Letzter Schultag! Was für die meisten Kinder pure Vorfreude bedeutet, schließlich stehen die Sommerferien unmittelbar vor der Türe, kann auch heißen: Stress, Angst, Enttäuschung und Trauer. Denn im Zeugnis stehen ja nicht immer die Noten, die man sich wünscht.
Warum das nicht gleich ein Drama sein muss, welche Erinnerungen er selbst an die Zeugnisvergabe als Schüler hat und warum man die Schulbücher in den Sommerferien auf jeden Fall erstmal liegen lassen sollte, verrät Markus Arneth, Leiter des Jack-Steinberger-Gymnasiums Bad Kissingen, im Gespräch mit dieser Redaktion.
Markus Arneth: Im Grunde sehr gute Erinnerungen. Ich war ein ziemlich guter Schüler, wenn auch mit einem kleinen Tief in der Pubertät. Bei mir hieß das aber, dass vielleicht mal eine Drei dabei war. Außer im Sport, das war nie mein Glanzfach.
Arneth: Ja, im Sport gab es in der neunten Klasse einmal zum Halbjahr eine Fünf. Da hatten wir im ersten Halbjahr Schwimmen, da konnte ich nicht teilnehmen. Und danach ging es zum Reckturnen. Da habe ich mich zwar bemüht, aber das Reck und ich wurden einfach keine Freunde. Ich habe dann mit dem Sportlehrer ausgehandelt, dass ich eine Gnaden-Fünf bekomme, wenn ich eineinhalb Stunden Hilfestellung gebe. Für mich war das aber auch keine Katastrophe, weil ich wusste, dass wir im zweiten Halbjahr Volleyball spielen und ich dann schon irgendwie wieder auf die Drei komme.
Arneth: Dass Noten zwar in den Augen vieler Menschen durchaus wichtig sind und in unserer Leistungsgesellschaft auch ihre Berechtigung haben, aber definitiv nicht alles im Leben sind. Es gibt so vieles, was deutlich wichtiger ist. Ich bin seit 23 Jahren Lehrer und habe so viele Schüler erlebt, die trotz schlechter Noten tolle Menschen sind. Die halt einfach andere Fähigkeiten haben.
Arneth: Noten zeigen ja nicht alles, was man an Potenzial hat. In der Pubertät zum Beispiel schießt einem so viel anderes durch den Kopf, was viel wichtiger für die Persönlichkeitsentwicklung ist. Das System in der Schule fußt zwar auf Noten, die das Vorrücken bestimmen. Aber ich hoffe, dass auch die Eltern es so sehen, dass einfach manchmal etwas daneben geht. Und dass ab und zu wirklich auch die Vier die Eins des kleinen Mannes ist.
Arneth: Der Lehrer in mir sagt natürlich, dass es schön ist, wenn Schüler sich vorbereiten. Der Mensch und Pädagoge sagt aber, und das würde ich auch den Eltern raten: Bitte nicht in der ersten Woche die Bücher rausholen und drei Stunden am Tag lernen. Wir haben sechs Wochen Ferien. Wenn Lücken da sind, reicht die letzte oder vorletzte Woche vollkommen aus, wenn man sie konsequent nutzt. Jeder hat sich erstmal Ruhe verdient. Schüler, Eltern und Lehrer. Bitte erstmal den August genießen.