Markus Oppelt (CSU) spricht ebenfalls von einem herben Schlag "für Ebern und Umgebung", aber es werde eben überall gespart. "Ich finde es sehr schade, vor allem wenn ich an die Landwirte, auch an die noch wenigen kleineren denke, die bei der BayWa Kunden sind. Auch Reparaturen von Kleingeräten, wie Rasenmähern oder sonstigen Gartengeräten, sind dann nicht mehr in Ebern möglich."
Gerald Karl, Untermerzbachs Dritten Bürgermeister, betrifft das Aus persönlich. Der Landwirt aus Wüstenwelsberg erklärt: "Seit Generationen sind wir Kunden bei der BayWa, haben alle unsere Schlepper und Maschinen dort gekauft, weil wir die BayWa als zuverlässigen Partner schätzten. Was da passiert, ist nicht kundenfreundlich. Wir hängen nun in der Luft."
Für die Landwirte war die BayWa "eine gute Adresse"
"Es ist schade, dass die BayWa in Ebern schließt. Sie war eine gute Adresse, ein guter Marktplatz für Landwirte der Region", erklärt Dieter Reisenweber, Zweiter Bürgermeister in Untermerzbach und Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands. Auch wenn es möglich gemacht werde, dass Landwirte über den mobilen Service der BayWa bedient werden, werde es für sie teurer werden. Die BayWa habe einen guten Kundenstamm gehabt, weshalb die Schließung nicht so recht nachvollziehbar sei.
Manfred Fausten war 50 Jahre lang Mitarbeiter der BayWa in Ebern. "Es schmerzt mich schon, obwohl ich seit 2009 in Rente bin, dass meine ehemalige Firma in Ebern schließt", berichtet er. Es sei ein kleiner Schock für ihn gewesen, als er davon erfahren habe. "Heute zählt der Mensch bei großen Unternehmen nur noch wenig." Die Argumente für die Schließung mögen nachvollziehbar sein, ergänzt er, "aber eventuell hätte man etwas umbauen und so den Standort Ebern erhalten können."