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Bad Kissingen/Würzburg
Damit sich das Personal wohlfühlt: Beispiel in Bad Kissingen zeigt, was Feelgood-Manager bewirken
"Ich fühle mich wohl bei der Arbeit": Wenn Beschäftigte das sagen, könnte ein Feelgood-Manager im Spiel sein – wie zum Beispiel bei Bitfire in Bad Kissingen.
Wohlfühlen bei Computerspielen: Der IT-Dienstleister Bitfire stellt seinen Beschäftigten diese Konsole zur Verfügung. Für Feelgood-Manager Gregor Weyland sowie die Mitarbeiter Luca Klawitter und Simon Schittko (von links) ist das einer der Beiträge für gutes Betriebsklima.
Foto: Anand Anders | Wohlfühlen bei Computerspielen: Der IT-Dienstleister Bitfire stellt seinen Beschäftigten diese Konsole zur Verfügung.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 17.06.2024 11:52 Uhr

Wenn Gregor Weyland beschreiben soll, was einen Feelgood-Manager ausmacht, hat er eine griffige Beschreibung: Es fühle sich an, als trage er nun ein Hörgerät. Im übertragenen Sinne, denn mit Hörgerät meint der 42-jährige Prokurist des Bad Kissinger IT-Dienstleisters Bitfire die jetzt feinere Art, zuzuhören.

Sich wohlfühlen heißt auf englisch "to feel good". Das macht klar, worauf es einem Feelgood-Manager wie Weyland ankommt: "Meine einzige Arbeit bei Bitfire ist die Mitarbeiterzufriedenheit." Und das beginne beim genauen Zuhören in all den Gesprächen mit den Beschäftigten. "Ich kann mich jetzt besser reinversetzen" in das, was sie ihm erzählen, erklärt der Bitfire-Prokurist.

Beispiel Bitfire: Wie ein Techniker zum Feelgood-Manager wurde

Als ausgebildeter Systemelektroniker ist Weyland eigentlich Techniker. Ein Job, der mit Empathie, Mediation und Gesprächsführung kaum Schnittmengen hat. Als Weyland aber in seiner Zeit vor Bitfire selbstständig war, musste er Personal einstellen und betreuen. Da habe er ein Interesse entwickelt für das, was man Coaching nennt und professionelle Unterstützung von Personal oder Führungskräften meint.

Seit sechs Jahren ist Weyland nun bei Bitfire mit seinen insgesamt 60 Beschäftigten in Bad Kissingen und Fulda. Geschäftsführer Holger Fries suchte seinerzeit einen Experten, "der mit Mitarbeitern professionell umgehen kann". So wurde er auf Weyland aufmerksam, den er schließlich als Personalchef einstellte.

Mitarbeiter Weyland mit Feelgood-Zertifikat

Einige Zeit später wurde Weyland auf die Fortbildung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt zum Feelgood-Manager aufmerksam. Vor etwa drei Monaten machte er das Zertifikat. Der Lehrgang sei für ihn wie ein Katalysator gewesen, so Weyland. Denn um das Wohl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter habe er sich schon vorher gekümmert. Jetzt aber sei das noch intensiver geworden.

Bitfire-Geschäftsführer Holger Fries (rechts) suchte einen Experten, 'der mit Mitarbeitern professionell umgehen kann'. Deshalb stellte er Gregor Weyland als Feelgood-Manager ein.
Foto: Anand Anders | Bitfire-Geschäftsführer Holger Fries (rechts) suchte einen Experten, "der mit Mitarbeitern professionell umgehen kann". Deshalb stellte er Gregor Weyland als Feelgood-Manager ein.

Gemeinsame Ausflüge auf eine Almhütte, eine Bitfire-"Lounge" mit Tischtennisplatte und Sitzecken, eine Spielekonsole für alle sowie regelmäßige Feierabend-Events sind Feelgood-Errungenschaften, die man in den Bitfire-Räumen sehen oder erleben kann. Errungenschaften, die für Geschäftsführer Fries aber nicht alles sind. Ihm gehe es vielmehr im Kern darum, dass jemand permanent für das Wohlgefühl im Betrieb da sei. Eine feste Stelle für Herz und Seele der Belegschaft also. Einen eigenen Etat hat Weyland dafür nicht.

