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Bad Kissingen
"Rakoczy-Fest" Bad Kissingen: Urgestein Ludwig Büchner sagt nach 37 Jahren als König Ludwig III. Lebwohl
Ludwig Büchner gelangte unerwartet zur Rolle des Königs Ludwig III. beim Stadtfest. Zum Abschied gibt er persönliche Einblicke und erzählt von besonderen Momenten.
Ludwig Büchner hat 37 Jahre lang König Ludwig III. von Bayern beim Rakcozy-Fest in Bad Kissingen verkörpert. Er hört auf und ist 2025 zum ersten Mal seit 1988 nicht mehr dabei.
Foto: Benedikt Borst | Ludwig Büchner hat 37 Jahre lang König Ludwig III. von Bayern beim Rakcozy-Fest in Bad Kissingen verkörpert. Er hört auf und ist 2025 zum ersten Mal seit 1988 nicht mehr dabei.
Benedikt Borst
 |  aktualisiert: 23.03.2025 02:28 Uhr

Mehr als sein halbes Leben lang war es sein Alter Ego: die Rolle von König Ludwig III. von Bayern.  Ludwig Büchner (70) hat 37 Jahre lang am letzten Juli-Wochenende zum Rakoczy-Fest den bayerischen Monarchen verkörpert. "Ich habe schöne Zeiten erlebt, aber es war auch anstrengend und hat viel Disziplin gebraucht", sagt Büchner. Nicht ein Stadtfest, nicht einen Festball, nicht einen historischen Festzug hat er seit 1988 verpasst.  

Ludwig Büchner als König Ludwig III.: Liebe fürs Detail

Wie sehr er sich mit der Rolle identifiziert hat, wie viel Arbeit und Leidenschaft er hineingesteckt hat, das zeigen viele kleine Details, von denen Büchner ganz beiläufig erzählt. Zum Beispiel hatte er sich eine hundert Jahre alte Brille besorgt und Gläser in der eigenen Sehstärke anpassen lassen, damit auch dieses Detail seiner Kostümierung authentisch wirkt. "Das Gestell war aus Messing und wenn ich geschwitzt habe, hatte ich danach immer den Grünspan auf der Nase", erzählt er und lacht.  

Auch Auftritte abseits vom Rakoczy-Fest wie hier bei der Oldtimer-Rallye 'Franken Classic' gehören für Ludwig Bücher (Dritter von links) und die Historischen dazu.
Foto: Simon Snaschel (Archiv) | Auch Auftritte abseits vom Rakoczy-Fest wie hier bei der Oldtimer-Rallye "Franken Classic" gehören für Ludwig Bücher (Dritter von links) und die Historischen dazu.

Jetzt ist Schluss: 2025 wird Büchner nicht mehr Teil der historischen Persönlichkeiten sein. "Ich habe es für mich so entschieden, dass ich aufhöre, solange ich noch körperlich fit bin. Aber es ist für mich schon ein großer Schritt, und eine gewisse Wehmut ist da", erklärt er. Andererseits freue er sich, den Festzug dieses Jahr zum ersten Mal einfach als Zuschauer von außen miterleben zu können, ganz ohne Stress, Schminke und Kostüm.

Rakoczy-Fest Bad Kissingen: Wechsel bei den historischen Persönlichkeiten

Es hatte ohnehin einen kleinen Generationswechsel bei den Darstellern gegeben: Peter Krug, alias Prinzregent Luitpold, mit dem Büchner stets im Doppelpack aufgetreten war, hatte bereits vergangenes Jahr seinen Abschied aus gesundheitlichen und Altersgründen verkündet. Büchner meint: "Da hat es sich angeboten, dass ich auch aufhöre. Das macht es unseren Nachfolgern leichter, sich in die Rollen einzufinden." Mirko Keß übernimmt ab sofort die Rolle des Prinzregenten, Stefan Heuring die von Bayerns letztem König

Ludwig Büchner (rechts) verbindet eine enge Freundschaft mit Peter Krug, der Prinzregent Luitpold spielte. Beide sind 2025 nicht mehr dabei.
Foto: Silvia Gralla | Ludwig Büchner (rechts) verbindet eine enge Freundschaft mit Peter Krug, der Prinzregent Luitpold spielte. Beide sind 2025 nicht mehr dabei.

Seinen ersten Auftritt als König Ludwig III. von Bayern wird Büchner nicht vergessen. Ein heißer Sommer-Samstag und der Bad Kissinger Marktplatz voller Menschen. "Da war meine Feuertaufe, da war ich zum ersten Mal auf der Bühne gestanden", sagt er. Zuvor wurde er mit den anderen historischen Persönlichkeiten im Kurtheater geschminkt und zurechtgemacht. Anschließend ging es zu Fuß in Richtung Innenstadt.

