Der Andrang am Sodenberg zur Blütezeit der Frühlings-Adonisröschen wächst von Jahr zu Jahr. Naturschützer sorgen sich, dass dadurch die Vegetation buchstäblich mit Füßen getreten wird. Jahrelang war mit Bildern von schönen Blüten für die Erfolge des Naturschutzes auf den Trockenmagerrasen geworben worden. Die Begeisterung dafür scheint ungebrochen. Gerade angesichts der Beschränkungen in Corona-Zeiten wollen manche offenbar mit Ausflügen zu den Blumen etwas Farbe in ihr Leben bringen.
"Dieses Jahr wird die Belastungsgrenze des Naturschutzgebietes erreicht", räumt das Landratsamt auf Nachfrage dieser Redaktion ein. Seit Beginn der Blütezeit (also innerhalb der letzten etwa sieben bis zehn Tage) seien bisher insgesamt über 900 Besucher gezählt worden. Die Interessenten kommen aus ganz Deutschland.
Schäden am Bewuchs
Wohin die Begeisterung in der Zukunft führt, ist noch offen. Betroffen ist der Sodenberg fast das ganze Jahr über. Vor allem von Beginn der Frühjahrsblüte an bis zum Herbst steigt das Gästeaufkommen.
Das bleibt nicht ohne Folgen. Wegen der Vielzahl der Wanderer kommt es inzwischen vermehrt zu Schäden am Bewuchs. Trotz des Wegegebots werden die Blühflächen häufig betreten, was auch der anderen Vegetation nicht gut tut.
Teilweise scheinen dagegen auch die eingesetzten Aufsichten machtlos. Dabei ist ihr Aufwand enorm. Die Besucher werden gelenkt von acht freiwilligen Helferinnen und Helfern vom Bund Naturschutz unter Leitung der Naturschutzwacht und einer Rangerin. "Diese sind zur Hauptblüte abwechselnd immer vor Ort sind", so die Pressesprecherin des Landratsamtes. Insgesamt werde die Behörde von Ehrenamtlichen sehr gut unterstützt. "Sie leisten vor Ort vorbildliche Betreuung", heißt es. Außerdem gibt es zur Blütezeit ein Wegegebot, dass allerdings nicht immer befolgt wird.
"Da läuft was aus dem Ruder", beschreibt Jagdpächter Markus Sell die Entwicklung. Am Sodenberg gehe der Naturschutz nach hinten los. Sell kommt bei seiner Schätzung der Besucherzahlen mindestens auf einen doppelten Wert des Landratsamtes. "Allein am Donnerstag vor Ostern habe ich bis zu 40 Besucher gezählt", berichtet Sell. Weitflächig würden die Gäste das Gelände durchstreifen. Sämtliche Holzrückegassen würden erkundet und auch Radfahrer kennen keine Grenzen. "Das ist so nicht hinnehmbar", sagt Sell auch mit Blick auf das Wild, das nicht mehr zur Ruhe komme.
Rücksichtslose Besucher
Als Folge daraus sei stärkerer Wildverbiss zu erwarten. Für die Rücksichtslosigkeit mancher Besucher sprechen auch deren Hinterlassenschaften. Sogar von seinen Hochsitzen muss der Jäger Müll wegräumen.
Etwas Entspannung könnten steigende Temperaturen und Trockenheit bringen. Die Dauer der Blüte vornehmlich im April ist stark von der Witterung abhängig. Zwar sind bisher wegen der aktuellen Kälte erst die Hälfte der Adonisröschen aufgeblüht.
Nach einem Wetterumschwung mit mehr Sonne und Wärme ist mit einem rascheren Abblühen und vielleicht nachlassenden Besucherströmen zu rechnen. Wobei sich dann das Interesse womöglich zu anderen Bereichen hinwendet. Stark betroffen von einem gewissen Übertourismus im Landkreis sind laut Landratsamt auch Teile der Schwarzen Berge sowie der Trettstein-Wasserfall bei Waizenbach.Wolfgang Dünnebier