Es sind große Ziele, die der Landkreis Haßberge bei der Energiewende verfolgt: Bis 2030 will die Region bilanziell klimaneutral sein. Dafür setzt man nicht mehr nur auf die Kraft der Sonne. Künftig sollen an neuen Standorten – den sogenannten Potentialgebieten – Windenergieanlagen entstehen.
Um die Bürgerinnen und Bürger beim Thema mitzunehmen, veranstaltete der Landkreis gemeinsam mit den Windkümmerern Unterfranken, einer Initiative des bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landentwicklung und Energie drei Infomärkte. Zuletzt in Ebelsbach, wo es um die Gebiete Stettfeld und Ebelsbach, Theres und Wonfurt ging.
"Wir wollen Strom erzeugen und den Strom auch vermarkten", erläuterte Landrat Wilhelm Schneider (CSU) im Bürgersaal von Ebelsbach vor rund 100 Zuhörerinnen und Zuhörern die Pläne. "Dazu wollen wir ein Regionalwerk gründen und den Strom so verteilen, dass unsere Kommunen und Bürger etwas davon haben und die Wertschöpfung bei uns bleibt."
Mittelfristig bis zu 40 neue Windräder im Landkreis Haßberge
Wie diese Pläne grob aussehen, darüber hatte der Landkreis bereits am Mittwochmorgen in einer Pressekonferenz berichtet. Auf insgesamt 1400 Hektar sollen in der Region künftig mindestens 20, – mittelfristig möglicherweise aber auch bis zu 40 neue Windräder für grüne Energie sorgen.
Um die kreisweit gesetzten Klimaziele zu erreichen, wolle man die regenerativen Energien weiter ausbauen. Mit der GUT, der Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte, habe man seit 2011 bereits in Freiflächenphotovoltaik investiert, bei der die Gemeinden bestimmen können, wo Gebiete ausgewiesen werden. Im Energiemix fehle es aber noch an Windkraft.
Wo in den Maintal-Gemeinden die Anlagen entstehen könnten
Im Potentialgebiet nördlich von Stettfeld und östlich von Ebelsbach gehen die Planer von einer möglichen Anzahl von sechs bis acht Windrädern aus. Jede Anlage könnte laut Berechnungen bis zu 13.790 Megawattstunden Energie liefern und damit die bilanzielle Versorgung für rund 3900 Haushalte gewährleisten. Die Windräder würden auf einer Höhe von 330 bis 360 Metern entstehen.
Im Potentialgebiet Theres-Wonfurt geht es um zwei Teilflächen. Die "Teilfläche Theres" liegt südlich der Maintalautobahn A 70 und nördlich des bereits bestehenden Windvorranggebiets WK 19 an der Grenze zu Grettstadt. Die "Teilfläche Wonfurt" befindet sich östlich des WK 19 an der Grenze zu Theres und Donnersdorf. Im Potentialgebiet Theres-Wonfurt gehen die Planer von fünf bis sieben möglichen Windrädern aus, von denen jedes 12.560 Megawattstunden Energie liefern und bilanziell etwa 3590 Haushalte versorgen könnte.
Schautafeln und Expertinnen informieren über Windenergie
Aus den betroffenen Gemeinden Stettfeld, Ebelsbach, Wonfurt und Theres waren die Bürgermeister, zahlreiche Gemeinderäte, aber auch Bürgerinnen und Bürger erschienen, um sich anhand ausgelegter Karten über die möglichen Standorte für Windräder auf ihrem Gemeindegebiet zu informieren.
Dazu hatten die Veranstalter den Bürgersaal in einen "Info-Markt" mit vielen Schautafeln verwandelt, zu denen Fachleute Rede und Antwort standen. Die beiden "Windkümmerer" für Unterfranken Hannah Büttner und Dirk Vetter gaben eine Einführung zum Rundgang, bei dem zum Beispiel Förster Hans Stark, Leiter des Universitätsforstamtes Sailershausen, zu "Windanlagen im Wald" Stellung nahm. GUT-Geschäftsführer Marco Siller informierte über den Energiemix, den Netzausbau und das geplante Regionalwerk, Marcus Fröhlich gab Auskunft zum Klimapakt.
Bislang 17 Windräder im Landkreis - es sollen deutlich mehr werden
Marco Siller ging auf die Ausganslage und den Pfad zur Erreichung des Flächenziels in der Planungsregion Main-Rhön ein. Im Landkreis Haßberge habe man derzeit 17 Windräder. "Wir brauchen aber mindestens noch 20 Windräder und gehen von Potentialflächen von 1400 Hektar aus." Ziel sei in der Planungsregion ein Wert von etwa 2000 Hektar.
Windkümmerin Hannah Büttner streifte die politische Steuerung der Energiewende. Mit diesem Info-Markt wolle man zu einem Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern kommen. "Eine solche Veranstaltung wird nicht repräsentativ sein, sondern sie soll dazu dienen, sich gemeinsam auf den Weg zu machen."
Die Besucher bekamen einen Eindruck von den Flächen, die Potential für Windenergieanlagen bieten. An den Schautafeln konnte man sich aber auch über kritische Konfliktthemen wie Schall, Schatten oder Recycling informieren. Ein großes Anliegen aller Beteiligten ist es, in den Dialog mit den Bürgern einzutreten, ihre Anliegen und Wünsche in die Planung einzubringen und damit kompromissfähige Lösungen zu erreichen.