Zehn Tiny-Häuser, ein Ferienhaus, ein Seminarhaus und drei Badefässer – so sollte das Feriendorf in Kirchlauter künftig ein Magnet für Ruhe suchende Urlauberinnen und Urlauber werden. Doch das Bauvorhaben ist jetzt offiziell vom Tisch. Dies bestätigt sowohl der Bürgermeister Karl-Heinz Kandler (SPD) als auch der Bauherr Andreas Beetz vom Unternehmen "Nature Holiday Lodges" am Dienstag auf Nachfrage dieser Redaktion. Doch wie ist es zu dem urplötzlichen Aus gekommen?
Erst einen Tag zuvor hatte Bürgermeister Kandler den Gemeinderat zur Gemeinderatssitzung eingeladen. Der Fokus der Sitzung – mit nur einem Tagesordnungspunkt – war ganz klar: den Gemeinderätinnen und -räten zu zeigen, wo die Feriensiedlung gebaut werden sollte, um den Vorbescheid zu beschließen. Ein gängiger Schritt im Bauprozess. So weit, so gut.
Ein Feriendorf aus zehn Tiny-Häusern, einem Ferienhaus, einem Seminarraum und drei Badefässern
Bei sommerlichen Temperaturen stand am Montagabend eine Traube von Ratsmitgliedern und interessierten Bürgerinnen und Bürgern an der Hauptstraße. Im Mittelpunkt stand das Gemeindeoberhaupt Karl-Heinz Kandler, der sich den drängenden Fragen der Anwesenden des 1400-Einwohner-Ortes stellte.
Der Bürgermeister skizzierte das Bauvorhaben. "Nature Holiday Lodges", ein Unternehmen aus Lichtenfels, beabsichtigte den Bau eines Feriendorfs im Ortsbereich von Kirchlauter. Geplant waren ein Ferienhaus, zehn Tiny-Häuser und ein Seminarhaus.
Das Ferienhaus sollte aus einem bestehendem Wohnhaus in der Hauptstraße 18 errichtet werden. Dieses Wohnhaus wäre saniert worden. Dessen Nebengebäude sollte abgerissen worden. Auf der freien Stelle hätte der Bauherr ein Seminarhaus errichtet.
Auf dem Hanggrundstück hinter dem Wohnhaus sollten zehn Tiny-Häuser entstehen – acht kleinere und zwei größere. Auf dem Grundstück wollte das Unternehmen außerdem drei Badefässer zur besonderen Entspannung der Feriengäste aufstellen. Ein Parkplatz für die Feriendorfgäste wurde ebenso mit eingeplant.
Gemeinderat und Anwohner gegen das Feriendorf in Kirchlauter
Nachdem der Bürgermeister das Bauvorhaben kurz dargestellt hatte, wurde die Debatte schnell hitzig. Vor allem in fünf Punkten hatten die Gemeinderatsmitglieder in der Freiluft-Gemeinderatssitzung Bedenken: Kosten, Bodenerschließung, Fußgängerpfad, Sorge vor Lärmbelästigung und Parkplätze.
Auf den Kosten- und Erschließungspunkt antwortete der Bürgermeister, dass das Unternehmen den Bau finanzieren würde und den Boden erschlossen hätte. "Wir erschließen hier gar nichts", antwortete Kandler resolut. Eine eigene Erschließung würde schnell mal 500.000 Euro kosten, das könnte die Gemeinde gar nicht stemmen, so Kandler.
Auch auf die Frage nach der Errichtung eines Fußgängerpfades, der entlang des Feriendorfes verlaufen sollte, hatte der Bürgermeister für die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte keine befriedigende Antwort parat. Im Zuge der weiteren Planung müssten noch einige Punkte geklärt werden, meinte dieser.
Ein weiterer Kritikpunkt aus dem Gemeinderat war die geringe Anzahl der Parkplätze am Feriendorf. Die Sorge war groß, dass die Gäste künftig die Hauptstraße mit ihren Autos blockieren würden. Auch mehrten sich Sorgen um Lärmbelästigung. Allgemein gefiel vielen Gemeinderätinnen und Gemeinderäte die Lage im Ortsbereich nicht. Eine Fläche am Ortsrand wäre vielen lieber gewesen. Der Bürgermeister, sichtlich entnervt, beendete nach knapp 25 Minuten die Sitzung und stellte das Projekt auf die kommende Sitzung im September zurück. Dachte man.
Das Lichtenfelser Unternehmen Nature Holiday Lodges zog offiziell den Bauantrag zurück
Denn keine 24 Stunden später sieht die Lage ganz anders aus. Das Unternehmen "Nature Holiday Lodges" zog den Bauantrag offiziell zurück, bestätigt Kandler auf Anfrage dieser Redaktion. "Die Sache ist in Kirchlauter gestorben", sagt der Bürgermeister. "Nature Holiday Lodges" bestätigt gegenüber der Redaktion ebenfalls, dass das Feriendorf nun nicht in Kirchlauter gebaut wird.
"Es ist eine ganz traurige Entscheidung", sagt Beetz vom Lichtenfelser Unternehmen. Doch ist die Entscheidung klar, sie wollen nirgendwo bauen, wo das Projekt derart auf Unmut trifft. "So etwas machen wir nicht." Das Unternehmen betreibt die Frankenwald Chalets im oberfränkischen Wilhelmsthal im Landkreis Kronach.
Dort sei man zu Beginn auch auf Bedenken in der Bevölkerung gestoßen, so Beetz. Heute seien die Frankenwald Chalets ein Vorzeigeprojekt, das den örtlichen Tourismus stärkt, so das Unternehmen. Die Chalets hätten Arbeitsplätze geschaffen und die örtliche Gastronomie profitiere vom Projekt.
"Die Sache ist in Kirchlauter gestorben", sagt der Bürgermeister
Beetz geht auf Anfrage auch auf die Kritikpunkte ein. Der geforderte Pfad wäre gebaut worden. Jede Wohneinheit würde einen Parkplatz erhalten, sodass die Gäste die Bürgerinnen und Bürger des Ortes mit ihren Fahrzeugen nicht behindern würden. Es hätte keinen Lärm gegeben, denn seine Gäste suchen gerade die Ruhe im ländlichen Raum, ist er überzeugt. Ihm selbst wäre eine grüne, flache Wiese am Ortsrand lieber, doch dem Unternehmen sei keine Alternative angeboten worden.
Die Region hätte von dem Feriendorf mit Tiny-Häusern profitiert, ist sich Beetz sicher. Nun sucht das Unternehmen nach einem neuen Standort. Ein zweites Feriendorf soll auf alle Fälle realisiert werden. Auch Bürgermeister Kandler wollte noch ein Projekt angehen, bevor er in eineinhalb Jahren in den Ruhestand gehen will. "Das Projekt wär' nicht schlecht gewesen", sagt der Bürgermeister und verweist auf den finanziellen Druck auf die Kommunen. "Der Gemeinderat und Anwohnerinnen und Anwohner waren aber einfach dagegen."