
Zwar sind die Preise für Benzin und Diesel wieder knapp unter die Zwei-Euro-Marke gerutscht, vergleichsweise teuer ist Tanken aber immer noch. An der Zapfsäule bekommt jede und jeder die Abhängigkeit von internationalen Strukturen und großen Konzernen am eigenen Geldbeutel zu spüren. Nicht nur hier wird klar: Neue Ideen braucht das Land. Eine solche sorgte in der jüngsten Sitzung des Umwelt- und Werkausschusses des Landkreises Haßberge für Aufhorchen, wenn auch nicht bei allen für sofortige Begeisterung. Präsentiert wurde ein innovatives Pilotprojekt.
Die Grundidee des Projekts ist schnell erklärt: Alte Speiseöle und -fette, die in quasi jedem Haushalt anfallen, werden in einer Art Pfandsystem gesammelt und anschließend zu Bio-Kraftstoff upgecycelt, sprich umgewandelt beziehungsweise aufgewertet. Verantwortlich dafür zeichnet die "Jeder Tropfen Zählt GmbH" unter Geschäftsführer Hubert Zenk. Die Firma ist ein Tochterunternehmen der auf Altfettentsorgung und -recycling spezialisierten Lesch GmbH & Co. KG, mit Sitz im mittelfränkischen Thalmässing.
In grünen Behältern werden gebrauchte Öle und Fette gesammelt
Die "Jeder Tropfen Zählt GmbH" sammelt die Speiseöle und -fette aus den Privathaushalten über ein Kreislaufsystem. Dieses beginnt mit der Ausgabe von grünen Behältern mit Schraubverschluss und Füllstandsanzeige. In den Haushalten füllen die Bewohnerinnen und Bewohner ihren jeweiligen Behälter dann mit gebrauchten Ölen und Fetten, die zum Beispiel beim Braten oder Frittieren anfallen. Auch das Öl eingelegter Speisen, wie etwa aus Fischdosen oder Gläsern mit Schafskäse, darf in den Sammelbehälter. Das Gleiche gilt für Margarine.

1,2 Liter passen in den Behälter. Ist dieser voll, können die Haushaltsmitglieder ihn an einer der dafür vorgesehenen Sammelstellen abgeben. Diese befinden sich nach Angaben des Unternehmens an zentralen Standorten des Sammelgebiets, beispielsweise auf den Parkplätzen von Supermärkten. "Dort, wo sich die Bürger sowieso aufhalten", erklärte Zenk im Rahmen der Präsentation auf der Ausschusssitzung.
Die vollen Behälter wandern an den Sammelstellen in Automaten
Eingesammelt werden die Behälter vor Ort über einen Automaten, der optisch – und in Teilen auch was die Funktionsweise betrifft – wie ein Pfandautomat für Flaschen anmutet. Der volle Behälter wird hineingestellt und im Gegenzug kommt ein frischer, leerer Behälter aus dem Automaten. Hat der Automat einen Füllstand von 80 Prozent erreicht, meldet er das von selbst an die Lesch GmbH & Co. KG. So könne die Abholung des Automatenguts in eine der nächsten Abholtouren eingeplant werden, heißt es dazu auf der Website der "Jeder Tropfen Zählt GmbH".
Bei Lesch wird das auf diese Weise gewonnene Altspeisefett dann recycelt. Der Inhalt der Sammelbehälter wird dazu aufgeschmolzen, erhitzt und nach den Bestandteilen Fett, Wasser und Feststoffe, hierunter fallen zum Beispiel Paniermehl oder andere Essensreste, getrennt. Der Reinigungsprozess ist Zenk zufolge chemiefrei. Der Großteil des gereinigten Fetts wird anschließend von der Treibstoffbranche weiterverarbeitet. Aus dem Inhalt eines Sammelbehälters könne Bio-Kraftstoff für einen Fahrtweg von 20 Kilometern hergestellt werden.
Mehrere Alternativen für die Erfassung von Speiseölen und -fetten im Landkreis
450.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer habe die 2018 als Projekt gestartete "Jeder Tropen Zählt GmbH" inzwischen gewinnen können, berichtete Zenk. Gesammelt wird in den Städten Erlangen und Fürth sowie unter anderem auch im Landkreis Roth. Für einen möglichen Start im Landkreis Haßberge stünden seitens des Unternehmens zwei Alternativen zur Auswahl: Die eine sieht die Einführung des Systems auf Landkreisebene vor – zunächst angelegt auf eine Dauer von sechs Jahren. Die andere ein auf die Stadt Haßfurt begrenztes, zweijähriges Pilotprojekt.

