
„Es sind mehr Kinder , die vom Gymnasium zu uns kommen, aber nicht außergewöhnlich mehr“, ist das Fazit des bisherigen Schuljahres von Christian Buchner, Direktor der Jakob-Kaiser-Realschule in Hammelburg. „Normalerweise wechseln fünf bis sieben Kinder pro Jahr zu uns, dieses Jahr waren es elf Kinder seit Beginn des Schuljahres.“
Buchner sieht die Gründe für die Schulwechsel in den vergangenen Pandemiejahren: „Viele Schüler haben das Lernen verlernt. Während Corona wurden deutlich weniger Schulaufgaben geschrieben, da haben viele sich sicherlich nicht so intensiv vorbereiten wie normal. Sitzenbleiben war kaum möglich, die Folgen dieser Kombination zeigen sich jetzt erst richtig.“
Realschule oft Sandwich-Schule
In der Jakob-Kaiser-Realschule hat sich durch den Wechsel allerdings die Schüleranzahl nicht merklich vergrößert: „Wir haben als Sandwich-Schule zwischen Gymnasium und Mittelschule fast die identische Zahl an Schülern weitergeben.“ Das heißt, fast genauso viel Kinder sind von der Realschule an eine Mittelschule gewechselt. Daraus habe sich ein kleines Plus von zwei bis drei Schülern ergeben.
Die anderen beiden Realschulen im Landkreis Bad Kissingen können nicht mehr Kinder als in den Vorjahren verzeichnen, die vom Gymnasium auf ihre Schule gewechselt sind.
Aus der Bad Kissinger Realschule heißt es, dass bisher 17 Kinder von einem Gymnasium an die Schule gewechselt sind. Diese Zahl decke sich mit den Erfahrungen der Zeit vor der Pandemie, so Direktor Torsten Stein. An die Realschule in Bad Brückenau sei dieses Schuljahr bisher etwa drei bis vier Schüler von einem Gymnasium gewechselt, es sei keine Veränderung zur Vorcoronazeit spürbar, berichtet Schulleiter Michael Kreil.
Anzahl der Wechsel normal
Am Jack-Steinberg-Gymnasium Bad Kissingen können laut stellvertretendem Direktor Jens Beck in Bezug auf die letzten sieben Jahre ebenso keine signifikanten Veränderungen festgestellt werden. „Das hält sich mit um die zehn Schülerinnen und Schüler im normalen Rahmen.“ Die meisten Wechsel von dem Gymnasium auf eine Realschule erfolgen in der 6. und 7. Jahrgangsstufe.
Am Frobenius-Gymnasium in Hammelburg liegt die Anzahl der Wechsel mit bislang zwölf Übertritten im selben Bereich wie vor der Pandemie, wie Rektor Matthias Ludolph informiert.
Auch am Franz-Miltenberger-Gymnasium in Bad Brückenau entspricht die Zahl den Jahren zuvor: „Im Laufe des Schuljahres sind vier Kinder an eine Realschule gegangen und das bei einer Gesamtschülerzahl von knapp 300 Kindern “, berichtet Schulleiter Stefan Bub, „Im gesamten Schuljahr 2018/19, also vor Corona, waren es sechs bis sieben Schüler. Da ist kein deutlicher Anstieg erkennbar.“
Zweite Fremdsprache oft ausschlaggebend
Häufig erfolge der Wechsel freiwillig, also ohne Veranlassung durch die Schule, so Bub, „der Weg hätte oft bei uns weiter gehen können“. Auch Rektor Ludolph vom Hammelburger Gymnasium bestätigt, dass der Wechsel der Schulart grundsätzlich nicht die erste Wahl sei: „Oft spielt die zweite Fremdsprache eine Rolle.
Wenn aber die Belastung zu groß wird und das Kind trotz Arbeitseinsatz Misserfolge hat und unglücklich ist, dann ist ein Wechsel sinnvoll.“ Das sei systematisch bedingt, ob es mit den Coronajahren zu tun hat, lasse sich laut Ludolph nicht beziffern.
Wenn dann ein Wechsel vom Gymnasium auf eine Realschule notwendig ist, ist es in den ersten Klassenstufen der weiterführenden Schule am sinnvollsten: „Je älter das Kind ist, desto schwieriger wird ein Wechsel“, betont Realschuldirektor Buchner.
Bis zur siebten Klasse muss kein Stoff nachgeholt werden, „Anfang der 7. Klasse ist es auch noch einfach, aber wenn dann das betriebswirtschaftliche Rechnungswesen dazu kommt, müssen Gymnasiasten einiges nachholen.“ Je höher die Klassenstufe, desto mehr Stoff muss nachgearbeitet werden.
„Die Eingewöhnung erfolgt oft recht schnell, denn vielen Kinder fällt ein Stein vom Herzen, wenn sie beispielsweise kein Latein mehr haben“, hat Buchner beobachtet. Klar ist aber: gelernt werden muss auch an der Realschule .
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