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Bad Kissingen
Warum Landtagskandidatin Bianca Hümpfner (Die Linke) den Personalschlüssel in der Pflege dringend erhöhen will
Bianca Hümpfner kandidiert im Stimmkreis 603 (Bad Kissingen) für die Partei Die Linke. Was sie zu Windrädern, Waffenlieferungen und dem Thema Pflege sagt.
Gesundheitspolitik ist das Steckenpferd von Landtagskandidatin Bianca Hümpfner (Die Linke) aus Bad Kissingen.
Foto: Anand Anders | Gesundheitspolitik ist das Steckenpferd von Landtagskandidatin Bianca Hümpfner (Die Linke) aus Bad Kissingen.
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:13 Uhr

Zur Politik kam Bianca Hümpfner, wie sie sagt, aus Überzeugung. 2018 trat sie in den bayerischen Landesverband von Die Linke ein, kurz nachdem sie aus ihrem Heimatort Mittenwald bei Garmisch-Partenkirchen nach München gezogen war.

"Ich konnte mich mit den Inhalten dieser Partei identifizieren. Denn ich fand zum Beispiel, dass die Arbeiter vom Staat ausgebeutet werden, weil sie sehr viel Steuern zahlen müssen." In Mittenwald, einem "total schwarzen Ort", habe sie zudem Hetze gegen Flüchtlinge miterlebt. All das habe sie dazu bewogen, selbst politisch aktiv zu werden.

Kritik an der eigenen Partei

Die aktuelle Spaltung ihrer Partei auf Bundeseben betrachtet Hümpfner mit Sorge. Damit meint sie nicht nur die frühere Fraktionsvorsitzende im Bundestag Sahra Wagenknecht, die inhaltlich ganz offen von Die Linke abrückte, ja sogar vorhat eine eigene Partei zu gründen.

Hümpfner kritisiert auch, dass die aktuelle Parteispitze, das sind Martin Shirdewan und Janine Wissler, anfänglich für deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine stimmten. "Denn Die Linke ist eine Partei, die für Frieden ist. Mit Waffenlieferungen kann man aber keinen Frieden schaffen."

Windräder werden teilweise mit Basalholz gefertigt

Das alles werde sich "auf jeden Fall" auf die Wahl am 8. Oktober auswirken. Bei der Landtagswahl 2018 bekam Die Linke 3,2 Prozent der Wählerstimmen. Für 2023 tippt Hümpfner auf "unter drei Prozent".

Wichtig ist der 38-Jährigen, wie sie sagt, neben einer ausgewogenen Sozialpolitik auch der Klimaschutz. Dass mehr Windräder gebaut werden, sei gut, aber nicht die ganze Lösung. Denn zahlreiche Rotoren seien mit Basalholz durchmischt, das aus ärmeren Ländern importiert werden muss. Aus einer Studie weiß sie, dass für ein Windrad etwa 150 dieser Bäume gefällt werden müssen.

"Man muss dem Pflegeberuf mehr Anerkennung verschaffen."
Bianca Hümpfner, Direktkandidatin Die Linke

In den Rhön-Landkreisen könnte man doch auch auf den Ausbau der Wasserkraft an der Saale zurückgreifen, findet Hümpfner. Zukunftsweisend wäre in Sachen Klima auch, so die 38-Jährige weiter, wenn man in den beiden Landkreisen den ÖPNV so ausbauen würde, dass alle Menschen an jedem Ort regelmäßig mit Bus und Bahn von A nach B kämen. 

Hümpfners politisches Steckenpferd ist, nach eigenen Angaben, die Gesundheitspolitik. Soeben startete ihre Partei auf Bayern-Ebene eine Petition zum Erhalt der Krankenhäuser. Denn es werde derzeit zu viel Geld in Investitionen gesteckt und zu wenig in die Versorgung der Patienten, findet Die Linke.

