Die Uhr tickt. Dem Landkreis Haßberge bleiben noch sieben Jahre, um sein Ziel, bilanziell klimaneutral zu werden, zu erreichen. Dafür setzt der Landkreis nicht nur auf den Ausbau von Photovoltaik-Anlagen, sondern will sich auch die Kraft des Windes zunutze machen. Doch damit das klappt, sind weitere Windräder nötig. Künftig sollen in der gesamten Region auf den sogenannten Potentialgebieten neue Anlagen für grüne Energie sorgen – auch im Raum Aidhausen, Burgpreppach und Hofheim.
Um die Bürgerinnen und Bürger der betroffenen Gemeinden und Städte zu informieren, hat der Landkreis Haßberge in den vergangenen beiden Wochen zusammen mit den Windkümmerern Unterfranken, einer Initiative des bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landentwicklung und Energie, drei Infomärkte veranstaltet.
Wie viele Windräder könnten insgesamt gebaut werden?
Auf insgesamt 1400 Hektar sollen sich mindestens 20 – mittelfristig möglicherweise aber auch bis zu 40, denn dafür reicht der Platz – neue Windkraftanlagen drehen.
Rund um Aidhausen, Burgpreppach und Hofheim könnten es insgesamt elf Stück werden. Wie viele Anlagen dort am Ende tatsächlich errichtet werden könnten, legt ein Planer fest. Dies gilt auch für die weiteren Potentialgebiete im Haßbergkreis.
Wo sollen die Windräder bei Aidhausen errichtet werden?
Drei bis fünf neue Windräder könnten sich künftig südwestlich von Aidhausen und nordöstlich von Reichmannshausen drehen, im Naturraum Hesselbacher Waldland. Jede der Anlagen könnte laut Berechnungen bis zu 13.500 Megawattstunden Energie liefern und damit die bilanzielle Versorgung für rund 3800 Haushalte gewährleisten. Die Windräder würden auf einer Höhe von 360 bis 380 Metern entstehen.
Wo sollen die Windräder bei Hofheim und Burgpreppach stehen?
Für den Hofheimer und Burgpreppacher Raum gibt es ein Potentialgebiet. Es liegt im Wald zwischen Manau, Ueschersdorf, Fitzendorf und Goßmannsdorf – also östlich von Hofheim und westlich von Burgpreppach. Dort, auf einer Höhe von 330 bis 390 Metern, könnten künftig fünf bis sechs weiße Riesen für nachhaltige Energie sorgen. Auch hier könnte jede der Windkraftanlagen den Berechnungen zufolge bis zu 13.500 Megawattstunden Energie liefern und damit ebenfalls pro Windrad bilanziell rund 3800 Haushalte versorgen.
Was hat die Bevölkerung aus den Haßbergen davon?
Landratsamt und GUT, die "Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte", planen ein Regionalstromwerk, also eine Art Stadtwerk auf Kreisebene. Für eben dieses sollen die neuen Windkraftanlagen künftig Energie produzieren. Der gewonnene Strom soll laut Marco Siller, Geschäftsführer der GUT, dann preisgünstig an Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen abgegeben werden. Und das in naher Zukunft.
Laut Siller liege die Satzung des Regionalstromwerks derzeit zur Prüfung beim bayerischen Innenministerium. Danach gehe es an die Ausschreibungen für die Vertriebsgesellschaft. Mitte bis Ende des kommenden Jahres solle das Regionalstromwerk in den Startlöchern stehen. Ab 1. Januar 2025 könnten Bürgerinnen und Bürger darüber dann ihren Strom beziehen. "Es ist sehr realistisch, dass wir das hinbekommen", so der Geschäftsführer der GUT.
Wozu dienen die Infomärkte?
Auf jedem der Infomärkte gaben die Veranstalter neue, potenzielle Gebiete bekannt, auf denen sich künftig Windräder drehen sollen. Am Mittwochabend wurden nun die letzten Potentialgebiete vorgestellt. Die Infomärkte sollten, wie der Name schon verrät, nicht nur dazu dienen, um die Bürgerinnen und Bürger zum Thema zu informieren. Sondern auch, um mit Sorgen, Bedenken und Vorurteilen aufzuräumen.
Rede und Antwort standen dabei auch die GUT, Vertreterinnen und Vertreter der betroffenen Städte und Gemeinden, sowie weitere Ansprechpartnerinnen und -partnern aus verschiedenen Bereichen rund ums Thema Windenergie.
Was denken die Bürgermeister und potenziell Betroffene?
Sowohl Alexander Bergmann, Bürgermeister von Hofheim, als auch Dieter Möhring, Bürgermeister von Aidhausen, machten zu Beginn der Veranstaltung klar, dass sie mit den Potentialgebieten in ihren Beritten einverstanden seien.
Die beiden erklärten, dass die Wertschöpfung dadurch in der Region und vor allem im Hofheimer Raum bleiben könne. "Wir sind Herr der Planung, kein fremder Investor", so Bergmann. Die Windkraftanlagen seien Möhring zufolge wichtig für den Energiemix. Und auch als weiteres Standbein, um die Energieversorgung sicherstellen zu können.
Eine junge Frau aus dem Raum Hofheim, die lieber anonym bleiben möchte, sei mit gemischten Gefühlen zur Infoveranstaltung gegangen, verrät sie. Der Infomarkt zu den Potentialgebieten habe sie jedoch überzeugen können. "Wir müssen uns alle beteiligen am Thema nachhaltige Energie", so die Frau. Gut finde sie auch, dass die Wertschöpfung in der Region bleibe.
Der Goßmannsdorfer Bürger Michael Kaffer findet die Pläne für das Potentialgebiet Hofheim-Burgpreppach gut, wie er im Gespräch mit der Redaktion erklärt. Kaffer hätte die neuen Windkraftanlagen zwar direkt vor der Nase, stören tue ihn das allerdings wenig. "Das hält sich alles im Rahmen. Es wird ja kein Windpark mit 50, 60, oder 70 Windrädern", erklärt er.