Das sei auch nicht wichtig, so Fries. Denn weniger die Feelgood-Kosten stünden im Vordergrund, sondern der positive Effekt: "Den Fachkräftemangel spüren wir nicht." Bitfire habe keine Probleme, freie Stellen zu besetzen. Denn dass das Betriebsklima außerordentlich gut sei, habe sich auch in Online-Portalen herumgesprochen, heben Fries und Weyland hervor.

Spielekonsole, Sitzecken: Klare Grenzen mit Blick auf die Arbeitszeit

Tischtennisplatte, Spielekonsole, Sitzecken: Was nach grenzenlosem Müßiggang während der Arbeit aussieht, habe klare Grenzen, betont Weyland. Denn wer diese Angebote im Betrieb wahrnehme, tue das grundsätzlich außerhalb der Arbeitszeit. Das sei allen klar. Verstöße dagegen gebe es nicht.

Was die Arbeit von Feelgood-Managern wie Weyland bringt, lasse sich kaum messen, ist Bitfire-Chef Fries überzeugt. Das sieht Bereichsleiter Udo Albert von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt ähnlich: "Es gibt keine Skala, an der man den Erfolg eines Feelgood-Managers unmittelbar ablesen kann."

Letztendlich werde es ein Unternehmen an der Zufriedenheit der Beschäftigten merken, "die durch den Einsatz eines Feelgood-Managers im Idealfall natürlich noch besser werden sollte", ist Albert überzeugt. Das wiederum könne sich in weniger Fehlzeiten und höherer Effizienz zeigen. Das sei ein langfristiger Prozess und "funktioniert nicht von heute auf morgen".

Wie man Feelgood-Manager werden kann

Die IHK Würzburg-Schweinfurt bietet seit vergangenem Sommer eine mehrtägige, gebührenpflichtige Fortbildung zum Feelgood-Manager oder zur Feelgood-Managerin an. In 50 Unterrichtsstunden werden unter anderem einfühlsame Gesprächsführung, Konfliktmanagement, Teambildung, Workshop-Planung und Arbeit an der Unternehmenskultur vermittelt. Nach bestandener Prüfung gibt es ein Zertifikat. Weitere Einzelheiten: www.wuerzburg.ihk.de/weiterbildung
Glücks- oder Zufriedenheitsbeauftragte sind Bezeichnungen, die Feelgood-Managerinnen und -Manager mitunter auch haben. Eigene Beschäftigte dafür weiterzubilden, sei für jene Unternehmen empfehlenswert, die ihre Attraktivität als Arbeitgeber gegenüber der Konkurrenz stärken wollen, meint Bereichsleiter Udo Albert von der IHK Würzburg-Schweinfurt. "Der Feelgood-Manager kann in der Personalabteilung angesiedelt sein oder auf der Führungsebene." Angesprochen seien insbesondere jene Betriebe, "die verstanden haben, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Zufriedenheit und Leistung gibt", so Albert.
aug
 
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Kommentare
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  • Bernhard Schebler
    Dafür gibt es Betriebsversammlungen und Betriebsräte, die für sowas zuständig sind .
    Da wird alles gesprochen, was wichtig ist und was verbessert werden soll. Da braucht man kein "Feelgood-Manager,,.
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Ich würde wetten

    wenn die Angestellten schon von sich aus nicht respektvoll und freundlich miteinander umgehen, hilft auch der beste "Feelgood-Manager" nicht weiter.

    Dass ein schlechtes Arbeitsklima (Angst vor Entlassung, ständiger Druck/ gerne durch unsachliche Kritik, unterdurchschnittliche Konditionen etc.) seinen Teil zu miesen Verhältnissen beiträgt, sollte sich zwar inzwischen herumgesprochen haben, aber in Betrieben, wo das (immer noch) gang und gäbe ist, holen sie sich vmtl. auch keine Berater von außen...
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  • Jutta Nöther
    Stimmt. Und wo das Arbeitsklima nicht stimmt, helfen auch keine Spiele-Konsolen oder Sitzecken.
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