In der Altenpflege die positiven Seiten hervorheben

Für Hümpfner ist klar, was man gegen dieses Missverhältnis unternehmen soll: "Man muss das Personal allgemein in der Pflege besser bezahlen und dem Pflegeberuf mehr Anerkennung verschaffen", ist die Überzeugung der studierten Pflegefachkraft.

Oft werde darüber geklagt, dass man zum Beispiel in der Altenpflege nur minderwertige Arbeiten machen müsse. "Das stimmt nicht. Man muss auch die positiven Seiten hervorheben, dass man auch sehr viele Gespräche mit älteren Menschen führt und dabei auch sehr viel zurückbekommt."

In der Pflege fallen zahlreiche Zusatzaufgaben an

Der Personalschlüssel muss im Krankenhaus, aber auch in der Altenpflege dringend erhöht werden, hebt Hümpfner hervor. "Es kann nicht sein, dass eine Pflegefachkraft gleichzeitig für 50 ältere Menschen zuständig ist, bloß weil die in der niedrigen Pflegestufe 1 eingestuft sind." Denn es sei eine sehr anstrengende Arbeit, diese Menschen gleichwertig zu versorgen.

Vergessen dürfe man auch nicht, dass es weitere Erledigungen sowohl im Krankenhaus als auch in der Altenpflege gibt, wie zum Beispiel Telefonate, Arztgespräche und Unterhaltungen mit Angehörigen. Zudem muss vieles dokumentiert werden. Hümpfners Fazit: "Die Krankenhäuser und Pflegeheime halten sich an ein Minimum an Personal, um Geld zu sparen und Gewinne einzufahren."

Das treffe auch für die Kliniken der Landkreise Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld zu, sagt die Sprecherin des Die-Linke-Kreisverbands Main-Rhön. Das habe sie festgestellt, als sie hier in zwei Kliniken selbst Patientin war.

Kritik an der Kommerzialisierung von Krankenhäusern

In einem Fall habe sie sich mit einer weiteren Patientin im Zimmer befunden, die beide Schultern gebrochen hatte. Es habe nur eine Pflegekraft gegeben, die für etwa 40 Personen auf Station zuständig gewesen sei. Hümpfner: "Es war klar, dass die nicht rumkommt." Schließlich habe sie der Frau das Essen verabreicht und sie auch mal neu gelagert.

Hümpfner findet auch die Kommerzialisierung der Krankenhauspflege bedenklich: "Das geht gar nicht", sagt sie zu der Tatsache, dass beispielsweise das Rhön-Klinikum oder der Helios-Konzern, einer Tochter von Fresenius, mit ihren Häusern börsennotiert sind und Gewinne machen. "Denn der Mensch wird in so einem Haus nicht mehr als Mensch gesehen, sondern als Mittel zum Geldverdienen."

Info zur Person:

Bianca Hümpfner ist 38 Jahre alt, geschieden und hat zwei Söhne. Geboren ist sie in Garmisch-Partenkirchen. Nach der Schule machte sie eine Malerlehre, die sie mit der Gesellenprüfung abschloss. Später schulte sie zur Gesundheits- und Krankenpflegerin um und hängte ein Fernstudium zur Verantwortlichen Pflegefachkraft dran (Bachelor of Art, Soziale Arbeit). 2014 zog sie nach München. Seit 2019 lebt sie in Bad Kissingen, ist bei einer Zeitarbeitsfirma registriert und arbeitet aktuell in Bad Rodach. Ihr Hobby: Motorradfahren.
ikr
 
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Kommentare
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  • Roland Albert
    Was für eine Vita…
    Politikerin der Linken…
    Kanditatin derselben.
    Beschäftigt bei einer Zeitarbeitsfirma…
    Arbeitet in Bad Rodach, gemeldet in Bad Kissingen.
    Da kann man seine Stimme auch gleich für was sinnvolleres einsetzen.
    Nein Danke, sag ich da nur.
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