Fridolin Zehner ist seit 18 Jahren Bürgermeister in Rannungen. Er habe lange überlegt, ob er noch einmal kandidieren soll, sagt er. "Ich bin schließlich 68, wenn die Amtsperiode endet. Aber ich bin gesundheitlich fit. Also dachte ich, ich trete noch einmal an." Es reize ihn, weil in der Gemeinde auch in den kommenden sechs Jahren große Aufgaben anstehen. "Aber ich hoffe, es läuft alles in ruhigeren Bahnen."
Macht ihm die politische Arbeit also nach drei Amtsperioden noch Spaß? Mit dem Begriff "Spaß" und "Spaßgesellschaft" könne er nicht viel anfangen, sagt der knapp 62-Jährige. "Die Arbeit macht zufrieden und sie ist erfüllend", definiert er den Arbeitsbegriff für seine Person. Aber es komme natürlich auch vor, dass man nachts mal schlaflos im Bett liegt und grübelt. "Man ist nicht mehr so unbefangen."
Zustimmung auch von jungen Leuten
Nach 18 Jahren Amtszeit gebe es freilich auch Bürger, die mit der Politik in der Kommune unzufrieden sind, so Zehner weiter. "Aber andererseits habe ich in jüngster Zeit auch von vielen jungen Leuten Zustimmung erfahren." Als positiv verbuche er auch sein Abschneiden bei der jüngsten Nominierungsversammlung von CSU/Freien Wählern: Es kamen 50 Leute zur Versammlung, 44 davon haben gewählt. Davon sprachen sich 39 für ihn aus. "Da geht man zuversichtlich in die Zukunft."
Als kommunalpolitisches Urgestein habe man Kollegen, die kürzer im Amt sind, freilich auch ein bisschen was voraus. Das Kontakt-Umfeld sei größer, man kenne bereits Ansprechpartner in anderen Kommunen, im Landratsamt und bei der Regierung von Unterfranken. "Da tut man sich leichter, wenn mal eine Problemstellung zu klären ist."
Stimmungen im Dorf erfassen
Nach einer so langen Amtszeit kann man auch die Menschen im Ort besser einschätzen, sagt Zehner. Die Stimmungen im Dorf zu erfassen, hält er für besonders wichtig. "Man muss das Ohr ständig am Bürger haben." Für ihn sei es selbstverständlich, dass er auch privat, beispielsweise beim Einkaufen oder Spazierengehen am Wochenende, für die Leute jederzeit ansprechbar ist. Das sei besonders wichtig, wenn es Themen gibt, die den Ort spalten, wie zum Beispiel damals, als der Ausbau der Kreisstraße 43 bei Rannungen im Gespräch war.
Bei der Wahl 2020 hat Zehner keinen Konkurrenten zu fürchten. 2002 und 2014 war das anders, als Werner Keller von der Bürgerliste gegen ihn antrat. Bei seinem Amtsanritt im Jahr 2002 ging Zehner mit 53 Prozent relativ knapp aus dem Rennen um den Bürgermeisterstuhl heraus. 2014 verzeichnete er 61,5 Prozent. Ein Achtungserfolg für seine Politik? Damals seien er und sein Mitbewerber Keller gleichermaßen vom Ergebnis überrascht gewesen, sagt Zehner und macht klar, dass er seinen langjährigen Stellvertreter im Amt, der 2019 aus dem Gemeinderat austrat, stets geschätzt habe.
Pro-Kopf-Verschuldung bei 220 Euro
Die Kommunalpolitik in Rannungen war lange Jahre vom Schuldenabbau geprägt. Derzeit liegt die Pro-Kopf-Verschuldung bei 220 Euro, so Zehner weiter. Freilich sei das mehr als beispielsweise in Burkardroth, wo die Kommune schuldenfrei ist, oder in Thundorf, wo sie bei 30 Euro liegt. Laut Zehner bewege sich Rannungen mit diesem Wert immerhin noch unter dem Landesdurchschnitt. "Aber die Verschuldung wird wieder hochgehen", prognostiziert der Gemeindechef. Denn es stünden jetzt Großprojekte an, wie die komplette Erneuerung der Brunnenstraße und die Sanierung der Mehrzweckhalle.
Drei Fragen an den Bürgermeisterkandidaten Fridolin Zehner (CSU):
Main-Post: Was ist Ihnen in den vergangenen sechs Jahren in der Gemeinde Rannungen gelungen, worauf sind Sie vielleicht auch ein bisschen stolz?Fridolin Zehner: Dass wir nun doch den Beschluss für ein Baugebiet im Gemeinderat endlich durchgebracht haben, ist für die Zukunft ganz entscheidend. Aus Gesprächen mit Bürgern weiß ich, dass der neue Schul-/Kirchhof nicht jedem gefällt. Aber die Maßnahme wurde zu 40 Prozent vom Amt für Ländliche Entwicklung und zu 20 Prozent von der Diözese gefördert. Wir werden jetzt sehen, dass wir die Fläche gut ins gesellschaftliche Dorfleben integrieren. Worüber ich auch sehr froh bin, ist natürlich, dass es nach langem Hin und Her eine Entscheidung zur Mehrzweckhalle gab. Nach dem Fasching 2021 wird sie geschlossen und komplett saniert.
Zehner: Vorantreiben müssen wir die Sicherung der Wasserversorgung. Denn es ist noch nicht raus, ob ein dritter Brunnen kommt oder Rannungen an die Fernleitung angeschlossen wird. Die Untersuchungen des Ingenieurbüros laufen gerade. Wichtig ist auch, dass die jungen Leute endlich ihren Jugendtreff im neuen Dorfgemeinschaftshaus bekommen.
Zehner: Er muss zusehen, dass er seine Kommune für die Zukunft rüstet. Dazu gehören zum Beispiel ausreichend Bauplätze für junge Familien, genug Kindergartenplätze und eine gute Nahversorgung der Bürger. Ebenso wichtig ist es, dass ältere Menschen sich wohl fühlen. Wir planen aktuell den Bau einer Tagespflegeeinrichtung. So müssen alleinstehende Senioren im Alter nicht woandershin gebracht werden, sondern können tagsüber in diese Einrichtung gehen.