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Würzburg
"Groß wie ein Dackel": Dreister Waschbär randaliert in Würzburg
Am Sonntag randalierte ein Waschbär an der Fassade eines Wohnhauses im Würzburger Frauenland. Die Familie rief die Feuerwehr, doch die konnte das flinke Tier nicht einfangen.
Ein Waschbär krabbelt aus seinem Versteck auf dem Dach. Im Würzburger Frauenland trieb am Sonntag ein ähnliches Exemplar sein Unwesen.
Foto: Symbolbild: Britta Pedersen, dpa | Ein Waschbär krabbelt aus seinem Versteck auf dem Dach. Im Würzburger Frauenland trieb am Sonntag ein ähnliches Exemplar sein Unwesen.
Johanna Heim
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:26 Uhr

Sie wühlen in Mülltonnen, klettern durch Fenster oder machen es sich im Dachstuhl bequem. Dabei hinterlassen Waschbären oftmals eine Spur der Verwüstung. In vielen deutschen Städten sind die flinken und intelligenten Tiere bereits eine unangenehme Plage. Bisher blieb Würzburg, bis auf den Stadtteil Versbach, vor einem solchen Problem verschont. 

Im vergangenen Juni wurde in der Nähe der Versbacher Stadtgrenze der erste Waschbär von einem Jäger geschossen. Seitdem sind die Tiere mehrfach in Versbacher Gärten eingedrungen – fünf Waschbären wurden bis März dort gefangen und anschließend erschossen. Nun scheinen sich die Tiere weiter im Stadtgebiet auszubreiten: Am Sonntag randalierte ein Waschbär bei Traudl und Reiner Wagner im Würzburger Stadtteil Frauenland.

Ehepaar rief Feuerwehr zu Hilfe

"Gegen Mittag wollte ich die Wäsche aufhängen und lief zu unserer Waschküche", sagt Traudl Wagner. Dort angekommen habe sie sich gewunderte, weshalb vor der Türe so viel Dreck auf dem Boden liegt, erzählt sie. Sie sah nach oben und entdeckte den Verursacher. "Es war ein Waschbär, ungefähr so groß wie ein Dackel", berichtet sie. Dieser saß auf dem Vordach der Waschküche und zog die Dämmung aus der Hausfassade. 

"Er war zum Glück nicht aggressiv und hat gebissen oder geknurrt."
Traudl Wagner

Nach dem ersten Schreck habe Wagner versucht, den Waschbären mit einem Besenstiel zu vertreiben. "Er hat aber gar nicht reagiert", so die 74-Jährige. Sie rief ihren Mann Reiner zu Hilfe.  Mit vereinten Kräften versuchte das Ehepaar den Waschbären zum Gehen zu bewegen – doch der blieb standhaft und bewegte sich nicht vom Flachdach. "Er war zum Glück nicht aggressiv und hat gebissen oder geknurrt", berichtet Wagner. 

Daraufhin rief das Ehepaar die Würzburger Feuerwehr, die den Waschbären mit einem Netz einfangen wollte. "Sie haben sehr lange versucht den Waschbären mit einem Stock vom Dach in das Netz zu stoßen, aber das hat nicht geklappt", berichtet Wagner. Zur Unterstützung der zwei Feuerwehrmänner stieg ihr Mann auf das Hausdach. 

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"Ich bin dann auf die Idee gekommen, die Schneeschippe zu nehmen und habe sie meinem Mann aufs Dach gereicht", berichtet sie. "Der hat ihn mit einem ordentlich Schubs hinunter befördert." Doch statt ins Netz der Feuerwehrleute flüchtete das Tier in eine angrenzende Hecke und war daraufhin verschwunden.

