Der Landkreis Haßberge ist derzeit von allen Kreisen in Unterfranken mit Abstand am schwersten von der Corona-Pandemie betroffen. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg in den vergangenen Tagen immer weiter an und lag laut Robert Koch-Institut (RKI) am Montag mit einem Wert von 343,7 weit über dem bayerischen Landesdurchschnitt von 187. Es war der dritthöchste Wert im Freistaat: Nur die Landkreise Dingolfing-Landau (349,6) in Niederbayern und Kronach (349,1) in Oberfranken lagen bei der Inzidenz noch leicht vor dem Corona-Hotspot Haßberge.
Deswegen gelten für den Landkreis im Osten Unterfrankens nun Maßnahmen, die über die bayernweit geltenden Regeln zur Eindämmung der Pandemie hinausgehen. In Absprache mit der Regierung von Unterfranken erließ der Landkreis am Montag eine Allgemeinverfügung, die ab diesem Dienstag, 20. April, bis Sonntag, 9. Mai, gültig ist.
Längere Ausgangssperre, geschlossene Schulen
Dem Landratsamt zufolge sind Versammlungen demnach auf eine maximale Veranstaltungsdauer von 90 Minuten begrenzt. Die Teilnehmerzahl darf unter freiem Himmel nicht mehr als 100 Personen betragen, in geschlossenen Räumen sind höchstens 50 Menschen erlaubt. Das gilt auch für Gottesdienste.
Zudem verlängerte das Landratsamt die nächtliche Ausgangssperre um eine Stunde: Im Kreis Haßberge ist es nun zwischen 21 Uhr und 5 Uhr verboten, sich außerhalb der Wohnung aufzuhalten. Ausnahmen sind - wie üblich - medizinische Notfälle oder berufliche Tätigkeiten.
Mit Ausnahme der sonderpädagogischen Förderung schließen auch alle Schulen im Landkreis. Anders als zuletzt gibt es nun also auch in den Abschluss- und Übertrittsklassen nur noch Distanzunterricht. Lediglich Prüfungen können noch in Präsenz stattfinden, teilt das Landratsamt mit. Eine Notfallbetreuung für Kinder gibt es weiterhin, allerdings gelten dafür strenge Regeln: Die Teilnahme ist nur mit einem negativen Corona-Test möglich, außerdem muss den Schulen und Kindergärten eine Begründung des Betreuungsbedarfs vorgelegt werden.
Die Kontaktbeschränkungen bleiben unverändert: Treffen des eigenen Haushaltes mit maximal einer weiteren Person sind erlaubt. Kinder unter 14 Jahren werden bei der Berechnung nicht berücksichtigt.
Der Landrat appelliert an die Bevölkerung
"Unsere Lage ist ernst und sehr angespannt", so die Einschätzung von Landrat Wilhelm Schneider laut dem Schreiben aus seiner Behörde. "Die britische Mutation ist ansteckender und verbreitet sich stark. Wir müssen handeln und insbesondere die Kontaktzahlen weiter reduzieren." Schneider appelliert an die Bevölkerung, berufliche und private Kontakte auf ein Minimum zu beschränken: "Falls Kontakte erforderlich sind, müssen die Abstands- und Hygieneregeln konsequent eingehalten werden."
Außerdem ruft der Landrat die Bürger dazu auf, die Testangebote in den Betrieben und Kommunen wahrzunehmen. "Wir wissen, dass dies alles anstrengend ist und je länger die Einschränkungen gelten, auch die Motivation und Akzeptanz nachlässt. Aber wir haben alle eine gemeinsame Verantwortung", mahnt Schneider. "Je besser wir uns jetzt daran halten, umso eher können wir in unsere gewünschte Normalität zurückkehren."
Woher kommen die hohen Infektionszahlen
Bereits in der vergangenen Woche war das Landratsamt in der Kreisstadt Haßfurt mit der Frage konfrontiert, woher die hohen Infektionszahlen in der Region kommen. Die Behörde verweist auf die wesentlich ansteckendere britische Virus-Variante, die im Kreis Haßberge mittlerweile für fast alle Neuinfektionen verantwortlich ist. Eine Ursache vermutet man auch in Familientreffen während der Osterfeiertage, die wohl zu vermehrten Ansteckungen im privaten Bereich geführt hätten.
Die Virusmutation und Oster-Treffen freilich sind kein spezifisches Problem des Haßbergkreises. Damit lässt sich zwar ein allgemeiner Anstieg der Fallzahlen erklären, nicht aber warum es gerade den Landkreis in Unterfrankens Osten aktuell so schwer tritt.
Hohe Inzidenz aufgrund der Teststrategie?
Ein weiterer Erklärungsversuch der Behörde: die Nähe zu Thüringen. Allerdings hat der Landkreis Hildburghausen, direkter Nachbar auf thüringischer Seite, derzeit eine vergleichsweise niedrige Sieben-Tage-Inzidenz von 147,2. Im November hatte Hildburghausen zwar bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, als dort bei Inzidenzen jenseits der 600 noch eine Demonstration gegen Corona-Maßnahmen stattfand. Doch angesichts der aktuellen Zahlen dort lässt sich die Vielzahl der Ansteckungen im Landkreis Haßberge nicht auf den nördlichen Nachbarn schieben.
Als weiteren möglichen Grund führt das Landratsamt in Haßfurt schließlich die umfangreiche Teststrategie an: Wo mehr getestet werde, würden auch mehr Fälle erkannt.
Sicher ist, dass sich das Infektionsgeschehen über den gesamten Landkreis Haßberge verteilt. So lässt sich kein einzelner Schwerpunkt oder Infektionsherd feststellen, der eine einfache Antwort darauf geben würde, warum die Pandemie den Landstrich gerade so heftig erwischt hat.
Niemand , mit dem ich die letzten Tage gesprochen habe, nimmt Eure Regeln noch ernst.
Aber das kommt halt dabei raus, wenn man ( mündige) Bürger wie (dumme) Kinder behandelt.
Bevormundung von staatlicher Seite kommt grad echt ned gut an.
Aber auch uns' Willi hat's wohl nicht ganz so damit, dem Bürgy Eigenverantwortung zuzutrauen.
Nur wer Vertrauen hat kann auch darauf aufbauen.