Lampenfieber, Freundschaften, Rakoczy-Erlebnisse

Er weiß noch genau, wie nervös er war. Gelegt hat sich das nie. "Das Lampenfieber gehört einfach dazu, wenn man vorgestellt wird. Dennoch war das erste Mal etwas Besonderes: Wenn du das erste Mal in Uniform läufst und die Leute dich angucken und positiv reagieren, das ist schon eine Umstellung", findet er.  

Mitten im Getümmel: Ludwig Büchner lässt bei der Autogrammstunde im Kurgarten ein Selfie mit sich machen.
Foto: Silvia Gralla (Archiv) | Mitten im Getümmel: Ludwig Büchner lässt bei der Autogrammstunde im Kurgarten ein Selfie mit sich machen.

Zu der Rolle kam er ganz unspektakulär: Hubertus Wehner, damaliger Cheforganisator des Festes, suchte nach einem Ersatz und hatte ihn gefragt. Büchner war zu der Zeit bereits Leiter des städtischen Einwohnermeldeamts und in der Stadt gut bekannt. Nach kurzer Bedenkzeit sagte er zu: "Ich hatte mir vor allem gedacht, dass mir das Spaß machen wird." 

Autogrammstunde nach Rakoczy-Festzug als Highlight

Bereut hat er den Schritt nie. Dafür habe er viel zu viel schöne Erlebnisse gehabt und tolle Menschen kennengelernt. Die Darsteller-Riege der historischen Persönlichkeiten hat er im Lauf der Zeit wie eine Familie in sein Herz geschlossen. "Mit Peter Krug hatte ich eine besondere Verbundenheit. Wir kennen uns schon lange und sehr gut. Man hat dann schon aus dem Augenwinkel heraus genau gewusst, was der andere gerade macht", erzählt Büchner.  

Jahr für Jahr aufs neue beeindruckend empfand er die Zuschauermassen bei dem großen Stadtfest, egal ob bei Saale brennt, dem Festball oder dem Festzug, bei dem allein bis zu 30.000 Menschen an der Straße stehen und den historischen Persönlichkeiten in ihren Kutschen zujubeln.

"Es ist für mich schon ein großer Schritt und eine gewisse Wehmut ist da."
Ludwig Büchner, König Ludwig III. von Bayern

Sein Lieblingsprogrammpunkt war jedoch die Autogrammstunde am Sonntagnachmittag nach dem Umzug im Kurgarten.  "Ich mag die Autogrammstunde so, weil man mit den Leuten ins Gespräch kommt"; sagt er. Etwa mit einer 90-Jährigen aus Landshut, die zu ihm sagte: "Ich hätte nie gedacht, dass ich mich einmal bei einem König für ein Autogramm anstelle." Eine von vielen Anekdoten, die ihn berührt haben und hängen geblieben sind.

Früher hatte er übrigens bis zu 500 Autogramme in der gut einen Stunde gegeben. Im Lauf der Zeit hat sich der Fokus aber gewandelt. Heute wollen die Leute lieber ein schönes Selfie mit dem König als Andenken.  Das Interesse an und die positiven Reaktionen auf die Darsteller haben sich jedoch nicht verändert. Er freut sich, dieses Jahr einmal nicht im Mittelpunkt zu stehen. Er sagt: "Ich will jetzt nach 37 Jahren endlich mal den Festzug sehen!"

Drei Lieblings-Anekdoten von Ludwig Büchner

Bei der Fülle an Erlebnissen sind Ludwig Büchner vier Stück besonders in Erinnerung geblieben.

1. Die verschwundene Tochter

1998 verfolgte seine Familie die Vorstellung der historischen Persönlichkeiten im Rosengarten. Dabei ging Büchners jüngere, elf Jahre alte Tochter in der Menschenmenge verloren. Er selbst setzte seinen Auftritt fort, weil sich sofort genug Menschen auf die Suche nach dem Kind machten. Die Polizei fand das weinende Kind schließlich und brachte es nach Hause. Ein Schockmoment mit glücklichem Ausgang für die ganze Familie.   

2. Hautnah an den Promis

Im Lauf der Jahre hatte Büchner immer wieder spannende Begegnungen mit Prominenten. So hatte er die Gelegenheit, unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie Edmund Stoiber, Günther Beckstein, Horst Seehofer und Markus Söder jeweils als bayerische Ministerpräsidenten zu treffen.

3. Rakoczy-Darsteller auf der Steuben-Parade in New York

Gern denkt er an das Jahr 2000 zurück, als eine Delegation aus Bad Kissingen um Kurdirektor Sigismund von Dobschütz an der Steuben-Parade in New York teilnahmen. Am Abend nach dem Umzug waren die Rakoczy-Darsteller zu einem Galaball in einem Hotel eingeladen, wo sie dann auch kostümiert auftraten. "Ich glaube, dort haben wir den anderen etwas die Schau gestohlen", meint Büchner lachend. Ein gelungener Auftritt, wie das meiste in der Zeit als König Ludwig III. von Bayern.   

 
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