Der Einzelhandel in der Stadt Haßfurt steht vor einer interessanten Veränderung: Die bis dato konkurrierenden Elektrofachmärkte "Expert Müller GmbH" und "Euronics XXL Schlegelmilch GmbH" schließen sich mit Wirkung zum 1. August zu einem Unternehmen zusammen. Es trägt den Namen "Expert Schlegelmilch" und wird im bisherigen Euronics-Markt in der Godelstatt 8 im Gewerbepark Ost angesiedelt sein. Den Standort "Expert Müller" in der Industriestraße 29 geben die Verantwortlichen auf.
Den Zusammenschluss kündigte am Donnerstag Michael Schlegelmilch, Geschäftsführer des Haßfurter Euronics-Marktes, in einer Pressemitteilung an. Jens Ziegler, der bei "Expert Schweinfurt" auch für die Standorte Bad Kissingen, Forchheim und Haßfurt zuständig ist, bestätigte den Schritt auf Anfrage dieser Redaktion.
Auf Dauer: Es kann nur einen geben...
Die Pressemitteilung bedient sich der gängigen Marketingsprache. Es gehe darum, "gemeinsam der aktuellen Marktsituation gerecht zu werden" und den Kunden "am Standort Haßfurt das Beste zu bieten", ist zu lesen. Doch die führenden Köpfe der beteiligten Firmen äußerten sich im Gespräch mit dieser Redaktion offen: "Auf Dauer können zwei Fachmärkte in Haßfurt nicht bestehen", sagte Jens Ziegler, vor allem der Internethandel mache beiden Standorten zu schaffen. Michael Schlegelmilch stimmte im Gespräch mit dieser Redaktion darin überein, "dass der größte Feind nicht vor Ort ist, sondern online". Dennoch erwähnte er auch den harten Wettstreit innerhalb des stationären Handels. Es sind insbesondere die Discounter, die hier wie anderswo den Fachhändlern das Leben schwer machen, weil sie immer wieder, teils zu Spottpreisen und in Massen, Artikel wie Fernseher, Stereoanlagen oder elektrische Haushaltsgeräte anbieten.
"Wir haben uns zusammengesetzt und waren uns schnell einig, dass die Zusammenarbeit wirtschaftlich die sinnvollste Lösung ist", betonte Schlegelmilch und meinte mit "wir" die Gesellschafter der beiden Unternehmen. Die Fusion sei also keine "feindliche Übernahme von rechts oder links", sondern ein gemeinschaftlicher Beschluss. Über Details zu Vertrag und Zusammenschluss wollten sich weder er noch Ziegler äußern. Die Befürchtungen, die das Personal haben könnte, nämlich dass es zum Jobabbau kommt, zerstreuten sie jedoch. "Wir haben Fachkräftemangel", bedeutete Michael Schlegelmilch, dass die Zukunftsaussichten eher schwierig für Arbeitgeber denn für Arbeitnehmer sind. Aus der Pressemitteilung geht hervor, dass auch nach Verkaufsstart von Expert Schlegelmilch im August die bisherige Reparatur- und Servicewerkstatt der Firma Schlegelmilch unverändert bestehen bleibt. Für das neue Unternehmen selbst tritt Michael Schlegelmilch aus der Fachhandelskooperation "Euronics" aus; wie der Name sagt, wird der neue Fachmarkt der Verbundgruppe von "Expert" angehören. Michael Schlegelmilch wird der Geschäftsführung von "Expert Schlegelmilch" angehören.
Sorge vor neuer Konkurrenz auf "Das Ding"-Areal
Ein Impuls für die Haßfurter Hochzeit von Expert und Euronics war, wie Ziegler und Schlegelmilch verdeutlichten, dass in der Kreisstadt möglicherweise ein neues Einkaufszentrum entsteht. Was aus ihrer Perspektive neue Konkurrenz bedeuten könnte. Es geht um "Das Ding", sprich um den einstigen Möbelmitnahmemarkt zwischen Zeiler Straße und Möbelhaus XXX-Lutz. Die Stadt hat die nur noch in Teilen als Lagerhalle genutzte Immobilie und das rund zwei Hektar große Grundstück, auf dem sie steht, Ende 2017 gekauft. Dass hier großes Potenzial für den Wirtschaftsstandort Haßfurt schlummert, haben Gutachten mehrfach herausgestellt. Ende Februar soll der Stadtrat das Einzelhandelsentwicklungskonzept für das Mittelzentrum fortschreiben. Und danach will Bürgermeister Günther Werner in der Tat Investoren anschreiben und um ihre Vorschläge für "unsere letzte große Fläche" bitten. Auf Dauer könne man das Filetstück ja nicht brach liegen lassen.
"Aber es ist noch überhaupt nicht entschieden, was dort entstehen könnte - genau deswegen wollen wir ja Vorschläge einholen und uns inspirieren lassen", wunderte sich der Bürgermeister am Donnerstag im Gespräch mit der Redaktion über die vorschnellen Sorgenfalten bei den heimischen Elektronik-Fachmärkten. Es sei zum Beispiel auch nicht ausgeschlossen, dass "Das Ding" abgerissen und das Grundstück für Wohnbebauung genutzt wird. "Wir werden sehen und entscheiden, welches Konzept das Beste ist", bekräftigte der Rathauschef noch einmal, dass es keinen vorgezeichneten Pfad gibt. Spätestens zum Jahresende sollte die Richtung aber feststehen.
Für die Bewohner, Geschäftswelt und Kunden der Kreisstadt indes ist nicht nur die Nachricht bemerkenswert, dass aus den beiden alteingesessenen Elektro-Geschäften eins wird, sondern auch, dass sich endlich etwas auf dem seit Jahren im Dornröschenschlaf befindlichen "Das Ding"-Areal etwas tut.
