Dass der Drogeriemarkt Müller seine Filiale in Haßfurt modernisiert hat und hier sein Sortiment erweitern will, könnte man zunächst einmal als Randnotiz abtun. In Wirklichkeit steckt dahinter die Bekenntnis zu einem Standort, den Beobachter in den letzten Jahren immer wieder für tot erklärt haben: das Admira-Center.
"Für uns ein idealer Standort"
"Für uns ist es ein idealer Standort", erklärte am vergangenen Donnerstag, dem Tag der Neueröffnung, Marco Geßner, der Bezirksleiter der Müller-Märkte in Unterfranken, dieser Redaktion. Will heißen: Egal aus welcher Richtung sie kommen, Kunden erreichen seinen Haßfurter Markt bequem über die Zeiler Straße, die ehemalige B26. Und sie finden vor der Türe ausreichend und kostenlosen Parkraum. Das unterscheidet den Standort von der Geschäftswelt der Innenstadt - trotzdem sei das Admira-Center gefühlt noch an die Kernstadt angebunden, was eine positive Wahrnehmung bedeute.
Trotz dieser Vorzüge "waren wir in den letzten Jahren so ziemlich die einzigen, die die Fahne hier hochgehalten haben", blickte Cornelia Pfister, seit gut 15 Jahren Filialleiterin von Drogerie Müller, auf die wechselvolle und zuletzt wenig Erfolg versprechende Geschichte des 1992 eröffneten Einkaufszentrums zurück. Als Ende 2011 der Rewe-Markt aus dem Admira auszog, hinterließ er eine 1500-Quadratmeter-Lücke, die jahrelang nicht gestopft werden konnte. Alle Hoffnungen, dass sich ein neuer Lebensmittler ansiedeln würde, verpufften. Andererseits erhielten 2016 mehrere Läden ihrer Kündigung mit Wirkung zum Jahresende. Es traf vor allem kleinere Geschäfte im Ostflügel des Einkaufszentrums, im Foyer des einstigen Rewe-Marktes.Betroffen waren unter anderem "Rainer-Müller-Fotografie", das Sportgeschäft "Milkasport" und das "Blüteneck" der Gärtnerei Roth. Als "Norbert's Schlemmer-Eck" 2018 das Admira 2018 verlassen musste, war die Filiale der Bäckerei Fuchs schon lange Geschichte.
Eigentümerin ist "sehr zufrieden"
Doch aktuell gibt es kaum Leerstand im Admira. Auf Nobert's Schlemmereck folgte der Restpostenmarkt "Jawoll", und im August vergangenen Jahres löste das Modegeschäft "Miller & Monroe" Charles Vögele ab. Das Admira-Center, zu dem noch das Modediscounter "Takko" und "Deichmann" Schuhe gehören, scheint lebendiger als in der jüngeren Vergangenheit. Die ursprüngliche Eigentümerin, die Hahn-Gruppe mit Sitz in Bergisch-Gladbach, hat die Gewerbeimmobilie schon vor geraumer Zeit veräußert, wie das Unternehmen am Dienstag bestätigte. Den neuen Eigentümer nannte die Hahn-Gruppe nicht. Man habe Rücksprache mit der aktuellen Objekteigentümerin gehalten, teilte eine Verantwortliche bei Hahn mit, und könne Folgendes mitteilen: "Die Eigentümerin ist nach wie vor sehr zufrieden mit dem Standort." Auch die Stadt Haßfurt konnte keine Auskunft geben, wem das Admira nun gehört.
Bürgermeister Günther Werner äußerte sich aber sehr wohl zum Standort. Das Admira und sein Umfeld hätten "viel Potenzial, die Stadtentwicklung weiter zu stärken", blickte Werner nach vorne. Bei der Ausnutzung der Areale und dem städtebaulichen Erscheinungsbild seien aber Verbesserungen nötig. Für einen derartigen Prozess sind laut Stadtoberhaupt "klar formulierte Ziele in der Stadt- und Bauleitplanung" nötig - und ein Beteiligungs- und Entscheidungsprozess, der die verschiedensten Interessen berücksichtigt.