Eine dritte – von der "Jeder Tropfen Zählt"-Idee unabhängige – Alternative wäre indes die Sammlung über das Wertstoffhof-System des Landkreises, wie der Werkleiter der Abfallwirtschaft, Wilfried Neubauer, in der Ausschusssitzung erklärte. Eine Umfrage unter den unter- und oberfränkischen Landkreisen habe ergeben, dass diese Art der Sammlung das gängige Erfassungssystem ist, hieß es dazu in der Beschlussvorlage. Bislang werden Speiseöle und -fette im Landkreis Haßberge in unverpacktem Zustand über die Biotonne entsorgt, verpackt über den Restmüll oder das Kreisabfallzentrum.
Einen Rohstoff bergen und Schäden am Abwassersystem vermeiden
Die Altfett-Erfassung ist keine völlig neue Idee, auch im Landkreis Haßberge gab es sie bereits. Aufgrund der niedrigen Sammelmenge war sie allerdings Ende der 1990er-Jahre eingestellt worden. Doch die Zeiten haben sich geändert. Entsprechend hatte die Kreistagsfraktion der CSU mit einem Antrag das Thema Anfang Februar wieder auf den Tisch und das "Jeder Tropfen Zählt"-Projekt ins Spiel gebracht.
Für die Wiedereinführung der Altfett-Erfassung spricht dabei nicht nur, dass auf diese Weise ein wertvoller Rohstoff geborgen wird, sondern auch der Umstand, dass Speiseöl- und -fettreste in Privathaushalten häufig über das Abwassersystem entsorgt werden. Die unsachgemäße Entsorgung führt mitunter dazu, dass Abflussrohre verstopfen, auch die kommunalen Kläranlagen werden belastet. Was beides nicht zuletzt zusätzliche Kosten nach sich zieht.
Eine Entscheidung, wie die Erfassung der Speiseöle und -fette künftig im Landkreis gehandhabt wird, vertagte der Ausschuss. Es soll zunächst noch näher über die unterschiedlichen Möglichkeiten informiert und genau verglichen werden. Das "Jeder Tropen Zählt"-Projekt wurde aus verschiedenen Gründen kontrovers diskutiert. So kamen etwa die Fragen auf, ob das System auch in ländlichen Gegenden funktioniere und welche Menge dabei überhaupt zusammenkomme.
Die größten Vorbehalte gegen das Projekt herrschten vor allem angesichts der Kosten. Diese würden sich – bei der landkreisweiten Einführung über sechs Jahre – auf einen Betrag von einem Euro pro Bürgerin beziehungsweise Bürger pro Jahr belaufen, insgesamt also auf rund 84.000 Euro jährlich. Rund eine halbe Million Euro (netto) würde über den gesamten Projektzeitraum anfallen.
Eine Firma will mit unserem alten Fett, das wir ihnen hintragen sollen, Geld verdienen, und wir sollen dafür auch noch etwas bezahlen?
Gehts noch? Werden die Einwohner der Haßberge für total bescheuert gehalten, dass sie sich das gefallen lassen?
Das geht doch schon wieder in Richtung Vetterleswirtschaft und Geschäftemacherrei von Seiten der Politik wie bei der Maskenaffäre.
Zum Gejammer über die entstehenden Kosten wäre es noch interessant zu wissen,
ob nicht die Reinigungs-und Wartungskosten für Kanalsysteme landkreisweit teuerer sind, da vermutlich nicht wenige Leute bislang solche Stoffe über Spülbecken und Klo entsorgen..
Geht's da um Kosten für Werbung?
Soll der Kreisabfallkalender querfinanziert werden?
Kostet der Strom und Stellplatz für die Automaten dermaßen viel Geld pro Jahr?
Zum Punkt entstehende Kosten, Frau Vogt, dürfen Sie gerne nochmal nachhaken!
Dankeschön.
Und was hat jetzt Ihr Kommentar mit dem Inhalt des Zeitungsartikel zu tun?
Bei eher südländischen Temperaturen sollte man aber eine gewisse Toleranz an den Tag legen. In Australien z.B. war das Tragen von Bermudashorts in Banken im Sommer schon vor 40 Jahren toleriert. Warum nicht auch bei uns, wenn wir derartige Temperaturen haben?