Klosteine als Schutz gegen den Waschbären

Den Dreck, den das Tier durch das Herausziehen der Dämmung angerichtet hat, habe Wagner danach aufgeräumt. Zwar sei kein weiterer Schaden entstanden, doch der Schreck über den tierischen Vorfall sei noch immer da. Sonntagnacht habe das Ehepaar deshalb die Außenbeleuchtung angelassen und mehrere streng riechende Klosteine, die sie eigentlich als Marderschutz gekauft hatten, auf ihrem Grundstück ausgelegt.

Wagner hofft, dass das Tier davon abgeschreckt wird und kein zweites Mal vorbei kommt. "Ich schlafe mit offenem Fenster", erklärt sie. Es wäre eine äußert unangenehme Überraschung, würde der Waschbär ihr nachts einen Besuch im Schlafzimmer abstatten, so die 74-Jährige.  "Etwas Angst davor habe ich jetzt schon." Auch die Nachbarn habe Wagner über den tierischen Vorfall informiert – denen habe der Waschbär allerdings noch keinen Besuch abgestattet.

Waschbären breiten sich in der Stadt aus

Laut Georg Wagenbrenner, Pressesprecher der Stadt Würzburg, gebe es seit den ersten bekanntgewordenen Sichtungen bisher drei weitere Meldungen über Waschbären im Stadtgebiet. Eine weitere Ausbreitung der Tiere könne in Würzburg nicht vermieden werden, so Wagenbrenner. "Dies zeigen die Beispiele und Erfahrungen aus anderen Städten und Regionen ganz deutlich." 

Die Stadt Würzburg rät deshalb dazu, präventiv gegen Waschbären vorzugehen, beispielsweise durch bauliche Vorkehrungen. "Sollte es mit einzelnen Tieren oder an einzelnen Stellen wiederholt Vorfälle geben, müssen Maßnahmen wie ein Abfang ergriffen werden", so Wagenbrenner. Dabei könne die Stadt die Jäger unter anderem durch die Bereitstellung von Fallen unterstützen. 

Maßnahmen gegen Waschbären

Die wichtigsten vorbeugenden Maßnahmen sind der Verschluss möglicher Einstiege zu Dachböden, Schuppen und die Verhinderung des Einstiegs durch passive Schutzmaßnahmen wie glatte Bleche, an denen Waschbären keinen Halt finden. So können auch Obstbäume geschützt werden. Offen liegende Müll- und Essensreste sowie Fallobst sollten generell rasch entfernt werden, um keine unerwünschten Besucher anzulocken. Denn Waschbären können durch Flöhe, Läuse und Zecken verschiedene Krankheitserreger auf Mensch und Haustier übertragen. Außerdem können sie Tollwut und andere infektiöse Krankheiten wie beispielsweise Staupe oder Hasenpest verbreiten.
Quelle: Umweltbundesamt
 
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Kommentare
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  • ra.kellermann@gmx.de
    ...gefangen und anschließend erschossen... das sagt alles. Nach dem TierschutzG dürfen Wirbeltiere nicht ohne vernünftigen Grund getötet werden. Aber so einen "vernünftigen Grund" hatten wir ja schon bei männlichen Küken. Und Waschbären sind natürlich per se Schädlinge, die man ausmerzen muss nicht wahr. traurig p.s.: welches Lebewesen schadet der Erde und seinen Mitgeschöpfen eigentlich am meisten....na wer kommt drauf?
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  • flyarcus@gmx.de
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  • klaus.1960k@t-online.de
    Der Waschbär hat in Europa/Deutschland nichts zu suchen. Er gehört hier konsequent bekämpft.
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  • kej0018@aol.com
    Nicht nur im Frauenland, auch im Umfeld der Juliuspromemnade mit ihren vielen Speiseabfällen und Gelben Säcken, die im Inneren Graben tagelang auf der Strasse stehen, wurde schon ein Waschbär gesichtet.
    Aber keine Angst, er knabbert keine Zweibeiner an, auch wenn er in der Innenstadt sein Futter mit Ratten und Tauben teilen muß. Der Waschbär ist mir trotzdem lieber als die beiden vorgenannten...
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