Vor 20 Jahren: Proteste gegen Admira-Planungen
Letzeres bedeutet vor allem: Was immer sich rund um das Admira-Center tut, es darf nicht in scharfer Konkurrenz zur innerstädtischen Geschäftswelt stehen. Nicht erst seit Eröffnung des ersten Fachmarktes im Gewerbegebiet Ost, das war im Jahr 2006 Obi, fühlen oder fühlten sich viele Ladeninhaber in der Innenstadt von der Entwicklung überrollt und durchaus auch von der Stadtpolitik im Stich gelassen. Schon zwei Jahrzehnte früher hatte es erhebliche Proteste gegen neue Einkaufsmöglichkeiten außerhalb des Stadtkerns gegeben: Damit war damals nichts anderes gemeint als die Planungen für das Admira-Center auf dem brach liegenden Mölter-Firmengelände. Was viele Kritiker damals nicht wissen wollten: Der Bau des Einkaufszentrums war aus landesplanerischer Sicht wesentliche Voraussetzung dafür, dass die Kreisstadt ihre Versorgungsfunktion als Mittelzentrum erfüllen konnte. Das ist laut Günther Werner bis heute der Fall.
Dass viel Fingerspitzengefühl beim Admira-Center erforderlich ist, hat aktuell vor allem damit zu tun, dass sein Schicksal nach der Logik der Stadtplanung mit demjenigen einer anderen großen Potenzialfläche verbunden ist. Keine 300 Meter Richtung Zeil entfernt befindet sich der ehemalige Möbelmitnahmemarkt "Das Ding". Die Stadt hat das Areal erworben und laut Bürgermeister "somit alle Fäden in der eigenen Hand." Erst im Februar hatte Werner gegenüber dieser Redaktion erklärt, dieses Filetstück könne Haßfurt ja nicht auf Dauer ungenutzt lassen. So nahe beieinander liegende Handelsstätten stünden immer in Wechselbeziehungen zueinander, die Entwicklungen von Admira-Center und "Ding-Gelände" seien somit automatisch verknüpft, meinte Werner jetzt. Hier könnte also in der Summe etwas großes Neues entstehen.
Entwicklung mit derjenigen von "Das Ding" verknüpft
Der Stadt spielt dabei wahrscheinlich eine Änderung der Baunutzungsverordnung aus dem Jahre 2017 in die Hände. Sie ermöglicht die Ausweisung eines "urbanes Gebietes", das der Gesetzgeber vorher nicht kannte. Ein "urbanes Gebiet" ist ein Baugebiet, das eine Nutzung zu Wohn-, Gewerbe und Handelszwecken zulässt. Anders als bei einem "Mischgebiet" muss das Nutzungsverhältnis nicht gleichgewichtig sein, die Planer können also Schwerpunkte setzen.
Günther Werner verhehlt nicht, dass die Lage an der ehemaligen B26 für Handelsansiedlungen attraktiv ist. Er wolle aber ein Augenmerk darauf richten, die zentralen Versorgungsbereiche der Innenstadt zu schützen. Genau hierzu bietet ihm seiner Ansicht nach ein "urbanes Gebiet" die Möglichkeit, weil es viel flexibler auf alle Interessen eingehen kann als es das Bauplanungsrecht bis vor zwei Jahren gestattete. Derzeit lässt die Stadt das mit der freien Mischnutzung prüfen.
Müller-Markt will Spielwaren anbieten
"Das Admira-Center führt also keineswegs ein Schattendasein", fasste es der Rathauschef zusammen und erinnerte an das im Februar fortgeschriebene Einzelhandelskonzept, das die Bedeutung des Standorts herausstelle. Müller-Markt-Bezirksleiter Marco Geßner und seine Filialleiterin Cornelia Pfister haben derweil weitere Pläne für das Admira: Nachdem sie ihre Parfümerie vergrößert haben und damit auch hochwertige Naturkosmetik und Pflegeartikel anbieten können, wollen sie schon bald in Haßfurt Spielwaren verkaufen. Einen entsprechenden Antrag haben sie bei der Stadt eingereicht, weil "Müller und Spielwaren einfach zusammengehören" und es in Haßfurt und Umgebung auch weiteren Bedarf an diesem Angebot gebe.