Im Landkreis Haßberge sollen künftig an verschiedenen Standorten – den sogenannten Potentialgebieten – mehrere neue Windkraftanlagen errichtet werden. Um die Bürgerinnen und Bürger beim Thema mitzunehmen, veranstaltet der Landkreis drei Infomärkte in Zusammenarbeit mit den Windkümmerern Unterfranken, einer Initiative des bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landentwicklung und Energie.
Bereits am Mittwochmorgen gab es im Landratsamt Haßberge eine Presseveranstaltung zum Thema. Auf insgesamt 1400 Hektar sollen in der Region künftig mindestens 20 – mittelfristig möglicherweise aber auch bis zu 40 – neue Windräder für grüne Energie sorgen.
1,8 Prozent der Fläche in Bayern für Windenergie
Zur Ausgangslage zitierte Schneider eine Ankündigung aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz: "Wir erschließen kurzfristig Flächenpotentiale für Wind an Land und beschleunigen mit einem Wind-an Land-Gesetz den Ausbauprozess."
Dieses Gesetz wiederum sähe vor, dass zwei Prozent der Landesfläche – in Bayern 1,8 Prozent – für Windenergie reserviert werde. Der Windenergieausbau sei mit dem Artenschutz zu versöhnen und es würde Voraussetzungen für zügigere Planungs- und Genehmigungsverfahren schaffen.
Marco Siller, Geschäftsführer der Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte im Landkreis Haßberge mbH (GUT), erklärte hierzu, dass beide Maßnahmen zum sogenannten privilegierten Baurecht ohne wesentlichen Einfluss der Kommunen führen könnten.
"Sollten wir die Quoten nicht einhalten, dann haben wir keinen Einfluss mehr auf die Potentialflächen", so Siller. Also eben jene Suchräume, auf welchen Investoren Windräder errichten könnten, ohne auf kommunalpolitische Vorstellungen Rücksicht nehmen zu müssen.
Wenn alle an einem Strang ziehen, ließen sich auswärtige Investoren vermeiden
Doch dem möchte die GUT nicht tatenlos zusehen. Nachdem die gesetzlichen Vorgaben zugelassen hatten, dass Windräder in der Region errichtet werden können, gäbe es, so Siller, zwei Möglichkeiten: entweder drängten auswärtige Investoren in die Region oder die GUT behielte die Oberhand über Standort, Wertschöpfung und Gewinnbeteiligung.
Eben all das solle künftig auch für die Menschen in der Region von Nutzen sein. Es gebe Pläne für einen künftigen Regionalstromtarif, welcher den Bürgerinnen und Bürgern, der Landwirtschaft und der Industrie zugutekommen könnte.
Die erste öffentliche Veranstaltung der Inforeihe fand dann am Abend in der Grundschule in Pfarrweisach statt. Dort wurde bekannt gegeben, an welchen Orten sich rund um Ermershausen, Ebern, Maroldsweisach und Untermerzbach künftig neue Windräder drehen könnten.
Im Potentialgebiet Ermershausen könnten auf der verfügbaren Fläche künftig fünf bis sechs Windräder Strom erzeugen. Wie viele Anlagen dort am Ende dann tatsächlich errichtet werden könnten, legt ein Planer fest. Dies gilt auch für die weiteren Potentialgebiete.
Der angenommene Ertrag beläuft sich in Ermershausen laut dem Landratsamt, welches sich bei der Angabe auf den Bayernatlas beruft, auf etwa 12.500 Megawattstunden pro Windrad. Ein weißer Riese könnte also 3600 Haushalte bilanziell versorgen.
Im Gemeindegebiet Maroldsweisach könnten auf dem Büchelberg sechs bis acht Anlagen und auf dem Sandberg drei bis fünf Anlagen Strom erzeugen und pro Windrad bilanziell zwischen 4100 und 4600 Haushalte versorgen.
Windräder am Tonberg und am hohlen Stein
In den beiden Eberner Potentialgebieten – Tonberg und hohler Stein, beide Gebiete liegen recht nah aneinander – könnten sich jeweils vier bis sechs Windräder drehen und jeweils etwa 4500 Haushalte bilanziell versorgen.
Weitere Anlagen sollen in Richtung Untermerzbach auf der Fläche Gotteswiese / Oberer Berg / Bogenholz gebaut werden – also in etwa dort, wo bereits jetzt schon zwei der weißen Riesen stehen. Zu ihnen könnten sich künftig vier bis fünf weitere Windräder mit dazugesellen, die pro Anlage bilanziell etwa 4100 Haushalte versorgen könnten.
Neben rund 100 Beteiligten, Besucherinnen und Besuchern waren auch Bürgermeister und Gemeinderäte aus Ebern, Ermershausen, Maroldsweisach und Untermerzbach zugegen, die vor Ort die Pläne mit Standortpotential zeigten. Hannah Büttner von den Windkümmerern Unterfranken lud zur Begrüßungsrunde von Stand zu Stand ein - insgesamt gab es zwölf Stück.
Die Besucherschaft erfuhr während der zweistündigen Veranstaltung, ob sich Wald und Windrad vertragen, welche naturrechtlichen Belange auf die Standortauswahl Einfluss nehmen, und wie sich die Bürgerbeteiligung darstellt.
Windkraft ja – aber ohne Beeinträchtigung der Natur
"Irgendwie muss der Strom ja erzeugt werden", meinten Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) und die Stadträte Dieter Gerstenkorn (CSU), Klaus Schineller (Bündnis 90/die Grünen) übereinstimmend, wobei Gerstenkorn Ansätze zur Energievermeidung vermisste und Schineller Grenzen der Akzeptanz formulierte: "In meinem Wald grundsätzlich gerne, aber nur dort, wo die Natur nicht beeinträchtigt wird." Beispielsweise also dort, wo abgestorbene Fichtenbestände stünden. "Ich möchte keinen einzigen altehrwürdigen, sogenannten Methusalembaum fallen sehen."