Während der Hochphase der Corona-Pandemie gab es für die Pflegekräfte Applaus. Es wurden bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne gefordert. Der Applaus ist lange schon verhallt. Hat sich seitdem etwas verändert oder gar verbessert?
„Die aktuelle Situation ist weiterhin angespannt und von einem erheblichen Mangel an Pflegefachpersonen geprägt“, teilt der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe auf Nachfrage dieser Redaktion mit.
Mehr Krankschreibungen
Diese Belastung wirke sich unter anderem auf Gesundheit und Arbeitsfähigkeit aus: Eine Erhebung der Techniker Krankenkasse ergab 2022, dass Pflegefachpersonen im Durchschnitt 28,8 Tage aufgrund von Krankheit fehlten – 57 Prozent über dem Durchschnitt aller Beschäftigten (10,5 Tage).
Pflegefachpersonen in der Altenpflege waren im Durchschnitt sogar viereinhalb Tage länger krankgeschrieben (32,1 Tage) als in der Krankenpflege (27,5 Tage).
Besserer Personalschlüssel
Dennoch gebe es in Folge der Pandemie zahlreiche politische Bestrebungen, um Entlastung in der Pflege zu schaffen. Dazu zähle unter anderem ein verbesserter Personalschlüssel für Pflegeheime wie auch Krankenhäuser.
Doch mehr Personal in den Einrichtungen werde laut Bundesverband auf Länderebene „noch Zeit in Anspruch nehmen“. Auch Sabine Dittmar ( SPD , MdB) sieht diese neuen Berechnungen als „mittelfristige“ Möglichkeit der Verbesserung.
Bezahlung nach Tariflohn
Umgesetzt worden seien eine „leistungs- und verantwortungsgerechte Entlohnung“ nach Tariflohn , so der Berufsverband in seiner Mitteilung.
„Insbesondere die seit dem 1. September 2022 gesetzlich verpflichtende Entlohnung für Pflege- und Betreuungskräfte in Tarifhöhe und der Pflegemindestlohn haben zu einem überdurchschnittlichen Anstieg der Löhne im Pflegesektor geführt“, ergänzt Sabine Dittmar .
Mehr Personal notwendig
Eine angemessene Bezahlung ist für Dittmar nur ein Aspekt von vielen, um den Pflegeberuf attraktiver zu machen. Es sei das gesamte Spektrum an möglichen Maßnahmen zu betrachten, dazu gehörten unter anderem eben auch eine bessere Personalausstattung, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Digitalisierung.
Verbindliche Dienstpläne
Positiv sei laut Bundesverband, dass in Bayern die Förderung primärqualifizierender Pflegestudiengänge und der Pflegepädagogik erfolgreich umgesetzt werde.
Auch laufe ein Modellprojekt, in dem Springerkonzepte erprobt werden, um die Dienstplanung in der stationären Langzeitpflege und ambulanten Pflege verbindlich zu gestalten.
Liste der Forderungen
Dennoch ist die Liste der Forderungen des Berufsverbandes noch immer lang: Praxiseinsätze von Studierenden müssen vergütet werden, zusätzliche Urlaubstage und Rentenpunkte sowie ein früherer Renteneintritt ohne Abzüge sollen für Pflegepersonal möglich sein.
Das grundsätzliche Ziel des Berufsverbandes sei es, den Berufsstolz zu fördern, das Pflegemanagement zu stärken und die Akademisierung in der Pflege voranzutreiben.
Arbeitgeber in der Pflicht
Sabine Dittmar möchte Pflegekräften mehr Kompetenzen und mehr Verantwortung ermöglichen – insbesondere in der Zusammenarbeit mit Ärzten.
Aber auch Arbeitgeber seien gefordert, den Arbeitsplatz in der Pflege attraktiv zu gestalten, durch flache Hierarchien, partizipative Strukturen und verlässliche Arbeitszeit- und Ausfallmodelle.
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